Berlin (Reuters) - Der Softwareriese SAP will bald wieder mit einem höherem Wachstum im Cloudgeschäft punkten.

"Wir glauben, dass sich unser Cloudgeschäft nach einem Tief im ersten Quartal wieder beschleunigt", sagte SAP-Finanzchef Luka Mucic am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz des Dax-Konzerns. Ab 2023 werde SAP dann auch wieder im zweistelligen Prozentbereich beim Betriebsgewinn wachsen. Bis dahin durchläuft der Konzern, der sich gerade mit einer großen Kraftanstrengung als reiner Cloud-Anbieter aufstellt, allerdings eine Durststrecke mit niedrigeren Ergebnissen. Im laufenden Jahr werden auch die Clouderlöse mit 18 Prozent im besten Fall so stark zulegen wie im von der Corona-Krise gebeutelten 2020, als SAP zum Entsetzen von Anlegern zweimal seine Prognose zurückzog.

Um Aktionäre bei der Stange zu halten und am erfolgreichen Börsendebüt der US-Softwaretochter Qualtrics teilhaben zu lassen, versprach Mucic eine höhere Dividende. Wie hoch sie letztlich ausfalle, werde auf einer Aufsichtsratssitzung im Februar entschieden. Für 2019 wurden 1,58 Euro je Aktie ausgeschüttet. Auf dem Frankfurter Parkett zog die Aussicht nicht: SAP verlor 1,4 Prozent und damit stärker als der Gesamtmarkt. Seit der zweiten Prognosekappung im Oktober vergangenen Jahres hat die Aktie mehr als 14 Prozent an Wert eingebüßt, während der deutsche Leitindex sieben Prozent gewann. Derzeit ist SAP weniger als 130 Milliarden Euro wert.

Damit strahlte zunächst kein Glanz vom Qualtrics-Börsenstart an der Nasdaq auf den Mutterkonzern im badischen Walldorf ab. Die US-Tochter legte am ersten Handelstag 52 Prozent zum Ausgabepreis zu und wurde letztlich mit mehr als 23 Milliarden Dollar bewertet. Etwa 1,9 Milliarden Dollar der IPO-Einnahmen fließen in die Konzernkasse von SAP. Damit sollen Verbindlichkeiten abgebaut und die Dividende mit finanziert werden. Vor knapp drei Jahren hatte SAP für den Kundenfeedback-Spezialisten rund acht Milliarden Dollar gezahlt, was damals teilweise als überteuert kritisiert wurde. Mucic warb angesichts des Plus dafür, in diesem Zusammenhang auch den Börsenwert von SAP zu überdenken.

Ähnlich teure Zukäufe wie bei Qualtrics schloss Mucic für die nächste Zeit aus, versprach aber weitere kleinere Übernahmen wie zuletzt mit dem Berliner Softwarespezialisten Signavio. SAP-Chef Christian Klein muss nun nicht nur Signavio in das umfangreiche Firmenportfolio integrieren, das derzeit komplett auf die Cloud ausgerichtet wird, sondern auch das Personalkarussell im Top-Management zum Stehen bringen, das sich im vergangenen Jahr besonders munter drehte. Auf die Frage, ob die Restrukturierung nun beendet sei, versicherte der 40-Jährige: "Absolut." SAP habe nun einen Vorstand, der "niemals schläft", sagte Klein mit Blick auf die geografische Aufstellung der neuen Mitglieder, die auch in Australien und den USA leben.

Klein hat sich zum Ziel gesetzt, die rund 400.000 SAP-Kunden auf dem Weg in die Cloud enger an die Hand zu nehmen und dafür ein Rise genanntes Angebot ins Leben gerufen. Damit will SAP mehr Kunden in die Cloud locken und zu einer Umstellung von Lizenzprodukten auf gemietete Anwendungen im Web bewegen. Bisher betreiben laut Mucic 2000 Kunden ihre komplette Unternehmensplanung aus der Cloud heraus über das SAP-Flaggschiffprodukt S4/Hana im operativen Geschäft. Eine Migration gilt bisher als aufwändig, langwierig und teuer.

SAP bestätigte die bereits am 14. Januar veröffentlichten Quartals- wie auch Jahreszahlen und den Ausblick für das laufende Jahr. Demnach kletterte der Gesamtumsatz 2020 währungsbereinigt um ein Prozent auf 27,34 Milliarden Euro, während das bereinigte Betriebsergebnis um vier Prozent auf knapp 8,3 Milliarden Euro zulegte.