Von Hans-Joachim Koch
FRANKFURT (Dow Jones)--Anders als in fünf der letzten sieben Quartale hat SAP seine Quartalszahlen diesmal nicht vorab veröffentlicht. Beobachter setzen unabhängig davon darauf, dass das Unternehmen weiter auf Wachstumskurs bleibt. Anfang April hatte der Walldorfer Softwarekonzern einen Margensprung hingelegt und die Jahresprognose leicht erhöht. Getragen wird die gute Entwicklung weiter von der Cloud-Welle, die durch das Umstiegsprogramm "Rise with SAP" angeschoben wird, aber auch einem wohl weiter gut laufenden Lizenzgeschäft, das für höhere Margen steht.
Worauf die Märkte besonders achten werden, wenn das Unternehmen am Mittwoch, 21. Juli kurz nach 07.00 Uhr seine Zweitquartalszahlen vorlegen wird:
OPERATIVE MARGE
Wie immer ist der Blick auf diese Kennziffer gerichtet, die Analysten um knapp 1 Punkt unter den 29,1 Prozent im Vorjahreszeitraum sehen. Doch nach dem Strategiewechsel im Oktober mit einem gefühlten "All in" in Sachen Cloud hat SAP hier zweimal die Erwartungen deutlich geschlagen. Angaben für die Marge wie auch alle übrigen Werte sind auf Non-IFRS-Basis.
CLOUD
Den Blick nach vorne richtet der Cloud-Auftragsbestand auf Sicht eines Jahres (Current Cloud Backlog - CCB), der im ersten Quartal zum Vorjahr um 15 Prozent auf 7,63 Milliarden Euro gestiegen war. Eine gleiche Rate im 2. Quartal würde ebenfalls 7,63 Milliarden ergeben, doch mit den verstärkten Cloud-Anstrengungen hoffen Beobachter auf mehr. Dieser von SAP seit Anfang 2020 ausgewiesene Wert wird auch als Indikator für den Erfolg von "Rise with SAP" gesehen.
Beim Blick zurück, dem im Quartal verbuchten Cloudumsatz, gehen die Analysten von einer Wachstumsbeschleunigung auf 12 (1Q: 6,9) Prozent aus, doch auch hier müsste für Applaus am Markt mehr geliefert werden. Im Gesamtjahr 2020 hatte SAP 15 Prozent geschafft.
LIZENZEN
Das Lizenzgeschäft mit Verkauf und Wartung ist rückläufig und wird es durch die Cloud-Hinwendung bleiben. Doch es steht für eine mit knapp 80 Prozent um etwa 10 Punkte höhere Bruttomarge als die Cloud. Damit schlägt das Ausmaß des Minus' auf die Gesamtmarge durch. Um ein Fünftel dürften die Lizenzumsätze zurückgehen, meinen Analysten, um knapp 4 Prozent die Wartungserlöse.
UMSATZ
Die Gesamteinnahmen des Softwarehauses dürften gegenüber Vorjahr ein kleines Minus aufweisen, ähnlich wie in den ersten drei Monaten des Jahres. Doch entscheidend ist der Mix aus Lizenzen und Cloud (siehe oben).
GEWINN
Auch hier sind nach den bisherigen Schätzungen negative Raten zu erwarten: Beim Betriebsergebnis in der Region von 5 Prozent weniger, unter dem Strich etwa 1 Prozent weniger, da hier das Finanzergebnis einfließt, das üblicherweise durch das Beteiligungsgeschäft von Sapphire Ventures aufgehübscht wird.
AUSBLICK
SAP-Finanzvorstand Luka Mucic könnte den Finanzmärkten wieder eine kleine Prognoseerhöhung für 2021 liefern. Schon beim Kapitalmarkttag im Juni hatte er sich zuversichtlich gezeigt, das obere Ende der prognostizierten Steigerung von 14 bis 18 Prozent beim Cloudumsatz zu erreichen. Im April war bereits das untere absolute Ende um 100 Millionen auf 9,2 bis 9,5 (2020: 8,09) Milliarden Euro hochgenommen worden. Die Guidance für das Betriebsergebnis wurde damals bestätigt: minus 1 bis 6 Prozent auf 7,8 bis 8,2 (8,28) Milliarden Euro. Interessant wird auch sein, ob die Erwartung einer allmählich anziehenden Nachfrage im zweiten Halbjahr weiter gilt oder mehr Optimismus durchkommt, der weitere Prognoseanhebungen mit den Drittquartalszahlen fundieren könnte.
SAP Fioneer
Das im April vorgestellte Joint Venture mit dem Spezialisten Dediq für Lösungen gezielt für die Finanzbranche hat bereits vor dem offiziellen Start eine Schramme bekommen. Zu den Investoren hinter Dediq gehörte - zunächst verschwiegen - auch die Stiftung von SAP-Mitgründer und -Aufsichtsratschef Hasso Plattner. Trotz aller Beteuerungen von Unabhängigkeit und unterstützender Governance-Prüfungen durch Anwälte und den SAP-Aufsichtsrat blieb ein Geschmäckle, weshalb sich Plattners Stiftung zurückziehen und einen Ersatzinvestor suchen wird. Frische und klare Aussagen von SAP-Chef Christian Klein hierzu könnten Unwohlsein bei den Anlegern beseitigen. Zwar hält SAP nur 20 Prozent am JV, steht aber wegen der Namensgebung und der Bedeutung der Finanzkunden unter Erfolgsdruck bei diesem erstmals praktizierten Geschäftsmodell.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2021:
=== . PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2Q21 ggVj Zahl 2Q20 Operative Marge 28,2 -- 18 29,1 Umsatzerlöse 6.688 -0,8% 18 6.744 Cloud- und Softwareerlöse 5.709 -- 18 5.709 Softwarelizenzen 622 -20% 18 773 Softwaresupport 2.789 -3,6% 18 2.892 Clouderlöse 2.290 +12% 18 2.044 Operatives Ergebnis 1.867 -4,9% 18 1.964 Ergebnis nach Steuern 1.383 -0,9% 18 1.395 Ergebnis je Aktie 1,16 -0,5% 18 1,17 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj21 ggVj Zahl Gj20 Operative Marge 29,5 -- 20 30,3 Umsatzerlöse 27.379 +0,1% 20 27.343 Cloud- und Softwareerlöse 23.511 +1,2% 20 23.233 Softwarelizenzen 3.041 -17% 20 3.642 Softwaresupport 11.198 -2,7% 20 11.506 Clouderlöse 9.239 +14% 20 8.085 Operatives Ergebnis 8.064 -2,6% 20 8.283 Ergebnis nach Steuern 6.300 -3,5% 20 6.529 Ergebnis je Aktie 5,29 -2,2% 20 5,41 Dividende je Aktie 1,87 +1,1% 15 1,85 ===
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July 19, 2021 09:00 ET (13:00 GMT)