FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen weiten die Verluste am Mittwochnachmittag aus. Der DAX verliert 0,8 Prozent auf 15.776 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1 Prozent auf 4.246 nach unten. Wachstumssorgen lösen die Problematik rund um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA ab. Beobachter gehen fest davon aus, dass der US-Kongress der zwischen Präsident Joe Biden und dem republikanischen Sprecher Kevin McCarthy erzielten Einigung zustimmen wird. Den Auftakt bildet das Repräsentantenhaus mit einer für den Abend angesetzten Abstimmung. Die anstehende Debatte verspricht nach Einschätzung der Commerzbank heftig zu werden.

Als Kursbremse erweisen sich die neuen Einkaufsmanagerdaten aus China: Dort drehte die Industrie entgegen der Erwartung wieder deutlich in den kontraktiven Bereich ab und deutet damit auf eine schwächere Nachfrage aus der Weltwirtschaft hin. Auch in der Dienstleistungsbranche hat sich die Lage im Mai eingetrübt, der Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor fiel auf 54,5 nach 56,4 Punkten im Vormonat. Nach Einschätzung der Commerzbank deuten die Daten an, dass die schwache Konjunktur im Privatsektor das Wachstum des verarbeitenden Gewerbes weiterhin belastet. Auch die anhaltende Schwäche der Auslandsnachfrage nach Waren spiele eine Rolle.


   Inflation weist in die richtige Richtung 

Der Markt kann in dem Umfeld nicht von überwiegend günstig ausgefallenen Inflationszahlen aus Europa profitieren. Auch die deutschen Verbraucherpreise haben sich im Mai unter Erwarten entwickelt. Der Rückgang der Teuerung ist nach Aussage von Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen nicht nur auf eine geringere Teuerung bei Energie und Nahrungsmitteln zurückzuführen. "Auch die Kernteuerungsrate ging nach unserer Schätzung recht deutlich - von 5,8 auf 5,3 Prozent - zurück, was nur teilweise am 'Deutschlandticket' liegt", so Solveen und fügt hinzu: "Auch ohne diesen Effekt wäre die Kernteuerungsrate zum ersten Mal seit Juni 2022 gefallen."

Mit einem Minus von 1,9 Prozent stellt der Ölsektor den schwächsten Sub-Index. "Die Anleger sind nervös, was die zukünftige Nachfrage angeht", schreibt Activ-Trades-Analyst Ricardo Evangelista. Die Verunsicherung wurde durch die enttäuschenden chinesischen Produktionsdaten noch verstärkt. Da die wirtschaftlichen Aussichten für den größten Rohölimporteur der Welt unsicher blieben, sinken in Folge die Nachfrageerwartungen. Diejenigen, die gehofft hatten, dass die Produktionskürzungen der Opec+-Länder die geringere Nachfrage ausgleichen würden, wurden indessen enttäuscht.

Savannah Resources haussieren dagegen mit Aufschlägen von 25 Prozent an der Londoner Börse, nachdem der Minenbetreiber grünes Licht für sein Lithium-Projekt durch die portugiesischen Umweltbehörden erhalten hat. Damit kann die nächste Stufe im Genehmigungsverfahren für das Barroso Lithium Projekt starten. Hintergrund des Minenprojekts ist die rasant steigende Nachfrage nach Lithium, einem Schlüsselelement für die Produktion von Batterien, die wiederum in elektrischen Fahrzeugen eingesetzt werden. Derzeit wird in Europa Lithium in nur sehr geringen Mengen gefördert. Durch eine verstärkte eigene Produktion soll die Abhängigkeit von chinesischen Importen reduziert werden.

Für eine leicht verbesserte Stimmung gegenüber Sanofi (+0,3%) sorgen Nachrichten zu einem Studienerfolg bei Frexalimab. Das Multiple-Sklerose-Medikament erreichte seinen primären Endpunkt und deutet auf eine signifikant reduzierte Aktivität der Erkrankung.

