DUBLIN (dpa-AFX) - Europas größte Billigfluggesellschaft Ryanair kann ihren absehbaren Jahresverlust kurz nach Ablauf ihres Geschäftsjahres genauer einschätzen. In den zwölf Monaten bis Ende März dürfte vor Sondereffekten ein Fehlbetrag von 350 bis 400 Millionen Euro angefallen sein, teilte das irische Unternehmen am Montag in Dublin mit. Unterdessen zählte Ryanair im März deutlich mehr Fluggäste als noch im Februar, auch wenn der Krieg in der Ukraine das Geschäft belastete. Derweil hat sich der Konzern gegen einen starken Anstieg der Treibstoffpreise besser gewappnet.

An der Börse in Dublin sorgten die Nachrichten kaum für Bewegung. Die Ryanair-Aktie verlor am Morgen rund 0,3 Prozent auf 13,44 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund zwölf Prozent eingebüßt.

Die neue Verlustprognose der Ryanair-Führung liegt im mittleren Bereich der bisherigen Erwartung. Bisher war das Management um Konzernchef Michael O'Leary für das zweite pandemiegeprägte Geschäftsjahr von einem Minus zwischen 250 und 450 Millionen Euro ausgegangen. Im ersten Corona-Geschäftsjahr bis Ende März 2021 hatte Ryanair einen bereinigten Nettoverlust von 815 Millionen Euro erlitten.

In den vergangenen zwölf Monaten zählte die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben gut 97 Millionen Passagiere. Das waren rund dreieinhalb Mal so viele wie nach dem coronabedingten Geschäftseinbruch ein Jahr zuvor, aber immer noch über ein Drittel weniger als die 149 Millionen im letzten Jahr vor der Pandemie. Die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus hatte die Erholung der Ticketnachfrage vor allem in den Monaten Dezember bis Februar zurückgeworfen.

Im März beförderte die Airline nun 11,2 Millionen Passagiere, nachdem sie während der coronabedingten Lockdowns im März 2021 lediglich eine halbe Million Fluggäste gezählt hatte. Im Vergleich zum Februar betrug der Zuwachs rund 2,5 Millionen Passagiere. Die Maschinen waren im Schnitt zu 87 Prozent gefüllt.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine hatte im März auch Folgen für Ryanair: Wegen der Sperrung des Luftraums musste die Fluggesellschaft den Angaben zufolge 2000 Flüge aus dem Land und dorthin streichen. Legt man die typischen 189 Sitzplätze von Ryanairs Boeing-737-Jets und die durchschnittliche Auslastung von 87 Prozent zugrunde, fielen bei dem Unternehmen auf den Ukraine-Strecken im abgelaufenen Monat rund 330 000 Passagiere weg.

Derweil rüstet sich die Fluggesellschaft weiter gegen den Anstieg der Treibstoffpreise. Für das neue Geschäftsjahr bis Ende März 2023 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben inzwischen 80 Prozent seines Treibstoffbedarfs preislich abgesichert. Infolge des Ukraine-Kriegs und der internationalen Sanktionen gegen Russland ist der Ölpreis und damit auch der Kerosinpreis stark gestiegen.

Ryanairs Schuldenberg aus der Corona-Krise ist im vergangenen Jahr unterdessen geschrumpft. Ende März lag die Nettoverschuldung noch bei 1,5 Milliarden Euro, rund 800 Millionen niedriger als ein Jahr zuvor. Seine endgültigen Jahreszahlen will das Unternehmen am 16. Mai veröffentlichen./stw/ngu/eas