München (Reuters) - Der Hochlauf der Elektromobilität kostet 1300 Jobs beim Herzogenauracher Auto- und Industriezulieferer Schaeffler. Das Unternehmen kündigte am Dienstag an,

Stellen vor allem in den Bereichen zu streichen, die sich mit dem Bau und der Entwicklung von Teilen für Verbrennerautos beschäftigten. Allein in Deutschland fielen 1000 Arbeitsplätze weg, unter anderem in der Verwaltung und in der Entwicklung. "Dieser Schritt ist notwendig, um die Firma für die Zukunft auszurichten", sagte Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld. Es handle sich um eine Reaktion auf den beschleunigten Wandel in der Branche hin zu Elektromobilität, nicht um eine Reaktion auf die Gas- und Energiekrise.

In der Autobranche nimmt der Anteil der Elektroautos derzeit rapide zu. So verkaufte etwa BMW zuletzt doppelt so viele Elektroautos wie vor Jahresfrist. Einige Firmen haben bereits angekündigt, schon in wenigen Jahren keine neuen Verbrenner mehr auf den Markt zu bringen. Schaeffler verweist darauf, dass Autohersteller ihre Entwicklungsaktivitäten für Verbrenner kontinuierlich reduzierten, was entsprechende Anpassungen bei dem Zulieferer notwendig mache. Elektroautos benötigen deutlich weniger Teile als Verbrenner - Kolben, Kurbelwellen oder Abgassysteme fallen ersatzlos weg, wenn ein Elektromotor die Achsen direkt antreibt. Insgesamt liegt die Wertschöpfung - Batteriezellen ausgenommen - im Antrieb von Elektroautos bei einem Drittel der Wertschöpfung für Verbrenner. Auch bei vielen anderen Zulieferern werden deswegen Stellen gestrichen.

Schaeffler erwirtschaftet rund 60 Prozent seines Umsatzes in der Autosparte; bei den Neuaufträgen entfällt inzwischen etwa die Hälfte auf das Geschäft mit Elektroautos. Der nun angekündigte Stellenabbau sei keine Änderung der Strategie und kein Ausstieg aus der Verbrennertechnologie, betonte Rosenfeld. "Aber wir müssen den Prozess begleiten, vielleicht schneller als gedacht." Von dem Stellenabbau verspricht sich das Unternehmen jährliche Einsparungen von bis zu 100 Millionen Euro; die Kosten werden auf 130 Millionen Euro beziffert. An der Börse legten die Aktien nach der Ankündigung um mehr als zehn Prozent zu.

GEWINN SINKT

Im abgelaufenen Quartal erwirtschaftete Schaeffler einen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro, das entspricht einem währungsbereinigten Plus von rund einem Fünftel. Für die ersten neun Monate summieren sich die Erlöse auf 11,8 Milliarden Euro, 8,7 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2021. Der Betriebsgewinn sank um 15,5 Prozent auf 813 Millionen Euro; Schaeffler begründete das mit hohen Fracht- und Logistikkosten. Mit sieben Milliarden Euro Umsatz in den ersten neun Monaten ist die Autosparte der wichtigste Geschäftszweig bei Schaeffler. Der Betriebsgewinn in der Sparte halbierte sich dagegen auf 213 Millionen Euro; die Gewinnmarge lag zudem deutlich unter der Marge des Industrie- und des Ersatzteilgeschäfts.

(Bericht von Christina Amann. Redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)