FRANKFURT (dpa-AFX) - Gestiegene Zuversicht bei SAF-Holland hat die Aktien des Lkw-Zulieferers am Mittwoch auf ein Hoch seit Juli 2019 getrieben. Mit in der Spitze 10,30 Euro krönten sie zugleich ihren starken Lauf seit dem Corona-Tief im März bei 3,168 Euro.

Im SDax der kleineren Börsenwerte waren die SAF-Holland-Anteile mit einem Aufschlag von zuletzt fast 17 Prozent auf gut zehn Euro der unangefochtene Spitzenreiter. Seit dem März-Tief, das zugleich das Ende eines mehr als zwei Jahre währenden Abwärtstrends markierte, haben sie sich somit mehr als verdreifacht. Bis zum Rekordhoch Anfang 2018 bei knapp über 20 Euro ist aber noch ein weiter Weg.

Der von SAF-Holland verbreitete Optimismus und der Kurszuwachs färbten am Mittwoch auch auf die Aktien der Jost Werke ab, den zweiten im SDax notierten Nutzfahrzeugzulieferer. Dessen Papiere verteuerten sich um fast viereinhalb Prozent.

SAF-Holland blickt nach einer Fortsetzung der im dritten Quartal eingetretenen Erholung optimistischer auf das Gesamtjahr. Die bereinigte Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) werde 2020 bei fünf bis sechs Prozent liegen, hatte das Unternehmen bereits am Vorabend nach Börsenschluss mitgeteilt. Zuvor hatte das Unternehmen drei bis fünf Prozent avisiert. SAF-Holland zufolge sind die Trailer- und Truckmärkte in Nordamerika und Europa weiter auf Erholungskurs.

Analyst Mustafa Hidir von Warburg Research sieht seine Kaufempfehlung durch die neue Unternehmensprognose bestätigt und mit seinem unveränderten Kursziel von 11,10 Euro noch etwas Spielraum nach oben. Endlich habe der Konzern die Prognose erhöht, titelte er in einer aktuellen Studie.

Völlig anders fällt dagegen das Urteil von Commerzbank-Analystin Yasmin Steilen aus. Zwar sei die Prognoseanhebung zunächst sicher gut für den Kurs, die Ergebnisqualität im dritten Quartal gefiel Steilen aber nicht. Sie blieb bei ihrem "Reduce"-Votum und ist mit einem Kursziel von 4 Euro besonders skeptisch. Den Kurszuwachs seit dem Corona-Tief hält sie damit für nicht gerechtfertigt. Anlegern rät sie, auf die Papiere der Jost Werke zu setzen.

Die neue Prognose von SAF-Holland steht zwar unter der Prämisse, dass sich in den verbleibenden Wochen des Geschäftsjahres 2020 keine neuen, unerwarteten Auswirkungen der weiterhin andauernden Covid-Pandemie auf die Produktions- und Lieferketten ergeben. Doch scheinen Anleger dieses Risiko vorerst auszublenden und eher auf eine Konjunkturerholung zu hoffen.

Davon dürften dann auch zunehmend die während der Corona-Krise vernachlässigten Sektoren der sogenannten "Old Economy" weiteren Zulauf bekommen. So hat beispielsweise allein der europäische Automobilsektor seit der ersten Nachricht über einen Durchbruch bei einem Corona-Impfstoff am Montag vergangener Woche um etwa 13 Prozent zugelegt. Aktien von zyklischen und konjunktursensiblen Unternehmen sind seither wieder gefragt. Zieht die Wirtschaft an, wirkt sich das positiv auf die Nachfrage aus. Es werden mehr Waren transportiert, was wiederum Herstellern von Transportfahrzeugen und deren Zulieferern zugute kommt./ajx/bek/jha/