--Reaktion auf Kritik und mögliche Interessenskonflikte

--Keine Finanzierungslücke bei SAP Fioneer

--SAP weiter überzeugt von hohem Potenzial von Fioneer

--Künftig keine gemeinsamen Investments von SAP und Plattner-Stiftung

(NEU: Aussagen SAP und Stiftung, weitere Details)

Von Hans-Joachim Koch

Frankfurt (Dow Jones)--Die Stiftung des SAP-Aufsichtsratsvorsitzenden Hasso Plattner wird sich als Co-Investor des Joint Ventures (JV) des Softwarekonzerns mit der Münchener Beteiligungsgesellschaft Dediq zurückziehen und einen Ersatzinvestor suchen. Sie begründet dies mit den "öffentlich und anonym vorgebrachten Zweifeln und Anschuldigungen" und dem Bestreben, Schaden von SAP und der Stiftung abzuwenden. Die Hasso-Plattner-Foundation (HPF) ist einer der größten SAP-Aktionäre. Der Rückzug von HPF wird nach den Worten eines SAP-Sprechers nicht zu einer Finanzierungslücke bei dem Joint Venture führen.

Bei der Bekanntgabe des unter SAP Fioneer firmierenden JV am 13. April war das Engagement der Stiftung nicht offengelegt worden, es wurde erst knapp einen Monat später bekannt. Zunächst war nur die Rede von weiteren, namentlich aber nicht genannten Investoren. In den nächsten Jahren will Dediq nach damaligen Aussagen zusammen mit diesen Partnern über 500 Millionen Euro in SAP Fioneer investieren. Das JV soll Branchenlösungen für die Finanzindustrie liefern. Die bislang bestenfalls in Fachkreisen bekannte Beteiligungsgesellschaft hält 80 Prozent, der Rest liegt bei SAP.


   Stiftung sieht keine Verstöße gegen Compliance und Fairness 

Die Stiftung verweist jetzt darauf, dass "nach erneuter Bestätigung der Compliance und Fairness der Investition in SAP Fioneer durch unabhängige externe Experten" die Suche nach einem Ersatzinvestor laufe. Sie betont, "mit der passiven Mitfinanzierung" des Dediq-Investments in SAP Fioneer "weder gegen geltendes Recht noch Compliance-Vorschriften verstoßen" zu haben.

Die geäußerte Kritik nannte die HPF "in hohem Maße irritierend und bisweilen absurd". Sie könne aber nicht ignoriert werden, weshalb sich die Stiftung und der Stifter zu diesem Schritt entschlossen hätten.


   Keine Investments von SAP und Stiftung mehr 

Weitere Konsequenz ist, dass die Stiftung und SAP künftig keine gemeinsamen Investments mehr tätigen wollen. Dies gelte "unabhängig davon, dass Hasso Plattner nicht an den Investment-Entscheidungen der Hasso-Plattner-Foundation beteiligt ist und er oder seine Familienangehörigen angesichts deren Gemeinnützigkeit nicht davon profitieren können."

SAP-Finanzvorstand Luka Mucic betonte die Kontinuität für die weitere Entwicklung von SAP Fioneer. Für Kunden und Partner werde sich durch den Eintritt eines neuen Investors nichts ändern. Zugleich betonte er: "Vom hohen Potenzial von SAP Fioneer und von den hervorragenden Marktchancen sind wir nach wie vor fest überzeugt."

Die Stiftung wäre gerne weiter bei SAP Fioneer investiert geblieben, sagte deren Vorstand Rouven Westphal, der seit Mai auch Mitglied des SAP-Aufsichtsrats ist. "Wir glauben fest an den Erfolg von Fioneer." Bis zum Rückzug werde die Stiftung zu ihren Zusagen stehen. Außerdem solle sichergestellt werden, dass "die, die uns als passiver Investor folgen, die gleichen Ziele und Werte verfolgen wie wir". Bis wir diese Lösung gefunden haben, stehen wir natürlich zu unseren Zusagen." Durch den Ausstieg sollen auch mögliche künftige Interessenskonflikte ausgeschlossen werden durch die Doppelfunktion von Westphal in Stiftung und Aufsichtsrat.

Dem Handeslblatt sagte Westpfahl, die Suche werde voraussichtlich einige Monate dauern. Er zeigte sich aber zuversichtlich, bis Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres einen neuen Investor gefunden zu haben.

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July 01, 2021 04:56 ET (08:56 GMT)