- von Tom Käckenhoff
Düsseldorf (Reuters) - Der Salzgitter-Großaktionär GP Günter Papenburg hat bestätigt, eine Übernahme des zweitgrößten deutschen Stahlkonzerns zu prüfen.
Er löste damit ein Kursfeuerwerk an der Börse aus. Wie Papenburg am Dienstag mitteilte, führt das Unternehmen dazu Gespräche mit der TSR Recycling GmbH. Diese befänden sich noch in einem frühen Stadium. Einen möglichen Preis nannte Papenburg nicht. Salzgitter hatte am Abend zuvor in einer Mitteilung über die Pläne berichtet. Daraufhin war der Aktienkurs am Dienstag in die Höhe geschossen. Das Papier legte zeitweise um knapp 36 Prozent auf 18,80 Euro zu, Salzgitter kam damit auf eine Marktkapitalisierung von rund 830 Millionen Euro.
Papenburg betonte, bereits ein bedeutender Aktionär von Salzgitter zu sein und die Gesellschaft seit langem zu begleiten. Nach Angaben von Salzgitter hält das Unternehmen mehr als 27 Prozent der Anteile, womit es der größte Einzelaktionär vor dem Land Niedersachsen mit 26,48 Prozent wäre. Das Konsortium mache zur Bedingung für den Erfolg einer Übernahme, bis zum Ende der Annahmefrist mindestens 45 Prozent plus eine Aktie erhalten zu haben. Die Höhe des Angebotspreises sei Salzgitter noch nicht mitgeteilt worden sei. Sollte ein öffentliches Übernahmeangebot folgen, würden Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns Stellung dazu nehmen.
Papenburg erklärte, es bestünden Überlegungen, gemeinsam mit TSR Recycling den Einfluss auf Salzgitter zu verstärken. Durch den Ausbau der Beteiligung im Rahmen eines öffentlichen Übernahmeangebots könne die Transformation Salzgitters zu einer grünen Stahlproduktion abgesichert werden.
LAND NIEDERSACHSEN UND IG METALL SEHEN KLÄRUNGSBEDARF
Die GP Günter Papenburg AG ist ein Unternehmen mit rund 4000 Mitarbeitern, das unter anderem im Bauwesen und im Recycling tätig ist. TSR Recycling beschäftigt 4500 Mitarbeiter und gehört seit 2017 komplett dem Entsorgungsriesen Remondis. Salzgitter wiederum beschäftigt rund 25.000 Mitarbeiter und ist mit rund 30 Prozent an dem Kupferkonzern Aurubis beteiligt.
Die niedersächsische Landesregierung erklärte, sie prüfe die beabsichtigte Übernahme sehr gründlich. Dabei werde sie insbesondere die Belange der Beschäftigten berücksichtigen. Eine inhaltliche Positionierung werde erst nach Abschluss der Prüfung möglich sein, betonte das Finanzministerium in Hannover auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Gewerkschaft IG Metall sah noch Klärungsbedarf. Sie werde darauf drängen, zeitnah alle Informationen zu erlangen, die für eine sachgerechte Bewertung des Vorgangs unverzichtbar seien, sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. Auf dieser Basis werde sie sich in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat der Salzgitter AG positionieren. Dabei würden die Fortführung der Transformation sowie die Sicherung von Standorten, Mitbestimmung, Beschäftigung und Einkommen im Zentrum stehen.
(Bericht von Tom Käckenhoff. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)