"Wir hatten ein weiteres fantastisches Quartal", sagte Vorstandschef Christian Klein am Mittwoch zu Journalisten. Der Walldorfer Anbieter von Software zur Unternehmenssteuerung hob deshalb seinen Ausblick für das Gesamtjahr bereits zum zweiten Mal an. Am Aktienmarkt konnte SAP damit allerdings nicht punkten. Die Papiere rutschten zeitweise um 5,2 Prozent auf 115,18 Euro ab, waren damit so billig wie seit sechs Wochen nicht mehr und bildeten das Schlusslicht im Leitindex Dax. Ein Börsianer sprach davon, dass die Erwartungen nur leicht nach oben geschraubt wurden. Analyst Amit Harchandani von Citi nannte die Verbesserungen beim Cloud-Auftragsbestand marginal.

Klein hat sich auf die Fahnen geschrieben, das fast 50-jährige Unternehmen auf die Cloud auszurichten und dafür das Traditionsgeschäft mit Lizenzmodellen für serverbasierte Computerprogramme hinter sich zu lassen. Ein Programm zur umfassenden Geschäftstransformation ("SAP Rise") soll mehr der rund 400.000 Firmenkunden in die Cloud locken und zu einer Umstellung von Lizenzprodukten auf gemietete Anwendungen im Web bewegen, was zu einer Verlagerung der Umsätze führt. Im zweiten Quartal sei es zu Abschlüssen mit 250 Kunden gekommen, teilte der Oracle-Konkurrent mit. Klein betonte, er rechne damit, dass künftig auch mehr Großkunden diesen Weg gingen. Zugleich will der Firmenchef in neue Märkte investieren, um das Wachstum anzukurbeln.

Inzwischen rechnet SAP im laufenden Jahr mit Cloud- und Softwareerlösen von 23,6 bis 24,0 Milliarden Euro (zuvor 23,4 bis 23,8 Milliarden Euro). Die Clouderlöse allein sollen auf 9,3 bis 9,5 Milliarden Euro zulegen. Damit ist SAP allerdings vom Langzeitziel 2025 noch weit entfernt, wenn es zu mehr als 22 Milliarden Euro reichen soll. Klein sagte, er sei diesbezüglich "optimistisch".

Für 2021 erwartet SAP ein währungsbereinigtes Betriebsergebnis zwischen 7,95 und 8,25 Milliarden Euro (bisher 7,8 bis 8,2 Milliarden Euro). Das liegt allerdings immer noch leicht unter dem Ergebnis des vergangenes Jahres. Die Prognose erfolgt unter der Annahme, dass die Corona-Krise langsam abklingt, sodass sich die globale Nachfrage im zweiten Halbjahr weiter verbessert.

Einen Einblick in den Fortschritt beim Cloud-Wandel soll auch der aktuelle Cloud Backlog geben - eine Art Auftragsbestand für die nächsten zwölf Monate. Dieser kletterte von April bis Juni währungsbereinigt um 20 Prozent auf 7,77 Milliarden Euro. Die Gesamtumsätze legten währungsbereinigt um drei Prozent auf 6,67 Milliarden Euro zu - vor allem auch dank guter Geschäfte der US-Tochter Qualtrics, deren Erlöse um 37 Prozent in die Höhe sprangen. Das Betriebsergebnis stieg währungsbereinigt um drei Prozent auf 1,92 Milliarden Euro. Das Ergebnis je Aktie legte vor allem dank des Beitrags des Risikokapitalgebers Sapphire Ventures um 50 Prozent auf 1,75 Euro zu.