Von Carol Ryan

MAILAND (Dow Jones)--Die Aktionäre von Salvatore Ferragamo können sich derzeit beim italienischen Luxusschuhhersteller über Gewinne freuen. Allerdings könnte zunächst ein großer Teil der Gewinne an Werbeunternehmen gehen und Investoren sich eine Weile gedulden müssen, bis sie partizipieren.

Der in Mailand börsennotierte Konzern gab Dienstagabend bekannt, dass der operative Gewinn im ersten Halbjahr 66 Millionen Euro erreicht hat, was deutlich über den 28 Millionen Euro liegt, die Analysten laut Jefferies erwartet hatten. Das Unternehmen hat seine Kosten durch Neuverhandlungen der Mieten gesenkt und mehr Produkte zum vollen Preis verkauft, was die Gewinnmargen verbessert hat. Die Aktien von Ferragamo, die in diesem Jahr hinter der Kursentwicklung im Luxussektor zurückgeblieben sind, stiegen im frühen europäischen Handel am Mittwoch um 7 Prozent.

Ferragamo hatte in den vergangenen Jahren zu kämpfen und hat - im Gegensatz zu anderen Unternehmen wie Burberry - seine pandemiebedingt ausgesetzte Dividendenausschüttung noch nicht wiederaufgenommen. Das Unternehmen wurde als Übernahmekandidat gehandelt, bis es im Sommer Marco Gobbetti, den Vorstandsvorsitzenden des britischen Luxus-Trenchcoat-Herstellers Burberry, abwarb. Dies wurde von den Anlegern als Zeichen dafür gewertet, dass die Gründerfamilie von Ferragamo nicht bereit ist zu verkaufen - oder vielleicht keinen Käufer angesichts der hohen Börsenbewertung des Unternehmens finden kann - und die Marke eigenständig erneuern will. Die Aktien von Ferragamo haben seit der Ankündigung nachgegeben, da die Hoffnung auf eine Übernahme schwindet.

Der jüngste Gewinnanstieg ist hilfreich, da er Gobbetti, der zum Jahresende bei Ferragamo starten wird, die Möglichkeit gibt, die Leistung des Labels zu verbessern. Schon bevor die Pandemie den Umsatz von Ferragamo einbrechen ließ, hatte er in den fünf Jahren bis Dezember 2019 etwa stagniert, wie Factset-Daten zeigen.

Die Marke wird wahrscheinlich einen neuen Kreativdesigner und ein großzügigeres Werbebudget benötigen, um den Umsatz wieder zu steigern.

Die Marketingausgaben von Ferragamo im ersten Halbjahr entsprachen 5,2 Prozent des Umsatzes und etwa dem, was das Unternehmen im gleichen Zeitraum 2019 vor der Krise ausgegeben hat. In absoluten Zahlen ist das Marketingbudget jedoch aufgrund einer schrumpfenden Umsatzbasis um 26 Prozent auf 27 Millionen Euro gesunken. Zum Vergleich: Der zahlungskräftige Konkurrent LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton übertraf die Ausgaben von Ferragamo in der ersten Jahreshälfte um mehr als das Hundertfache, nachdem er 10 Prozent seiner Einnahmen in Werbung investiert hatte.

Derzeit verlieren viele kleine, unabhängige Luxusmarken Marktanteile an größere Konkurrenten, die ihnen bei den Investitionen in Werbekampagnen und E-Commerce den Rang ablaufen. Die jüngsten Ergebnisse von Ferragamo zeigen, dass das Unternehmen die Kosten besser im Griff hat. Aber wenn die Marke ihre Umsätze wieder steigern will, werden die Einsparungen nicht so bald in den Taschen der Investoren landen.

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September 09, 2021 06:23 ET (10:23 GMT)