Von Hans-Joachim Koch

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Softwarekonzern SAP hat im dritten Quartal im Cloudgeschäft überraschend kräftig zugelegt und beim Betriebsergebnis besser als erwartet abgeschnitten. Dadurch lag die operative Marge über den Analystenschätzungen. Das Ziel, im kommenden Jahr ein zweistelliges Wachstum beim Betriebsergebnis zu erreichen, bekräftigte SAP. Die Jahresprognose 2022 blieb zwar bei Betriebsergebnis, Cloud-und Cloud-/Softwareumsatz unverändert, wurde aber beim Free Cashflow leicht auf "rund" statt "über" 4,5 Milliarden Euro runtergenommen.

Die viel beachtete operative Marge lag im dritten Quartal mit 26,7 Prozent unter dem hohen Vorjahreswert von 30,7 Prozent, aber über der Konsensschätzung von 26,5 Prozent. Das Wachstum beim Cloudgeschäft hat sich auf knapp 38 Prozent von gut 34 Prozent im zweiten Quartal beschleunigt. Gleichzeitig hat sich die erwartete Abschwächung im margenstarken Lizenzgeschäft intensiviert.

Der Cloud-Auftragsbestand auf Sicht eines Jahres (Current Cloud Backlog) legte zum Vorjahreszeitraum um 38 Prozent bzw währungsbereinigt auf 11,3 Milliarden Euro zu, am Jahresende 2021 waren es 9,45 Milliarden Euro gewesen. Währungsbereinigt waren es 26 Prozent mehr. Bei der SAP-Kernsoftware S/4 Hana hat sich der CCB sogar mehr als verdoppelt auf 2,662 Milliarden Euro.

Der operative Quartalsgewinn war weiter rückläufig, sank allerdings nur um 1 Prozent auf 2,094 Milliarden Euro. Analysten hatten lediglich 2,008 Milliarden erwartet. Die Einschätzung, dass es ab dem vierten Quartal wieder einen Anstieg geben werde, gefolgt 2023 von zweistelligen Wachstumsraten, bekräftigte Finanzvorstand Luka Mucic. Bei der im Juli angedeuteten Erhöhung der Mittelfristziele 2025 "in den kommenden Quartalen" hat SAP noch nicht geliefert, hält aber an der Aussage fest. CEO Christian Klein sieht den Konzern voll auf Kurs, die derzeitigen Ziele zu erreichen. Er zieht den Optimismus vor allem aus dem Cloud-Momentum, das über den eigenen Planungen liege. Gerade die gestiegene Rate an planbaren Umsätzen, die inzwischen 80 Prozent erreicht habe, gebe Zuversicht.

Der Gesamtumsatz im dritten Quartal verbesserte sich um knapp 15 Prozent auf 7,841 Milliarden Euro, auch hier hatten Analysten weniger erwartet. Davon entfielen auf das Cloudgeschäft 3,288 Milliarden Euro, 406 (Vorjahr: 657) Millionen Euro auf Lizenzen und auf den Servicebereich 3,016 Milliarden (plus 3,3 Prozent). Die Restrukturierungsaufwendungen, vor allem durch den Rückzug aus Russland und Belarus infolge des russischen Einmarsches in der Ukraine, schätzt SAP jetzt auf 110 bis 130 statt 120 Millionen Euro. Der negative Einfluss auf das Betriebsergebnis 2022 soll nur noch 300 statt 350 Millionen und auf den Umsatz bei 250 statt 300 Millionen Euro liegen.

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October 25, 2022 01:06 ET (05:06 GMT)