POTSDAM (dpa-AFX) - Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat nach dem Cyber-Angriff auf die Schulplattform des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) von einer kriminellen Handlung gesprochen. "Also ehrlicherweise: Vor Hackerangriffen aus dem Ausland ist überhaupt niemand geschützt", sagte sie am Dienstagmorgen im rbb-Inforadio. "Das kann passieren. Da wird mit Hochdruck dran gearbeitet, um das zu beseitigen."

Am Montag war es wegen eines sogenannten DDoS-Angriffs bundesweit zu kurzzeitigen Ausfällen gekommen, wie eine Sprecherin des Instituts bestätigte. Bei solchen Angriffen (Distributed Denial of Service Attack, wörtlich: verteilter Dienstverweigerungsangriff) wird eine Site von vielen Computern gleichzeitig mit Datenpaketen überschüttet und damit blockiert. Im Unterschied zu einem Hackerangriff geht es den Angreifern nicht darum, Daten abzugreifen oder in ein System einzubrechen, sondern den Server in die Knie zu zwingen. Die Probleme habe man am Montagabend in den Griff bekommen, hieß es.

Nach HPI-Angaben kam es zu massenhaften Zugriffen, der Angriff sei aus dem europäischen Ausland gekommen. "Zur Sicherstellung des Betriebs haben wir mit unseren Hosting-Dienstleistern kurzfristig umfangreiche Anpassungen vorgenommen und die Serverkapazitäten nochmals deutlich erhöht", so Christoph Meinel, HPI-Direktor und Leiter des HPI Schul-Cloud-Projekts. Firewalls seien angepasst, die Server im Vergleich zur Vorwoche nochmals verdoppelt worden. Vergangene Woche wurden demnach 100 Server zusätzlich bereitgestellt, um den Betrieb der Schul-Cloud zu gewährleisten.

Zur technischen Aufrüstung an Schulen sagte Ernst, die Schüler und Lehrkräfte hätten deutlich dazu gelernt. "Aber ich sage sehr deutlich: Was man fünf oder acht Jahre im Bereich Digitalisierung an Schulen nicht gemacht hat, holt man nicht in neun Monaten auf." Sie sprach von einer Aufholjagd: Im März hätten 50 der mehr als 900 Schulen in Brandenburg die Lernplattform genutzt - nun seien sie bei 570. Namensgeber des Hasso-Plattner-Instituts ist der Gründer des SAP-Konzerns.

Ob Schulen die Cloud nutzen entscheiden die Schulträger - die Lernplattform zählt ebenso wie zum Beispiel Bücher zur Ausstattung, erklärte Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld. In Brandenburg gibt es nach Angaben des Ministeriums rund 400 Schulträger, darunter Gemeinden, Kirchen und private Träger./akb/kil/chd/DP/stw