Düsseldorf (Reuters) - Bei den Tarifverhandlungen für die 68.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie haben die IG Metall und die Arbeitgeber am frühen Mittwoch eine Einigung erzielt.

Die Mitarbeiter erhielten ab dem 1. August 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, teilten der Arbeitgeberverband Stahl und die IG Metall nach der vierten Verhandlungsrunde mit. Der Tarifvertrag habe eine Laufzeit von 18 Monaten bis Ende November 2023. Für die Monate Juni und Juli 2022 wurde ein zusätzlicher Energiebonus von 500 Euro für Arbeiter und Angestellte und von 200 Euro für Auszubildende vereinbart. Die IG Metall hatte eine Erhöhung von 8,2 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert.

Der Einigung waren neunstündige Verhandlungen vorausgegangen. Die Ergebnisse gelten unter anderem für die Stahlkocher von Thyssenkrupp, Salzgitter und ArcelorMittal. Die Unternehmen profitieren derzeit von den hohen Stahlpreisen, kämpfen aber auch mit gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten.

FORDERUNG FÜR METALL- UND ELEKTROINDUSTRIE FOLGT AM MONTAG

Die IG Metall hatte in den vergangenen Tagen mit Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. "In Zeiten einer hohen Inflation ist uns ein Verhandlungsergebnis gelungen, das den Beschäftigten sofort ein deutliches Plus von 6,5 Prozent ins Portemonnaie bringt. Das ist die höchste prozentuale Erhöhung in der Stahlindustrie seit 30 Jahren", sagte der Verhandlungsführer und Chef der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler. Die unteren Entgeltgruppen sowie die Auszubildenden profitierten zudem von den 500 Euro beziehungsweise 200 Euro überdurchschnittlich. "Mit diesem Ergebnis erhalten die Beschäftigten ihren berechtigten Anteil an der momentan sehr guten wirtschaftlichen Situation der Branche."

Den Tarifvertragsparteien sei es unter großen Anstrengungen gelungen, zu einem gerade noch vertretbaren Abschluss zu kommen, sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Stahl, Heinz Jörg Fuhrmann. "Es bleibt zu hoffen, dass die sich am Horizont abzeichnenden Risiken für die deutsche Wirtschaft zumindest nicht ihre volle Wucht entfalten. Sollte dies dennoch geschehen, werden die Tarifpartner Lösungen finden müssen."

Die Einigung in der Stahlbranche dürfte auch für die bevorstehenden Tarifrunde für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie eine Rolle spielen. Die IG Metall will am Montag über ihre Forderungen berichten. IG Metall-Chef Jörg Hofmann hatte in einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" für die Beschäftigten mindestens sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Elke Ahlswede und Katharina Loesche, redigiert von Myria Mildenberger, Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)