HAMBURG (awp international) - Höhere Preise für die Kupferprodukte von Aurubis stimmen den Konzern etwas zuversichtlicher für das laufende Geschäftsjahr. Für 2022/23 (bis Ende September) peilt der Vorstandsvorsitzende Roland Harings laut einer Mitteilung vom Montag nun einen operativen Vorsteuergewinn am oberen Ende des Prognose-Korridors von 400 bis 500 Millionen Euro an. Experten überraschte das nur bedingt, einige hatten sogar auf noch mehr gehofft. Allerdings ist es noch früh im Jahr, und das Management bezeichnete den Ausblick in einer Telefonkonferenz mit Analysten als konservativ gewählt. Die Aktie des Hamburger Konzerns geriet nach einem starken Lauf dennoch unter Druck.

Rückenwind verspricht sich Aurubis in den kommenden Monaten von einer weiter wachsenden Kupfernachfrage sowie gestiegenen Schmelz- und Raffinierlöhnen für Kupferkonzentrate. Die Entwicklung bremsen könnten wieder anziehende Energiepreise. Aurubis habe sich zwei Drittel des Energiebedarfs gesichert, der Rest müsse zu aktuellen Preisen am Markt gekauft werden, teilte die Unternehmensführung mit. Daher sei im Gewinnausblick für das Gesamtjahr ein Anstieg der zuletzt deutlich gefallenen Energiepreise berücksichtigt. Auch auf den Preis für Schwefelsäure schaut die Unternehmensführung erst einmal vorsichtig.

Gleichzeitig betonte sie, dass das Gewinnziel bei der Vorlage der Halbjahreszahlen nochmals Thema werden dürfte. Dann werde sich die Entwicklung des Schwefelsäurepreises besser abschätzen lassen. Gleichzeitig gebe es im Werk in Hamburg im Tagesgeschäft noch Luft nach oben. Sollte das aktuelle Marktumfeld das gesamte Jahr Bestand haben, könnte das Jahresziel wohl übertroffen werden, hiess es auf die konkrete Frage eines Analysten.

Im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember fiel das operative Ergebnis vor Steuern im Vergleich zum aussergewöhnlich starken Vorjahreszeitraum zwar um rund ein Viertel auf 125 Millionen Euro. Das war aber immer noch mehr als von Analysten im Mittel erwartet.

Dabei profitierte die Beteiligung des Stahlkonzerns Salzgitter von einer hohen Nachfrage nach Kupferprodukten, gestiegenen Preisen für hochwertiges Kupfer sowie von hohen Raffinierlöhnen für sonstige Recyclingmaterialien - also das, was Aurubis für die Verarbeitung von Schrott bekommt.

Auf das operative Ergebnis drückten derweil die hohen Energie- und Gaspreise sowie niedrigere Preise für Schwefelsäure - ein Nebenprodukt der Kupferproduktion, das etwa zur Herstellung von Dünger verwendet wird. So stiegen die Energiekosten in den drei Monaten bis Ende Dezember um knapp 18 Prozent auf 73 Millionen Euro. Ohne Absicherungsgeschäfte sowie die Strompreisbremse in Bulgarien wäre der Anstieg aber deutlicher ausgefallen. In dem Land betreibt Aurubis eine Kupferhütte am Standort Pirdop.

Damit seien die Energiekosten deutlich geringer ausgefallen, als er es erwartet habe, sagte Analyst Stefan Augustin von Warburg Research. Er habe mit einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag kalkuliert. Insgesamt sei Aurubis gut ins neue Jahr gestartet.

Der Konzernumsatz sank in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres um sieben Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdienten die Hamburger 99 Millionen Euro nach 127 Millionen vor einem Jahr.

Analyst Christian Obst von der Baader Bank sieht seine langfristig positive Einschätzung des Unternehmens untermauert. Allerdings könnten einige Anleger nach dem guten Lauf der Aktien erst einmal Kasse machen, schrieb der Experte in einer Einschätzung am Morgen.

Die Aktien fielen als Schlusslicht im MDax , dem Index der mittelgrossen Werte, deutlich zurück. Bis zu Nachmittag fingen sie sich ein Stück weit und notierten gut vier Prozent im Minus bei 97,20 Euro. Allerdings hatten sie ihren Wert seit dem September-Tief von 51 Euro jüngst verdoppelt. Mit einem Plus von immer noch rund einem Viertel sind sie im noch jungen Börsenjahr unter den MDax-Spitzenwerten.

Langfristig sieht Experte Obst weiter Rückenwind durch die Expansionspläne von Aurubis sowie dem staatlich geförderten Trend hin zu mehr Recycling. So will der Konzern, wie im Dezember angekündigt, sein im Bau befindliches Recycling-Werk in Richmond (USA) wegen des anhaltenden Recyclingbooms in dem Land auf das Doppelte der bisher geplanten Kapazität erweitern.

Auch das Werk in Hamburg soll weiter ausgebaut werden. Damit können in der Heimatstadt des Unternehmens künftig rund 30 000 Tonnen zusätzliches Recyclingmaterial sowie in grösserem Umfang interne, komplexe Hüttenzwischenprodukte verarbeitet werden./mis/men/stw/he