Zürich (awp) - Die Santhera-Aktien erleiden am Dienstag einen herben Einbruch. Im frühen Handel fielen die Papiere um nahezu 50 Prozent, nachdem das Spezialitäten-Pharmaunternehmen am Morgen mitgeteilt hatte, mit seinem wichtigen Kandidaten Puldysa in der Phase-III-Studien SIDEROS nicht die erhofften Ziele erreicht zu haben.

Gegen 9.30 Uhr weisen die Titel immer noch einen Kurseinbruch von mehr als 40 Prozent auf 3,53 Franken auf. Seit die Aktien vor etwa 5 Jahren bei etwa 130 Franken ihren Rekord gesetzt haben, ging es in mehreren wellenartigen Bewegungen abwärts bis auf den aktuellen Kurs. Vom Rekordtief, das die Aktien um die Marke von 1,30 Franken im Jahr 2013 markiert haben, sind die Titel aktuell noch eine Ecke entfernt.

Die Nachricht kommt für viele Marktteilnehmer und auch Analysten überraschend. Erst im Mai hatte Santhera selbst noch recht optimistisch geklungen. Seinerzeit hiess es, man habe die Patienten-Rekrutierung für die SIDEROS-Studie abgeschlossen und evaluiere nun mit Hilfe einer Interimsanalyse, ob ein frühzeitiger Abschluss der Studie möglich ist.

Wie Santhera im Mai erklärte, habe die Überprüfung der Stichprobengrösse und der Datenvariabilität gezeigt, dass die durchgeführte Studie mit den aktuell rekrutierten Patienten eine sehr hohe Aussagekraft habe. "Die Aussagekraft zur Erkennung eines Behandlungsunterschieds beträgt bei der derzeit eingeschlossenen Patientenzahl über 99 Prozent", teilte das Unternehmen damals mit.

Das Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob Puldysa den Atmungsfunktionsverlust verlangsamt, der bei der Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) auftritt. DMD ist eine genetisch bedingte Muskelkrankheit, die bereits im Kindesalter auftritt und hauptsächlich Knaben betrifft. Der Verlust der Atmungsfunktion ist eine der Haupttodesursachen der Krankheit.

In einem ersten Kommentar von Mirabaud heisst es, man sei enttäuscht über die Nachrichten. "Dies ist eine grosse Enttäuschung für die Investoren und ein unerwartetes Ergebnis für uns, da wir eine negative Zwischenanalyse für unwahrscheinlich gehalten haben, insbesondere nachdem die zusätzlichen Daten, die für die jetzt gestoppte europäische Überprüfung vorgelegt wurden, absolut unterstützend waren", heisst es denn auch von den Experten.

Dem Unternehmen bleibe nun der andere wichtige Werttreiber Vamorolone. Hier schätzen die Mirabaud-Analysten das Umsatzpotenzial auf mehr als 500 Millionen Franken. Dieses Medikament habe gerade positive Langzeitdaten einer Phase-IIa-Studie gemeldet und werde im 2. Quartal 2021 die Topline-Daten seiner zulassungsrelevanten Phase-IIb-Studie bekannt geben.

"Bis dahin erwarten wir, dass das Unternehmen seine Geschäftsentwicklungsaktivitäten vorantreibt, um einen Partner für die Entwicklung von Vamorolone in weiteren Indikationen über die DMD hinaus zu finden, und dasselbe gilt für Lonodelestat für sein Potenzial in weiteren Indikationen ausserhalb der Mukoviszidose, wo wir ein Potenzial nicht nur in verschiedenen Formen der Bronchiektase sehen, sondern auch als neuartiger Checkpoint-Inhibitor bei der Behandlung von Lungenkrebs."

Bei der Credit Suisse bescheinigt Analystin Barbora Blaha dem Unternehmen ebenfalls einen negativen Nachrichtenfluss. Die Expertin hatte erst am Morgen ihr Rating für die Titel auf "Neutral" hochgestuft, allerdings das Kursziel gleichzeitig um etwa ein Drittel auf 6,50 Franken gesenkt.

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