FRANKFURT (Dow Jones)--Im Vorfeld der EZB-Entscheidungen am Nachmittag dürften sich die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag eher verhalten zeigen. Die EZB-Sitzung hat mit dem wohl nicht mehr zu vermeidenden Auseinanderbrechen der italienischen Regierung noch einmal an Brisanz gewonnen. Umso gespannter warten Marktteilnehmer nun auf das so genannte Antifragmentierungsinstrument, mit dem die Zentralbank ein Auseinanderdriften der Spreads und damit eine neue Euro-Krise verhindern will, speziell mit Blick auf Italien.

Andererseits fließt offenbar wieder Gas aus Russland nach Europa, was die Stimmung aufhellt, weil es Rezessionsängste dämpft. "Es läuft an", sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Nord Stream AG am Donnerstagmorgen, ohne genauere Angaben zur Liefermenge zu machen. Der europäische Gaspreis fällt daraufhin um über 6 Prozent. Die Uniper_Aktie setzt darauf vorbörslich ihre Erholung fort und verteuert sich um weitere gut 4 Prozent.

Der DAX wird zur Eröffnung bei rund 13.325 Punkten erwartet, 0,3 Prozent im Plus zum Xetra-Schluss. Für den Euro-Stoxx-50 zeichnet sich ein behauptetet Beginn bei 3.586 Zählern ab. Der Euro zieht zum Dollar um 0,4 Prozent an auf 1,0223, am Anleihemarkt geben die Kurse etwas nach, die Renditen steigen also.

Ob die EZB den Leitzins wie avisiert und wie auch lange mit breiter Mehrheit erwartet tatsächlich um 25 Basispunkte erhöht oder gleich um einen halben Punkt, bleibt abzuwarten. Zuletzt hatten die Spekulationen um eine größeren Erhöhung zugenommen angesichts der extrem hohen Inflation. "Möglicherweise wird es wegen der Italien-Krise nun doch nur ein viertel Punkt", meint ein Marktteilnehmer.

"Gleichzeitig wird EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht darum herumkommen, eine Zinsprognose für die September-Sitzung zu geben", so QC Partners. Die EZB werde betonen, dass sie alles daran setzen werde, die hohe Inflation zu bekämpfen. "Gleichzeitig darf die EZB die ohnehin leidende Wirtschaft in der Eurozone nicht abwürgen."

In Italien steht Ministerpräsident Mario Draghi vor dem Aus: Drei Koalitionspartner verweigerten am Mittwoch ihre Teilnahme an einer von Draghi geforderten Vertrauensabstimmung. Das Votum überstand der Regierungschef dann zwar, als Voraussetzung für seinen Verbleib im Amt hatte er jedoch die Unterstützung der Partner genannt. Am italienischen Anleihenmarkt könnten die Renditen darauf anziehen.


 SAP enttäuscht 

Von Unternehmensseite kommen überwiegend belastende Nachrichten. Von schwachen Zahlen spricht ein Marktteilnehmer mit Blick auf SAP. Gewinnkennziffern und Marge hätten die Erwartungen deutlich verfehlt. SAP will nun zwar für 500 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen. "Das sind Peanuts und das dürfte eine Kursschwäche nicht verhindern", so der Marktteilnehmer. Vorbörslich verlieren SAP 2 Prozent.

Sartorius liegen gut behauptet. Ins Auge steche das Auftragsminus von 3,7 Prozent im zweiten Quartal. "Andererseits liegt die Book-to-Bill-Ratio über 1, und solange das so bleibt, muss man sich keine Sorgen machen", sagt ein Börsianer und spricht von insgesamt durchwachsenen Zahlen des im DAX notierten Labordienstleisters.

Enttäuschend auch die Zahlen von ABB: Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn haben die Erwartungen verfehlt, heißt es aus dem Handel. ABB selbst verweist auf Lieferkettenprobleme.

Mit steigenden Kursen rechnet ein Marktteilnehmer derweil bei Nokia. Der Umsatz liege leicht, der Gewinn deutlich über den Erwartungen. "Der Infrastrukturbedarf in der Telekommunikation führt zu anhaltendem Rückenwind", so der Teilnehmer.


 
DEVISEN          zuletzt       +/- %   0:00 Uhr  Mi, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,0221       +0,4%     1,0180         1,0198  -10,1% 
EUR/JPY           141,27       +0,4%     140,73         140,84   +7,9% 
EUR/CHF           0,9918       +0,3%     1,0296         0,9918   -4,4% 
EUR/GBP           0,8525       +0,3%     0,8497         0,8515   +1,5% 
USD/JPY           138,20       -0,0%     138,25         138,09  +20,1% 
GBP/USD           1,1994       +0,1%     1,1980         1,1979  -11,4% 
USD/CNH           6,7664       -0,1%     6,7746         6,7652   +6,5% 
Bitcoin 
BTC/USD        22.857,62       -3,2%  23.614,55      24.197,67  -50,6% 
 
 
ROHOEL           zuletzt   VT-Settl.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          98,92       99,88      -1,0%          -0,96  +38,2% 
Brent/ICE         106,49      106,92      -0,4%          -0,43  +42,2% 
GAS                       VT-Schluss                   +/- EUR 
Dutch TTF         149,00      156,50      -3,9%          -6,04  +41,5% 
 
METALLE          zuletzt      Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.692,12    1.696,73      -0,3%          -4,61   -7,5% 
Silber (Spot)      18,64       18,67      -0,2%          -0,03  -20,0% 
Platin (Spot)     859,05      861,30      -0,3%          -2,25  -11,5% 
Kupfer-Future       3,30        3,33      -1,1%          -0,04  -25,8% 
 
YTD zu Vortag 
 

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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July 21, 2022 02:23 ET (06:23 GMT)