PARIS (awp international) - Beim französischen Pharmakonzern Sanofi läuft der Umbau auf Hochtouren. Dieser kommt laut Management besser voran als gedacht. Das vergangene Jahr sei für sein Unternehmen ein wahres Rekordjahr in puncto Übernahmen gewesen, sagte Finanzchef Jean-Baptiste Chasseloup de Chatillon am Freitag in Paris. Sanofi habe viele Firmen mit "innovativen Medikamenten" hinzugekauft, die für künftiges Wachstum sorgen sollten, erklärte der Manager in einer Telefonkonferenz mit Journalisten anlässlich der Zahlenvorlage für 2020.

Im vergangenen Jahr hatte vor allem der milliardenschwere Verkauf des Anteils am US-Partner Regeneron die Bilanz der Franzosen aufpoliert. Unter dem Strich stand für die zwölf Monate ein Gewinn von 12,31 Milliarden Euro, das war mehr als das Vierfache des Vorjahreswertes. Der Umsatz lag mit gut 36 Milliarden Euro in etwa auf dem Vorjahresniveau, währungsbereinigt kam ein Plus von 3,3 Prozent heraus. An der Pariser Börse lag die Aktie zuletzt mit 2 Prozent im Plus.

Im Schlussquartal waren die Geschäfte mit Impfungen etwa gegen Grippe und auch der neue Kassenschlager Dupixent gegen Neurodermitis prächtig gelaufen. Gleichzeitig drückten aber negative Währungseffekte auf die Erlöse. Zudem hatte Sanofi auch im Diabetesgeschäft in den USA weiter zu kämpfen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie war aber besser ausgefallen als am Markt erwartet, Sanofi begründete dies mit seinem konsequenten Sparverhalten.

Dabei laufen die Einsparungen dem Plan voraus. Sanofi erhöht daher seine Ziele um weitere 500 Millionen Euro - die Kosten sollen nun um insgesamt 2,5 Milliarden Euro bis 2022 sinken. Die nun zusätzlich veranschlagten Einsparungen sollen voll ins Wachstum und die Produktpipeline investiert werden. Allein im vergangenen Jahr hatten die Franzosen rund 1,7 Milliarden Euro eingespart, wodurch sich auch die Margen wie erhofft verbesserten. Diese sollen bis 2025 weiter anziehen. Auch die Dividenden sollen steigen, versprach der Finanzchef Chasseloup de Chatillonin der Telefonkonferenz.

Sanofi hatte wegen der zunehmenden Konkurrenz im Insulingeschäft Ende 2019 einen Richtungswechsel eingeläutet. Der Konzern, lange Jahre mit seinem Kassenschlager Lantus ein Riesenplayer im Diabetesgeschäft, war nach dem Patentablauf vom Wettbewerb und dessen moderneren Wirkstoffformulierungen überrollt worden. Das Management um Sanofi-Chef Paul Hudson hatte daher vor rund einem Jahr das Aus für die Diabetes- und Herzkreislauf-Forschung verkündet. Der Konzern will sich nunmehr auf - als lukrativer geltende - Krebsmedikamente, Autoimmun- und neurologische Erkrankungen und das Impfgeschäft konzentrieren.

2020 kaufte Sanofi dafür etwa den US-Konzern Principia Biopharma ein, auch das auf Krebsmedikamente spezialisierte niederländische Unternehmen Kiadis soll hinzukommen. Dagegen soll das Geschäft mit verschreibungsfreien Mitteln auf eigene Füsse gestellt werden.

Allerdings konnten nicht alle Geschäftsbereiche, die Sanofi nun als Stützkissen für sein künftiges Wachstum definiert hat, auch im vergangenen Jahr zulegen: Mit seinem zurechtgestutzten Portfolio althergebrachter Medikamente wie etwa Lantus und dem Blutgerinnungshemmer Plavix verbuchte der Konzern Umsatzeinbussen. Der Hoffnungsträger Dupixent hingegen spielte dem Konzern rund 3,5 Milliarden Euro in die Kassen, fast zehn Prozent des Konzernumsatzes und währungsbereinigt 74 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Hudson sprach von einer soliden Basis, auf der Sanofi im neuen Jahr aufbauen könne. Dies gelte auch mit Blick auf die Forschungspipeline, in der Sanofi gravierende Fortschritte gemacht habe. Für 2021 stellte er - wie im Vorjahr - ein Wachstum beim bereinigten Ergebnis je Aktie (EPS) im hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Der Konzern rechnet aber damit, dass erneut Wechselkurseffekte den Anstieg dämpfen werden./tav/men/stk