FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen holen bis Donnerstagnachmittag dank steigender Kurse der Wall Street die Verluste vollständig auf. Die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank vom Vortag sorgt derweil für Zurückhaltung. Die Fed hat wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte erhöht. Im Blick steht der Ausblick - die US-Notenbank hat sinkenden Zinsen schon 2023 eine Absage erteilt. Am Zinsterminmarkt waren zuletzt bereits für das laufende Jahr schon wieder sinkende Zinsen gespielt worden. Der DAX gewinnt 0,1 Prozent auf 15.224 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,4 Prozent auf 4.211 nach oben.

Stärker als noch am Vorabend in den USA scheinen die Märkte mittlerweile aber zu gewichten, dass die US-Notenbank nun nur noch eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr sieht, womit auch eine Pause im Zinserhöhungszyklus wahrscheinlich scheint. "Das Ende ist nah", kommentiert Commerzbank-Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann zum Zinserhöhungszyklus der Fed. Am Devisenmarkt hat der Euro mit Aufschlägen auf die Zinsentscheidung reagiert, am Mittag geht er bei 1,0882 Dollar um.


   SNB erhöht trotz CS-Turbulenzen die Zinsen um 50 Bp 

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat derweil ihre Geldpolitik wie erwartet gestrafft und schließt weitere Zinserhöhungen nicht aus. Wie die SNB im Ergebnis ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte, steigt der Leitzins um 50 Basispunkte auf 1,50 (zuvor: 1,00) Prozent. Ökonomen hatten mit einer Zinsanhebung dieses Ausmaßes gerechnet. Die Bank of England hat derweil den Reposatz wie erwartet auf 4,25 von 4,0 Prozent angehoben. Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Währungshüter weltweit entschlossen sind, die Inflation trotz der Spannungen im Bankensystem einzudämmen.

Bankentitel führen mit einem Minus von 1,7 Prozent die Verliererliste in Europa an. Der geldpolitische Ausblick der US-Notenbank ist für die Branche ein zweischneidiges Schwert. Einerseits profitieren die Institute von höheren Zinsen, andererseits steigt damit das Risiko von Abschreibungsbedarf in den Bilanzen. Dies wurde der Silicon Valley Bank zum Verhängnis. Daneben heißt es im Handel, dass die Probleme mit den AT1-Anleihen blieben. Die Citigroup hat derweil den Bankensektor auf "Neutral" gesenkt: Die derzeitige Krise könnte den Risikoappetit der Finanzinstitute dämpfen und die Kreditversorgung reduzieren.

Nachdem das gemeinsam mit Regeneron Pharmaceuticals entwickelte Medikament Dupixent in einer klinischen Studie zur Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) die Ziele erreicht hat, dürfte Sanofi nach Ansicht der UBS einen Umsatzschub erfahren. Es ergebe sich bei Dupixent ein Umsatzpotenzial von 2 bis 3 Milliarden Euro. Sanofi rücken an der Pariser Börse kräftig um 4,1 Prozent vor.

Vitesco erholen sich und liegen nur noch 0,8 Prozent hinten. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr keinen Bilanzgewinn erzielt und zahlt deshalb keine Dividende. Für das laufende Jahr rechnet der Autozulieferer mit einer weiteren Verbesserung sowohl des Umsatzes als auch der Marge. Speziell bei der Marge war am Markt aber mit mehr gerechnet worden. Enttäuscht reagieren Analysten auf das Ziel eines freien Cashflows von 50 Millionen Euro - die Erwartung habe bei 100 Millionen gelegen.

Unter weiteren Einzelwerten bringen Ausblicke von Unternehmen und Dividendenankündigungen im Rahmen der Vorlage detaillierter Geschäftsberichte für 2022 Bewegung in die Kurse. Heidelberg Materials will für das abgelaufene Geschäftsjahr eine um 20 Cent auf 2,60 Euro erhöhte Dividende zahlen. Die Aktie rückt um 0,5 Prozent vor.


   Aktienrückkaufprogramm von Scout24 kommt gut an 

Besser kommt die Dividendenerhöhung bei Scout24 an. Die Anzeigenplattform zahlt nach der Gewinnsteigerung 2022 nach 0,84 nun 1,00 Euro je Aktie. Dazu kündigte das Unternehmen an, eigene Aktien für bis zu 100 Millionen Euro zurückzukaufen. Der Kurs zieht um 4,6 Prozent an.

Die Aktie des Bausoftwarespezialisten Nemetschek springt um 15,9 Prozent nach oben. Das Unternehmen rechnet dieses Jahr mit einer nachlassenden Profitabilität, gleichwohl soll die Marge aber weiter auf hohem Niveau liegen. Ein laut Händlern schwacher Ausblick lastet auf CTS Eventim. Der Kurs gibt um 2,2 Prozent nach. Der Gewinn je Aktie wird laut dem Unternehme in diesem Jahr deutlich zurückgehen auf 1,87 von 2,12 Euro.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.211,15        +0,4%       15,45     +11,0% 
Stoxx-50                3.832,15        -0,1%       -2,51      +4,9% 
DAX                    15.233,67        +0,1%       17,48      +9,4% 
MDAX                   27.211,65        +1,3%      346,88      +8,3% 
TecDAX                  3.268,17        +1,3%       40,36     +11,9% 
SDAX                   12.923,82        +0,5%       65,29      +8,4% 
FTSE                    7.524,21        -0,6%      -42,63      +1,5% 
CAC                     7.144,07        +0,2%       12,95     +10,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,23                    -0,10      -0,34 
US-Zehnjahresrendite        3,47                    +0,03      -0,41 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:55  Mi, 17:05   % YTD 
EUR/USD                   1,0891        +0,3%      1,0906     1,0794   +1,8% 
EUR/JPY                   142,99        +0,2%      142,83     143,15   +1,9% 
EUR/CHF                   0,9953        -0,1%      0,9992     0,9964   +0,6% 
EUR/GBP                   0,8845        -0,1%      0,8860     0,8822   -0,1% 
USD/JPY                   131,27        -0,1%      130,96     132,64   +0,1% 
GBP/USD                   1,2313        +0,4%      1,2310     1,2236   +1,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,8176        -0,6%      6,8243     6,8786   -1,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                28.252,90        +3,6%   27.711,35  28.678,29  +70,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  71,24        70,90       +0,5%      +0,34  -11,5% 
Brent/ICE                  77,26        76,69       +0,7%      +0,57   -9,5% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  43,55        39,97       +8,9%      +3,58  -47,6% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.979,30     1.966,04       +0,7%     +13,26   +8,5% 
Silber (Spot)              23,02        22,90       +0,5%      +0,11   -4,0% 
Platin (Spot)             984,60       984,95       -0,0%      -0,35   -7,8% 
Kupfer-Future               4,11         4,04       +1,6%      +0,06   +7,7% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/flf

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March 23, 2023 11:09 ET (15:09 GMT)