Das Alleskönner-Gerät, vor elf Jahren bei der Präsentation des ersten iPhones durch den legendären Apple-Gründer Steve Jobs aus der Taufe gehoben, benötigt wegen zunehmend gesättigter Märkte dringend ein neues Antlitz und neue Funktionen, um die Verkaufszahlen hoch zu halten. "Flexible Bildschirme und die Augmented-Reality-Technologie sind die großen Trends bei Smartphones", sagt Analyst Ben Wood von CCS Insight. Diese würden dazu beitragen, dass es weiterhin nahezu unmöglich ist, ohne das Universal-Produkt zu leben. In einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom gab kürzlich jeder Vierte an, lieber auf seinen besten Freund zu verzichten als auf sein Smartphone.

Und doch müssen sich die weltgrößten Anbieter - Marktführer Samsung Electronics, Apple und die aufstrebenden chinesischen Konzerne Huawei, Xiaomi und Oppo - strecken, damit ihre früheren Wachstumszahlen nicht der glorreichen Vergangenheit angehören. Laut Gartner ist der Smartphone-Absatz im vergangenen Jahr leicht gefallen und wird auch im laufenden Jahr nicht das Niveau von 2016 erreichen, als fast 1,9 Milliarden Geräte über die Ladentheken wanderten.

Vor allem Marktführer Samsung muss sich bewegen, um den Thron zu halten: Im abgelaufenen Quartal brach der Betriebsgewinn im einst florierenden Smartphone-Geschäft um mehr als ein Drittel ein. Im Weihnachtsgeschäft soll es das Luxusmodell Galaxy Note 9 richten, dass auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) beworben wird. Während sich der wertvollste Technologiekonzern Apple traditionell von Messen fernhält, nutzt Samsung die Gelegenheit, um seine Produkte in Berlin im großen Rahmen zu präsentieren.

TRENDS NOCH NICHT IM HANDEL

Während Experten ihren Blick bereits voll auf flexible Bildschirme und die Ergänzung der echten Welt um eine virtuelle Realität mittels Augmented Reality (AR) richten, muss sich der Otto-Normal-Verbraucher in den meisten Fällen noch gedulden. Gerüchten zufolge bringt Samsung erst im kommenden Frühjahr eine Art faltbares Handy in den Handel. Und obwohl Apple-Chef Tim Cook Augmented Reality bereits als "große und tiefgreifende" Technologie bezeichnete, lassen nach dem "Pokemon Go"-Hype weitere Erfolgsanwendungen auf sich warten. Allerdings scheint der Konzern alles daran zu setzen, hier vorn mit dabei zu sein. Darauf deutet der Kauf des Startups Akonia Holographics hin, das Gläser für AR-Brillen herstellt. Auch Google, mit Android Branchenprimus bei Handy-Betriebssystemen, investiert stark in seine AR-Kern-Plattform.

Medienexperte Klaus Böhm von der Unternehmensberatung Deloitte geht davon aus, dass bis 2023 rund 20 Millionen Deutsche regelmäßig AR nutzen. "Die Marktdurchdringung mit dafür geeigneten Smartphones muss dann mindestens ähnlich hoch sein."

TREND ZU PREMIUM HÄLT AN

Seit Jahren werden die Smartphones - dank Mehrkernprozessoren und großer Speicher - immer funktions- und leistungsfähiger, was verstärkt auch Hersteller von Kompaktkameras, Radios und MP3-Spielern unter Druck setzt. "Smartphones bleiben nach wie vor das persönlichste Gerät für die Nutzer", prognostiziert Smartphone-Expertin Annette Zimmermann vom Marktforschungsinstitut Gartner. Und für ein solches Gerät, das immer mehr kann und vielfach auch den Computer ersetzt, zahlen die Deutschen immer mehr Geld. "Qualität ist Trumpf", sagt Bitkom-Digitalexperte Christopher Meinecke. Laut GFK hat in Deutschland die Nachfrage nach Smartphones im Preissegment von über 500 Euro in den vergangenen drei Jahren um durchschnittlich 15 Prozent zugenommen. Apple brach mit dem iPhone X sogar die Schallmauer von 1000 Euro.

Dabei kommen die Premiumprodukte längst nicht mehr nur aus Südkorea und den USA sondern auch aus der Volksrepublik. "Huawei hat die Messlatte mit seinen P20-Pro-Smartphones hoch gehängt, die drei Kameras besitzen und mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Parameter automatisch einstellen", sagt Ben Wood. Im abgelaufenen Quartal überholte der Konzern erstmals Apple als zweitgrößten Smartphone-Anbieter weltweit.