Frankfurt (Reuters) - Unter dem neuen SAP-Finanzchef wird es wohl keinen Nachfolger für den laufenden Fünf-Jahres-Plan des Software-Hauses geben.

Er lehne sich ungern weiter aus dem Fenster als notwendig, sagte Dominik Asam in einem am Donnerstag veröffentlichten Pressegespräch. "Ich bin ein großer Freund zu sagen, was man tut und zu tun, was man sagt. Aber dann kann man auch nur Dinge sagen, die man in der Hand hat. Daher hätte ich nicht das Bedürfnis, über 2025 hinaus mutige Aussagen zu treffen."

SAP hatte sich 2020 Ziele für 2025 gesetzt. Diese sehen unter anderem einen Konzernumsatz von 36 Milliarden Euro vor, von denen 85 Prozent besser planbar sein sollen. Der operative Gewinn solle auf mehr als 11,5 und der Mittelzufluss auf rund acht Milliarden Euro steigen. Im vergangenen Oktober hatte Firmenchef Christian Klein in einem Reuters-Interview in Aussicht gestellt, diese Werte zu übertreffen.

Er könne die damalige Entscheidung für eine langfristige Prognose nachvollziehen, sagte der 54-jährige Asam, den SAP beim Flugzeug-Hersteller Airbus abgeworben hatte. Schließlich habe das Unternehmen aufzeigen wollen, wie sich die Transformation zum Cloud-Geschäft entwickelt. Aber es gebe zahlreiche Faktoren wie beispielsweise die Inflation, die großen Einfluss auf eine Bilanz hätten.

Hierzu gehöre unter anderem der Verkauf der Datenanalyse-Tochter Qualtrics, ergänzte der scheidende SAP-Finanzchef Luka Mucic, der nach fast 30 Jahren seinen Hut nimmt. "Da wir viel schneller vorangekommen sind, als wir das erwartet hatten, werden wir Qualtrics bereits bei den Zahlen für das erste Quartal als nicht fortgeführtes Geschäft ausweisen. Das hat große Bedeutung als Startpunkt für die Überarbeite Version unserer mittelfristigen Ambitionen, die wir im Laufe des ersten Halbjahres vorlegen wollen."

Zur Verwendung der 7,7 Milliarden Euro, die SAP aus dem Verkauf erhält, hielt sich der passionierte Läufer und Skifahrer Asam bedeckt. SAP habe sich organisches Wachstum als vorrangiges Ziel gesetzt. "Wir haben aber auch Akquisitionen im Blick." Gleichzeitig gebe es stets Diskussionen um höhere Dividenden oder Aktienrückkäufe. "Da sind wir heute aber noch nicht."

Der Klassik-Fan Asam, der neben Airbus auch beim Chip-Hersteller Infineon gearbeitet hatte, übernimmt die Finanzabteilung von SAP in unruhigen Zeiten. Nach einem Gewinnrückgang tritt Europas größtes Softwarehaus auf die Kostenbremse und streicht erstmals seit vier Jahren wieder Arbeitsplätze. 3000 Beschäftigte müssen gehen.

Einige Analysten sind dennoch skeptisch, ob Firmenchef Klein wegen des schwächelnden Cash Flow sein Versprechen eines beschleunigten Wachstums und zweistelliger prozentualer Zuwächse beim operativen Gewinn halten kann. Um den Mittelzufluss zu verbessern, gebe es zahlreiche Hebel, erläuterte Asam, der als 16-Jähriger mit dem Verkauf eines Computerprogramm erstes Geld verdiente. "Einer davon sind Investitionen. Ich lege außerdem Wert darauf, dass die Kunden pünktlich bezahlen."

(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)