Basel (awp/sda) - Die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld feiert dieses Jahr ihr 100-Jahr-Jubiläum. Gleichzeitig befindet sich die Traditionsmesse aber an einem Wendepunkt. So kehren ihr immer mehr Aussteller den Rücken.

Louis Erard hat einen Logenplatz. Kein Besucher kann den Ausstellungsstand der jurassischen Uhrenmarke am Ende der Hauptgasse übersehen. Seit fünf Jahren ist er an dieser bevorzugten Lage zu finden. Doch rund um diesen Messestand hat sich seit 2012 viel verändert.

So hat zum Beispiel der südkoreanische Elektronik-Gigant Samsung in diesem Jahr zum ersten Mal einen Stand an der Traditionsmesse bezogen. Andere Elektronikriesen wie Casio und Seiko sind in der Messehalle seine Nachbarn. Merklich zugenommen hat auch die Zahl der Pavillons der Bijoutier-Unternehmen.

"Wir sind wahrscheinlich in einer neue Ära", sagt dazu Stéphane Waser, Chef der jurassischen Uhrenmarke Maurice Lacroix, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Schweizer Uhrenhersteller jedenfalls seien zusehends in der Minderheit. Alain Spinedi von Louis Erard stellt darüber hinaus ein sinkendes Publikumsinteresse fest. "Vielleicht hat sich das Konzept von Baselworld überlebt", sagt er.

200 AUSSTELLER WENIGER

Die selbsternannte Weltmesse für Uhren und Schmuck ist aber auch unabhängig von dieser subjektiven Einschätzungen im Wandel. Statt 1500 Aussteller wie im Vorjahr präsentieren sich diesmal bis am 30. März nur noch 1300 Unternehmen in den Messehallen in Basel. Die Messedirektion erklärt dies mit höheren Anforderungen. Man bevorzuge Qualität statt Quantität, heisst es dazu.

Eine Rolle dürften auch die aktuelle Uhrenkrise und die Preise gespielt haben. Gemäss Bulgari-Chef Jean-Christoph Babin sind die Ausstellungskosten sehr hoch. Einige Aussteller werden darum wohl auch Basel ausgelassen haben. Andere haben die günstigere Variante einer Ausstellung in einem Hotel gewählt.

Die wirklich ernstzunehmende Konkurrenten der Baselworld sind jedoch nicht die Hotels, sondern andere Messen wie die Genfer Uhrenmesse und vor allem das Internet. So hat die Genfer Uhrenmarke Raymond Weil ihre Aktivitäten in den sozialen Netzwerken deutlich ausgebaut. Die Swatch-Tochter Omega hat den Verkauf via Instagram lanciert. "Das ist ein erster Schritt hin zum Online-Handel", bestätigt Omega-Chef Raynald Aeschlimann.

BASEL KOPIERT GENF

Diese Entwicklung ist der Messeleitung nicht verborgen geblieben. Um neue Aussteller anzulocken, hat sie in diesem Jahr unter dem Namen "Les Ateliers" ein neues Angebot gestartet. Unabhängige Uhrenmarken sollen sich in diesem Messeteil präsentierten können.

Baselworld feiert sich dafür selbst als Trendsetter. Ganz neu ist das Konzept jedoch nicht. Die Genfer Uhrenmesse SIHH hat nämlich bereits 2016 unter dem Namen "Carré des horlogers" ein ähnliches Konzept umgesetzt.