Salzgitter ist eines von mehreren großen Unternehmen, die eine Ausnahme von der Rationierung beantragen, sollte es zu einer weiteren Reduzierung der Gaslieferungen aus Russland kommen, das derzeit nur ein Fünftel der vereinbarten Mengen über die Nord Stream 1-Pipeline liefert.

Salzgitter stellt die Rohre her, die benötigt werden, um zwei geplante Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) mit dem nationalen Netz zu verbinden. Damit spielt der Konzern eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen Deutschlands, die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern.

"Wir sind damit ein Teil der Lösung für die Frage nach einer größeren Energieunabhängigkeit", sagte Salzgitter-Chef Gunnar Groebler gegenüber Reuters.

Auf die Frage, ob Salzgitter möglicherweise den Betrieb einstellen müsse, sagte der Vorstandsvorsitzende, der im vergangenen Jahr das Ruder übernahm: "Wir haben immer wieder die Frage gestellt bekommen: Was wird passieren, wenn Salzgitter komplett geschlossen wird? Ich würde sagen, dass dies relativ unwahrscheinlich ist."

Groebler, ein ehemaliger leitender Angestellter des schwedischen Energieversorgers Vattenfall, sagte, dass sein Unternehmen auch ein Fernwärmelieferant für die Stadt Salzgitter sei, was ihm eine wichtige Rolle in der lokalen Energieversorgung einräume.

Die durch die Produktionsprozesse des Unternehmens erzeugte Wärme wird in das Fernwärmesystem eingespeist, das laut Groebler bei einem Produktionsstopp beeinträchtigt werden könnte: "Das sind etwa 100.000 Einwohner, die dann kein warmes Wasser und keine Heizung mehr hätten."

Salzgitter ist außerdem der drittgrößte Trinkwasserversorger in Niedersachsen, wo das Unternehmen seinen Sitz hat und das einen Anteil von 26,5 % an dem Stahlhersteller hält, so Groebler. Dies würde zu weiteren Problemen führen, wenn Salzgitter die Produktion einstellen müsste.

Deutschland befindet sich jetzt in Phase zwei eines dreistufigen Notfallplans, der in der letzten Stufe eine Rationierung des Gases vorsieht. Die Industrie verbraucht etwa ein Viertel des in Deutschland verwendeten Gases.

Groebler, 50, sagte, Salzgitter sei in Gesprächen mit der deutschen Netzregulierungsbehörde, die für die Rationierung zuständig wäre, und diskutiere das Thema mit der Bundesnetzagentur, die Fragebögen an die Industrie über deren Verbrauch verschickt hat.

Salzgitter ist Mitglied der Wirtschaftsvereinigung Stahl, die ebenfalls mit der Regulierungsbehörde im Gespräch ist.

Groebler sagte, Salzgitter habe den Energieverbrauch im Vergleich zum letzten Jahr um mehr als 20% gesenkt, zum Teil wegen der für die zweite Jahreshälfte erwarteten geringeren Stahlnachfrage.

Nur drei von vier Heizöfen für die Warmbreitbandstraße in Salzgitter seien in Betrieb, sagte er und fügte hinzu: "Das ist wirtschaftlich bedingt ... aber es ist natürlich auch unser Beitrag zur aktuellen Spardiskussion."