--Kritik an Wechselspiel im Vorstand

--Vergütungspolitik während Pandemie in Frage gestellt

--Union Investment, DWS fordern Klarheit bei Nachfolge von Plattner

--Enttäuschung über Kursentwicklung

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Nachfolge von SAP-Mitgründer Hasso Plattner an der Spitze des Aufsichtsrats, einmal mehr die Vergütungspraxis, die Personalpolitik, der Blick auf den Strategieschwenk im vergangenen Jahr Richtung Cloud und die schwache Kursentwicklung zählen zu den Kernthemen von Investoren und Aktionärsvertreter bei der SAP-Hauptversammlung an diesem Mittwoch.

Bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sorgt die Personalpolitik bei SAP mit ihren vielen Vorstandswechseln und der Vergütungspraxis für heftige Kritik. Als Folge will die Aktionärsvereinigung dem Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung die Entlastung verweigern. Nachdem das 2019 etablierte CEO-Duo Christian Klein und Jennifer Morgan schon ein halbes Jahr später durch den Abgang der US-Amerikanerin halbiert und zudem weitere Vorstände gegangen sind, entstanden hohe Kosten, und es gab eine neue Strategie verbunden mit einem Kursrutsch.

2021 sei für den neuen Vorstand unter Allein-CEO Klein der Lackmustest, so Jella Benner-Heinacher von der DSW laut Redetext. Die neue Strategie muss aufgehen, die Transformation zur Cloud weiter vorankommen. Die richtige Richtung sei erkennbar, aber die Aktionäre müssten wohl noch länger in Geduld üben.

Besonders aufgestoßen sind der DSW die Sonderboni an den Vorstand für die Bewältigung der Pandemie-Krise. Gleichzeitig seien die eigentlichen kurzfristigen Ziele nicht erreicht worden, es habe also 0 Euro Vergütung gegeben.

Union Investment will zwar den Aufsichtsrat entlasten, richtet an den inzwischen 77-jährigen Hasso Plattner die Forderung, den Aufsichtsratsvorsitz in jüngere Hände zu geben, trotz aller Verdienste um SAP. Das wäre ein "längst überfälliger Wandel", der so anspruchsvoll und so tiefgreifend sei, dass es eine langfristige Nachfolgelösung geben müsse. Klein brauche einen Aufsichtsratsvorsitzenden, "der ihn über die ganze Transitionsphase begleiten kann.

Auch die DWS beschäftigt sich mit Plattner und fragt, ob er wie geplant den AR-Vorsitz zur nächsten Hauptversammlung übergeben wird. Hendrik Schmidt, Senior Research Analyst Corporate Governance, sagte, hier sollte bald Klarheit herrschen über das Wann und an Wen.

Union-Fondsmanager Markus Gollinski kritisiert zudem die Aktienkursentwicklung massiv. Nach dem Absturz der Aktie im Oktober habe sie sich nie wieder richtig erholt. Er warf AR-Chef Hasso Plattner und Klein vor, am Kapitalmarkt viel Vertrauen verspielt zu haben. Es sei "zuletzt drunter und drüber" gegangen. Jetzt müssten sie schnellstmöglich "Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit ausräumen".

Operativ stellt die DWS die Frage, ob die Kunden den Weg in die Cloud, den CEO Klein vorgegeben hat, in dem Maße mitgehen wollen. Union Investment verweist auf einen absehbaren Stillstand bei Umsatz und Gewinn. Um SAP fit für die Zukunft zu machen, seien hohe Investitionen erforderlich, deren Erfolg aber erst in einigen Jahren beurteilt werden könne.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/smh/kla

(END) Dow Jones Newswires

May 12, 2021 02:51 ET (06:51 GMT)