Prudential geben mit minus 4,8 Prozent kräftig nach. Grund ist der Rücktritt von CFO James Turner infolge einer Code-of-Conduct-Untersuchung. Die Nachfolge tritt Ben Bulmer an. Abgesehen von den negativen Schlagzeilen macht die Citigroup keine negativen Auswirkungen auf die Geschäftsaktivitäten des Konzerns aus.

Für die Aktie von Morphosys geht es um 0,6 Prozent auf 23,90 Euro nach oben. Für die UBS ist die Aktie ein Kauf, das Kursziel mit 47 Euro deutlich über dem aktuellen Niveau. Für die Analysten ist die Aktie an der Börse falsch bewertet und bei entsprechenden Nachrichten biete sie ein deutliches Aufwärtspotenzial, während der aktuelle Aktienkurs nur einen geringen Pipeline-Wert impliziere.


   SBB stellt Zinszahlungen auf Hybridanleihen ein 

Die Zahlungsschwierigkeiten des angeschlagenen schwedischen Immobilienunternehmens SBB setzen den Sektor unter Druck. SBB hat angekündigt, vorübergehend die Zinszahlungen auf Hybridanleihen einzustellen. Die Nachricht schickt die SBB-Aktie um weitere 25 Prozent in den Keller, seit Jahresbeginn hat das Papier 70 Prozent an Wert verloren. SBB leidet wie die gesamte Branchen unter den rasant gestiegenen Zinsen, die eine Korrektur am Immobilienmarkt ausgelöst hat. SBB erwägt Anteilsverkäufe bzw. einen Komplettverkauf, um die Schuldenlast zu reduzieren. Auch Vonovia (-2,6%) ist auf dem schwedischen Immobilienmarkt engagiert.

Temenos gewinnen 0,3 Prozent auf 76 Franken. Positiv wird im Handel gewertet, dass der aktivistische Investor Petrus Advisers seine Beteiligung auf nun über 3 Prozent ausgebaut hat. Damit dürfe die Übernahmefantasie wieder aufkeimen. Die Analysten von Jefferies hatten sich jüngst die Übernahme-Bewertungen bei AVEVA, SimCorp und ESI angeschaut und daraus einen Preis für Temenos im Bereich von 80 bis 125 Franken je Aktie hergeleitet.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.245,00        -1,1%        -46,58         +11,9% 
Stoxx-50                3.946,68        -0,6%        -25,76          +8,1% 
DAX                    15.766,44        -0,9%       -142,47         +13,2% 
MDAX                   26.606,31        -0,7%       -189,10          +5,9% 
TecDAX                  3.212,04        -0,2%         -6,67         +10,0% 
SDAX                   13.153,05        -0,9%       -117,55         +10,3% 
FTSE                    7.486,24        -0,5%        -35,83          +0,9% 
CAC                     7.133,22        -1,1%        -76,53         +10,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,28                      -0,05          -0,29 
US-Zehnjahresrendite        3,67                      -0,02          -0,21 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 9:48 Uhr  Di, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0695        -0,4%        1,0675         1,0723   -0,1% 
EUR/JPY                   149,39        -0,4%        149,14         149,86   +6,4% 
EUR/CHF                   0,9738        +0,1%        0,9726         0,9698   -1,6% 
EUR/GBP                   0,8624        -0,3%        0,8632         0,8645   -2,6% 
USD/JPY                   139,71        -0,1%        139,73         139,75   +6,6% 
GBP/USD                   1,2398        -0,1%        1,2366         1,2405   +2,5% 
USD/CNH (Offshore)        7,1224        +0,4%        7,1263         7,0907   +2,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                27.120,24        -2,2%     27.179,19      27.678,93  +63,4% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  68,56        69,46         -1,3%          -0,90  -14,1% 
Brent/ICE                  73,22        73,71         -0,7%          -0,49  -12,6% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.971,02     1.959,29         +0,6%         +11,73   +8,1% 
Silber (Spot)              23,41        23,23         +0,8%          +0,19   -2,3% 
Platin (Spot)           1.007,00     1.019,00         -1,2%         -12,00   -5,7% 
Kupfer-Future               3,62         3,66         -1,1%          -0,04   -5,2% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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May 31, 2023 10:03 ET (14:03 GMT)