PARIS (awp international) - Der Pharmakonzern Sanofi ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen. Dabei konnten die Franzosen auf ihr Neurodermitis-Mittel Dupixent bauen, das zu einem immer grösseren Kassenschlager wird. Unter dem Strich brach der Gewinn zwar ein, dies war aber vielen Sonder- und Einmaleffekten geschuldet. Im neuen Jahr will Sanofi weiter zulegen.

An der Börse kletterte die Aktie am Freitagmorgen zuletzt um rund eineinhalb Prozent und fand sich damit unter den grössten Gewinnern im EuroStoxx 50 wieder. Der Pharmakonzern habe die Erwartungen beim Umsatz zwar verfehlt, beim Ergebnis aber übertroffen, schrieb Analyst Peter Welford von Jefferies. Der Ausblick sei wie erwartet. Die Markterwartungen für 2022 könnten nun leicht steigen, urteilte der Experte.

Firmenchef Paul Hudson sieht den Konzern auf einem guten Weg. Der Produktmix habe sich verbessert, Einsparungen würden in Wachstumsträger investiert, sagte der Manager laut der am Freitag in Paris verbreiteten Konzernmitteilung. Damit sei Sanofi gut aufgestellt, um seine Ziele für das neue Jahr zu erreichen. 2022 soll das bereinigte Ergebnis je Aktie wechselkursbereinigt im niedrigen zweistelligen Prozentbereich steigen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern bei dieser Kennziffer zu konstanten Währungen ein Plus von 15,5 Prozent auf 6,56 Euro erzielt.

Damit hatte Sanofi die eigenen Ziele noch getoppt, die das Management gleich zweimal im Jahresverlauf erhöht hatte. Denn wie sich zeigt, läuft vor allem das Neurodermitis-Mittel Dupixent bestens. Das Medikament, das Sanofi in Kooperation mit dem US-Unternehmen Regeneron am Markt hat, ist der wichtigste Erlösbringer der Franzosen und wird immer öfter verschrieben: 2021 setzte Sanofi mit Dupixent mehr als fünf Milliarden Euro um, das war gut die Hälfte mehr als noch vor einem Jahr. Das Potenzial gilt als hoch, nachdem das es das Mittel in China auf die staatliche Medikamentenliste geschafft hat.

Für Sanofi ist Dupixent der Weg zu einem besseren Produktmix, nachdem der Konzern vor ein paar Jahren seinem früheren Schwerpunkt Diabetes und Herzkreislauferkrankungen den Rücken gekehrt hatte. Der Konzernumbau, bei dem Sanofi auch auf das Krebs- und Impfgeschäft sowie Immunkrankheiten setzt, trägt seitdem zunehmend Früchte.

So fiel nach einem bereits starken dritten Quartal auch das Schlussquartal überdurchschnittlich aus. Nicht ganz so rund lief es von Oktober bis Dezember allerdings im wichtigen Impfstoffgeschäft. Sanofi erlitt dort Einbussen, weil viele Kunden ihre Bestellungen bereits im vorangehenden Jahresviertel vorgezogen hatten. Zudem hatte der Konzern auf dem wichtigen US-Markt das Nachsehen, weil die Corona-Impfkampagne dort zulasten von Sanofis Grippeimpfungen ging. Auch die Insuline des Konzerns und das Herzkreislaufgeschäft entwickelten sich im Schlussquartal weiter rückläufig. Diese Ausfälle wurden aber durch Dupixent und die Krebsarzneien mehr als ausgeglichen.

Auf das Gesamtjahr gesehen lief es auch operativ für Sanofi besser: Das bereinigte Betriebsergebnis kletterte um fast zehn Prozent auf 10,7 Milliarden Euro und traf damit die Erwartungen der Analysten. In dieser Kennziffer sind allerdings zahlreiche Sonderposten ausgeklammert, die in den zwölf Monaten schwer ins Kontor schlugen: So drückten hohe Abschreibungen im Zusammenhang mit früheren Übernahmen, Restrukturierungskosten und ein negativer Steuereffekt das Ergebnis unter dem Strich um rund drei Milliarden Euro. Ausserdem hatte Sanofi ein Jahr zuvor noch vom milliardenschweren Verkauf eines Anteils an seinem Partner Regeneron profitiert. Der Überschuss schrumpfte letztlich um fast die Hälfte auf rund 6,2 Milliarden Euro. Die Anleger sollen für 2021 trotzdem eine auf 3,33 Euro je Aktie erhöhte Dividende erhalten.

Im Zuge seines Umbaus hatte Sanofi sich im vergangenen Jahr gleich durch mehrere Übernahmen gestärkt. Neu hinzu kamen der mRNA-Spezialist Translate Bio, die Biopharma-Firma Kadmon und der Antikörperspezialist Kymab für insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro. Erst kürzlich hatte der Konzern den Kauf des Krebsspezialisten Amunix aus den USA und von Origimm Biotechnology bekannt gegeben, einem Impfstoffspezialisten aus Österreich.

Zur eigenen Corona-Impfung wollen die Franzosen unverändert später im Laufe des Quartals Studienergebnisse präsentieren. Sanofi und sein Forschungspartner GlaxoSmithKline arbeiten schon länger an einem proteinbasierten Vakzin. Allerdings verzögerten sich zuletzt die Tests im Hinblick auf die Wirkung als Erstimpfung./tav/men/jha/