Im Finanzjahr bis zum 31. März 2021 werde Ryanair voraussichtlich 157 Millionen Fluggäste befördern, erklärte das Unternehmen am Montag in Dublin. Das wäre ein Plus von zweieinhalb Prozent gegenüber den für das laufende Geschäftsjahr erwarteten 153 Millionen. Der Zuwachs werde so gering wie nie zuvor ausfallen, sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary. In den vergangenen fünf Jahren waren die Passagierzahlen der irischen Airline durchschnittlich um zehn Prozent gestiegen.

O'Leary warnte, die Freigabe der MAX könne noch länger auf sich warten lassen, sodass Ryanair im nächsten Sommer gar keine neuen Maschinen in Betrieb nehmen könne. Das heiße aber nicht, dass Stagnation der Passagierzahlen zu befürchten sei. Allerdings erwartet O'Leary am europäischen Markt im Sommer kein Kapazitätswachstum und deshalb anziehende Ticketpreise. Das Ziel von 200 Millionen Fluggästen im Jahr 2024 sei nicht in Gefahr, betonte Finanzchef Neil Sorahan.

Mit einem Bestellvolumen von insgesamt 210 MAX-Modellen ist Ryanair, die ausschließlich mit Boeing-Maschinen fliegt, einer der größten Abnehmer. Ursprünglich sollten im nächsten Sommer 58 neue MAX-Flieger in Betrieb gehen. Doch nach zwei Abstürzen im Oktober 2018 und im März 2019 mit 346 Todesopfern herrscht weltweites Flugverbot. Die beiden Flugzeuge waren nach bisherigen Erkenntnissen vor allem wegen der fehlerhaften Steuer-Software MCAS abgestürzt, die einen Sturzflug automatisch verhindern soll. Boeing will das mit einem Software-Update sowie einer Überarbeitung von Instruktionen und Trainings für Piloten beheben. Die US-Flugaufsicht FAA und die europäische Behörde EASA wollen das vor einer Neuzulassung akribisch prüfen.

Ryanair rechnet deshalb jetzt damit, frühestens im März oder April die ersten neuen Flugzeuge in Empfang zu nehmen. Bis Mitte 2020 könnten allenfalls 20 im Einsatz sein. Ryanair muss Verzögerungen einplanen, zum einen wegen der erwarteten zusätzlichen Begutachtungen der MAX durch die EASA in Europa, aber auch wegen der von den Iren bestellten Sonderausführung mit bis zu 200 Sitzplätzen.

PREISKAMPF UND STEIGENDE KOSTEN

Im ersten Geschäftshalbjahr von April bis September lag der Nettogewinn mit 1,15 Milliarden Euro nur auf Vorjahresniveau, war aber höher als von Analysten erwartet. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Auf den Gewinn drückten Ryanair zufolge höherer Kosten für Treibstoff und Personal, nachdem die Airline seit vergangenem Jahr erstmals Tarifverträge für Piloten und Flugbegleiter abgeschlossen hatte. Ein Verlustbringer ist auch die österreichische Tochter Lauda, was Ryanair zufolge vor allem an Überkapazitäten und deshalb hartem Preiskampf in Österreich und Deutschland etwa mit dem britischen Rivalen Easyjet und der Lufthansa-Billigtochter Eurowings liegt.

Für das Geschäftsjahr 2019/20 erwartet O'Leary einen Gewinnrückgang auf 800 bis 900 Millionen Euro von 1,02 Milliarden Euro. Schon im Vorjahr war der Gewinn abgesackt. Analysten gingen im Schnitt von 836 Millionen Euro für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr aus. Daran änderten die aktuellen Zahlen nichts, erklärte Gerald Khoo, Analyst von Liberum.