WALLDORF (dpa-AFX) - Der Softwarekonzern SAP blickt nach einem vor allem vom Cloud-Geschäft getriebenen Start ins Jahr etwas optimistischer nach vorn. Die Cloud- und Softwareerlöse dürften im laufenden Jahr währungsbereinigt bei 23,4 bis 23,8 (2020: 23,2) Milliarden Euro landen, teilte das Unternehmen am späten Dienstagabend in Walldorf mit. Damit erhöht der Konzern die erst Anfang März gegebene Prognose am unteren Ende der Spanne um 100 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis soll hingegen weiter bei 7,8 bis 8,2 Milliarden Euro liegen. An der Börse kam das sehr gut an. Die Aktie war mit einem Kurssprung von mehr als vier Prozent Dax-Spitzenreiter.

Bedingung für die Prognose bleibe jedoch ein Abklingen der Corona-Krise und darauf folgend eine Verbesserung der globalen Nachfrage im zweiten Halbjahr, erklärte SAP. Analysten waren für das erste Quartal weniger optimistisch als die vorläufigen Zahlen andeuteten. Für das Gesamtjahr gingen die Experten bisher davon aus, dass SAP das untere Ende der bisherigen Spanne erreichen wird.

Jefferies-Analyst Julian Serafini blieb nach der nur "leichten Steigerung" der Prognose in einer ersten Einschätzung zurückhaltend: Anleger werden verstehen wollen, wie schnell der Umschwung vom Lizenz- zum Cloud-Geschäft verlaufen wird. Das Wachstum im Lizenzgeschäft im ersten Quartal passe nicht zu einem erwarteten starken Rückgang im Gesamtjahr.

Wesentlich optimistischer äußerte sich hingegen Andrew DeGasperi von der Privatbank Berenberg. SAP trete beim Cloud-Geschäft aufs Gas, schrieb er. Der Experte betonte hierbei sowohl den starken Anstieg des Auftragsbestands im Vergleich zum vierten Quartal, als auch den Wechsel des Internetriesen Google weg vom großen US-Konkurrenten Oracle.

Für das Gesamtjahr erwartet SAP, dass die Erlöse aus dem herkömmlichen Lizenzgeschäft zugunsten der Abo-Programme zurückgehen werden. Im ersten Quartal trieb laut Unternehmensangaben vor allem das gute Cloud-Neugeschäft die Erwartungen der Geschäftsführung nach oben, die Umsätze stiegen währungsbereinigt um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Hierzu gehört auch der Start des Angebots "Rise with SAP" mit dem der Konzern seine Abo-Angebote für Software und Plattformen ankurbeln will. In den ersten drei Monaten erlebte jedoch auch das Lizenzgeschäft laut den vorläufigen Zahlen nochmals einen Boom und verzeichnete währungsbereinigt ein zweistelliges Wachstum von 11 Prozent.

Die Cloud- und Softwareerlöse stiegen im ersten Quartal währungsbereinigt im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreswert nur um sechs Prozent auf 5,43 Milliarden Euro. SAP verwies hierbei jedoch auf den starken Rückgang der Serviceerlöse durch den Verkauf der Kommunikationseinheit SAP Digital Interconnect. Das Betriebsergebnis legte nach vorläufigen Berechnungen währungsbereinigt um fast ein Viertel auf 1,74 Milliarden Euro zu. SAP schnitt damit nach eigenen Angaben besser ab, als Experten erwartet hatten.

Unter dem Strich stand ein Gewinn von etwas mehr als einer Milliarde Euro und damit rund ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Die Corona-Pandemie hatte am Wachstum des Betriebsergebnisses laut Konzernangaben einen großen Anteil: Im vergangenen Jahr habe SAP bereits insgesamt etwa 36 Millionen Euro durch beispielsweise weniger Geschäftsreisen, geringere Gebäudekosten und virtuelle Veranstaltungen gespart. Weiter schlecht lief es hingegen bei der für Reise- und Kostenverwaltungsdienste zuständigen SAP-Tochter Concur, die durch die weltweiten Reisebeschränkungen belastet wurde.

Mittelfristig soll sich das Cloud-Geschäft laut SAP mehr als verdoppeln. Wie Anfang März angepeilt, geht der Vorstand für 2025 von mehr als 22 Milliarden Euro an Erlösen aus. Insgesamt soll der Umsatz bei über 36 Milliarden Euro liegen. Das Betriebsergebnis soll zudem nach den bisherigen Zielen 11,5 Milliarden Euro übersteigen. Die endgültigen Zahlen für das erste Quartal sollen am 22. April bekannt gegeben werden.

Die Eckdaten und die Prognose beflügelten den Kurs der SAP-Aktie. Zuletzt lag das Papier mit einem Plus von rund 4,3 Prozent auf knapp 117 Euro an der Dax-Spitze. Damit setzte sich die Erholung der vergangenen Wochen fort - der Kurs der SAP-Aktie war nach einer gekappten Prognose bis auf 90 Euro abgestürzt. Trotz des Aufwärtstrends der vergangenen Woche liegt der Kurs noch deutlich unter dem Rekordniveau von Anfang September 2020. Damals war der Kurs bis auf 143 Euro gestiegen.

Zu dieser Zeit war SAP an der Börse rund 175 Milliarden Euro wert und das mit Abstand wertvollste börsennotierte Unternehmen Deutschlands. Wegen der Schwäche des eigenen Aktienkurses und der gleichzeitigen Stärke der VW-Papiere hatte SAP diese Position zwischenzeitlich eingebüßt. Aktuell liegen die Walldorfer wieder vor Volkswagen./ssc/zb/jha/