(neu: mehr Hintergrund, Aussagen aus der Analystenkonferenz, Aktienkurs aktualisiert)

GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie und Übernahmen haben beim Pharma- und Laborausrüster Sartorius für einen Wachstumsschub gesorgt. Das Jahr 2020 lief besser als erwartet, langfristig blickt der Konzern nun optimistischer in die Zukunft. Analysten fanden für das Zahlenwerk und die Prognose lobende Worte, die Aktie legte deutlich zu.

"In einem sehr intensiven und anspruchsvollen Umfeld haben wir das wachstumsstärkste Jahr der jüngeren Unternehmensgeschichte und gleichzeitig mehrere strategisch wichtige Akquisitionen realisieren können", sagte Unternehmenschef Joachim Kreuzburg am Mittwoch in Göttingen. Vor allem im Schlussquartal hätten beide Sparten reichlich Tempo gemacht. Dabei profitierte der Konzern von der stark gestiegenen Nachfrage durch Impfstoffhersteller.

An der Börse waren die Reaktionen auf diese Nachrichten zunächst positiv. Die Sartorius-Vorzugsaktie war am Morgen um fast sechs Prozent gestiegen, aus dem Handel ging das Papier noch 0,78 Prozent höher bei 389,00 Euro. Erst im November hatte die Aktie ein Rekordhoch bei 416,80 Euro erreicht.

Nach den jetzigen Quartalszahlen sprach Analyst Scott Bardo von der Berenberg Bank von einem "wirklich beeindruckenden Zwischenbericht" des Pharma- und Laborzulieferers, der unter anderem Zellkulturmedien, Bioreaktoren, Spezialfilter und Analyseinstrumente herstellt. Der Ausblick für das laufende Jahr und bis 2025 belege die anhaltende Dynamik der Geschäftsentwicklung. Die Ziele seien hoch gesteckt, aber die Niedersachsen seien bekannt dafür, sie zu erreichen und noch zu überbieten.

Das MDax-Schwergewicht, das auch ein Dax-Kandidat ist, rechnet im Jahr 2025 nunmehr mit einem Umsatz von rund fünf Milliarden Euro. Bislang waren vier Milliarden Euro angepeilt gewesen. Die operative Marge soll dabei auf rund 32 Prozent klettern. Hier waren bisher rund 28 Prozent prognostiziert worden. Der Umsatzanstieg soll in beiden Sparten überwiegend durch organisches Wachstum sowie zusätzlich durch Akquisitionen erzielt werden. Bei den Übernahmen soll der Schwerpunkt weiter im Biotechnologiegeschäft liegen, sagte Finanzchef Rainer Lehmann auf einer Analystenkonferenz anlässlich der Zahlen.

Für einige Experten kommt die Erhöhung nicht überraschend - sie hatten bereits Schätzungen in dieser Höhe auf dem Zettel. Die Durchschnittsprognose der von Bloomberg erfassten Experten lag allerdings zuletzt deutlich unter der jetzt vom Unternehmen in Aussicht gestellten Zahlen.

Seinen Optimismus für die nächsten Jahren zieht Konzernchef Kreuzburg vor allem aus dem unerwartet starken Lauf der Biotechnologie-Sparte, wie er auf der Konferenz erklärte. "Tagtäglich liefern wir weltweit Impfstoffherstellern wichtige Technologie für die Herstellung von Coronavirus-Vakzinen", sagte der Manager.

Damit hat die Pandemie dem Konzern 2020 auch ein Umsatz- und Gewinnplus beschert: Die Erlöse stiegen im vergangenen Jahr um fast 28 Prozent auf rund 2,34 Milliarden Euro. Regional betrachtet kam das größte Plus aus den USA, aber auch in den anderen Absatzmärkten konnte Sartorius prozentual zweistellig wachsen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um knapp 40 Prozent auf 692 Millionen Euro.

So schnitt das Unternehmen noch etwas besser ab als zuletzt prognostiziert und als Experten es erwartet hatten. Konstanter Wachstumstreiber war die Biotechnologie-Sparte, sie erlebte einen Auftragsboom insbesondere durch die Impfstoffhersteller. Die Sparte für Laborausrüstung hatte dagegen insbesondere wegen der Lockdowns in China mit einer schwierigen ersten Jahreshälfte zu kämpfen. Sie profitierte ab dem dem dritten Quartal aber von Nachholeffekten. Hinzu kamen positive Effekte durch die Übernahme einiger Geschäfte von Danaher Life Science.

Konzernweit wirkten sich auch Einsparungen positiv aus. Beispielsweise seien durch den Wegfall von Dienstreisen und weniger Neueinstellungen in den Nicht-Produktionsbereichen Kosten eingespart worden, hieß es.

Im laufenden Jahr rechnet das MDax-Schwergewicht mit einem Umsatzplus von 19 bis zu 25 Prozent bei einer steigenden Profitabilität. Daher will Sartorius die Produktionskapazitäten noch einmal erweitern, vor allem an Standorten in Deutschland, Puerto Rico und China. Die Wachstumsraten im kommenden Jahr dürften dabei laut Kreuzburg im ersten Halbjahr besonders deutlich ausfallen. Grund seien das starke Auftragsbuch und die Übernahmen aus dem vergangenen Jahr. So seien etwa die Danaher-Geschäfte erst im Mai zum Konzern gekommen.

2020 hatte sich Sartorius über das Danaher-Geschäft hinaus durch weitere Zukäufe noch breiter aufgestellt. Zuletzt kam im Dezember der US-Filtrationsexperte Watersep mit 100 Mitarbeitern hinzu. Zudem gab es bereits eine Einigung mit der französischen Firma Novasep, von der Sartorius die Chromatographie-Sparte übernehmen will. Noch fehlt die Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden. Kreuzburg rechnet aber damit, dass das Geschäft im zweiten Quartal abgeschlossen werden kann./tav/knd/jsl/he