FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf einen bald verfügbaren Impfstoff gegen das Coronavirus hat am Dienstag die Anleger weiter aus dem Technologiesektor getrieben. Laut Marktanalyst Neil Wilson von Markets.com wechseln sie derzeit verstärkt von wachstumsträchtigen Branchen in Substanzwerte. Tech-Aktien leiden darunter, zumal sie in den vergangenen Corona-Monaten allgemein zu den Gewinnern des Digitalisierungsbedarfs gezählt wurden.

Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Technology war mit einem Abschlag von 1,3 Prozent das abgeschlagene Schlusslicht in der Sektorwertung. Ähnliches zeigte sich am Tag zuvor schon in den USA, wo der technologielastige Nasdaq 100 mit mehr als zwei Prozent unter Druck geraten war, während es für die Standardwerte im Dow Jones Industrial deutlich um drei Prozent nach oben ging. Die Aktien des Tech-Giganten Apple waren in New York um zwei Prozent gefallen, jene von Amazon sogar um fünf Prozent.

An der Frankfurter Börse zeigten sich die Verluste am Dienstag vor allem im Chipsektor, während das Bild im Software- und IT-Bereich durchwachsen war. Die Aktien von Infineon sackten im Dax um 4,2 Prozent ab und die Papiere von Dialog Semiconductor sogar um sechs Prozent. Im MDax rutschten die Papiere des Branchenzulieferers Siltronic um drei Prozent ab.

Die Vorzeichen der IT-Aktien Bechtle und Cancom sowie im Softwarebereich von SAP und Software AG waren unterschiedlich. Klar unter Druck blieben im Software-Segment indes die um 3,3 Prozent weiter abgerutschten Aktien des bisherigen Krisengewinners Teamviewer. Dabei hatte der Anbieter von Fernwartungslösungen Analysten zufolge eigentlich ordentliche Quartalszahlen vorgelegt.

Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets gibt sich aktuell noch skeptisch, "ob die Stabübergabe von Technologie-Aktien als den Pandemie-Gewinnern zu Value-Aktien ohne Weiteres" gelinge. "Wenn die Anleger auf die Idee kommen, die Amazons und Apples dieser Welt in großem Stil zu verkaufen, ist nicht gesagt, dass diese Erlöse eins zu eins in die von der Pandemie hart getroffenen und weit weniger wachstumsstarken Value-Aktien investiert werden." Am Ende könnte eine Korrektur bei Tech-Aktien ihm zufolge zum Risiko für den Gesamtmarkt werden, weil sich die angehäuften Kursgewinne auf nur wenige Aktien mit sehr hohem Börsenwert konzentrieren. Daher sei wichtig zu sehen, ob der Schwenk in Richtung Value-Aktien anhalte oder ob dies nur eine "Eintagsfliege" sei./tih/ck/fba