GÖTTINGEN (awp international) - Für den Pharma- und Laborausrüster Sartorius ist die Coronavirus-Krise Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite stocken die Kunden ihre Lager vorzeitig auf, was den Auftragseingang der Göttinger zuletzt stark befeuert hat. Auf der anderen Seite leidet die Laborsparte des MDax -Unternehmens unter einer rückläufigen Nachfrage in China nach Laborinstrumenten. Mit den jüngsten Zukäufen in Israel und den USA rechnet sich das Management um Konzernchef Joachim Kreuzburg für 2020 trotzdem bessere Geschäfte aus als ursprünglich gedacht. Die Dividende wird indes auf den Prüfstand gestellt. Die Aktie liegt im frühen Handel 4,9 Prozent im Plus.

"Wir gehen davon aus, uns noch für einige Zeit auf erhebliche Unsicherheiten und Risiken einstellen zu müssen", sagte Kreuzburg am Dienstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen zum ersten Quartal. Daher werde das Management den bisherigen Dividendenvorschlag von 0,71 Euro je Vorzugsaktie und 0,70 Euro je Stammaktie möglicherweise herunterschrauben. Kreuzburg sieht in der derzeitigen Situation zugleich auch zusätzliche Chancen "zur weiteren Verstärkung mit innovativen Technologien".

Sartorius will vom US-Mischkonzern Danaher ausgewählte Geschäfte aus dem Life-Sciene-Portfolio für insgesamt 825 Millionen US-Dollar (759 Millionen Euro) übernehmen. Dabei geht es um verschiedene Labor- und Bioprozess-Technologien sowie Filtersysteme. Das Unternehmen rechnet weiter damit, innerhalb der nächsten Wochen die letzten Kartellfreigaben zu erhalten und die geplante Übernahme abschliessen zu können. Ende 2019 hatte Sartorius zudem etwas mehr als die Hälfte der Anteile am israelischen Zellkulturmedien-Entwickler und -Hersteller Biological Industries übernommen.

Mit dem erweiterten Portfolio hat Kreuzburg die Ziele für das laufende Jahr nun hochgeschraubt: Das angepeilte Umsatzwachstum liegt jetzt bei 15 bis 19 Prozent, zuvor waren es 10 bis 13 Prozent. Die operative Marge (Ebitda) soll weiterhin auf rund 27,5 Prozent steigen, 2019 lag sie bei 27,1 Prozent. Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie stehe die Prognose unter grösserer Unsicherheit als üblich, hiess es.

Im ersten Geschäftsquartal haben die Göttinger ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 17 Prozent auf rund 510 Millionen Euro gesteigert. Das lag fast ausschliesslich an den weiter gut laufenden Geschäften in der Biotech-Sparte, die um rund 23 Prozent wuchs. In der Laborsparte stagnierte die Umsatzentwicklung dagegen.

Zwar wies Sartorius darauf hin, dass die Vergleichswerte aus dem Vorjahr moderat ausgefallen sind. Analysten hatten trotzdem deutlich weniger auf dem Zettel. Der Auftragseingang legte um rund 30 Prozent auf 629 Millionen Euro zu. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um gut ein Fünftel auf 138 Millionen Euro. Unter dem Strich stieg der Gewinn um 17,5 Prozent auf 57 Millionen Euro.

In ihren ersten Einschätzungen lobten Analysten das Zahlenwerk und sprachen von einem starken Auftragseingang sowie einem insgesamt dynamischen Jahresstart. Ein Händler stimmte dem ebenfalls zu, wies aber zugleich darauf hin, dass die Aussagen zur Dividende womöglich etwas belasten könnten. Letztendlich stehe die Dividende bei Sartorius aber nicht im Fokus.

Seine diesjährige Hauptversammlung will Sartorius wegen der Coronavirus-Pandemie nun online ausrichten. Ursprünglich sollte das Aktionärstreffen am 26. März stattfinden./kro/eas/fba