KÖLN (dpa-AFX) - Boeings Krisenjet 737 Max darf nach fast zwei Jahren Flugverbot auch in Europa wieder abheben. Die europäische Luftfahrtbehörde EASA gab am Mittwoch grünes Licht, wie sie am Mittag in Köln mitteilte. Voraussetzung für den Neustart sind technische Verbesserungen an Hard- und Software sowie zusätzliche Trainings für die Piloten. Nach Ansicht der Behörde erfüllen die geplanten Verbesserungen die Anforderungen an die Flugsicherheit.

Bevor ein Jet des Typs in Europa wieder startet, müssen Techniker die notwendigen Umrüstungen vorgenommen haben. Zudem müssen die Piloten zuvor Schulungen absolvieren. In Boeings Heimatland USA, in Brasilien und in Kanada ist die 737 Max bereits wieder zugelassen.

Die Boeing 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogen worden. Als Hauptursache der Unglücke galt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm. Boeing hatte die Probleme eigentlich bereits nach dem ersten Absturz beheben wollen. Doch es traten wiederholt weitere Mängel auf, so dass es bis zur Neuzulassung in den USA rund 20 Monate dauerte.

"Wir haben auf einem langem Weg einen wichtigen Meilenstein erreicht", sagte EASA-Chef Patrick Ky. Die EU-Behörde hatte bei Teilen des Verfahrens mit ihrem US-Pendant FAA kooperiert, wollte aber auf eigener Wissensgrundlage eine unabhängige Entscheidung treffen.

Denn die FAA war infolge der Untersuchungen zu den beiden Abstürzen selbst stark in die Kritik geraten. Regulierer sollen bei der ursprünglichen Zertifizierung des Jets die Augen zugedrückt und sich von Boeing an der Nase herumführen lassen haben. Heikle Interna ließen die FAA in schlechtem Licht erscheinen.

In Europa haben unter anderem der Reisekonzern Tui und der Billigflieger Ryanair die 737 Max bestellt. Tui-Airlines im europäischen Ausland haben die "Max" in der Version 737-Max-8 bereits in der Flotte, mussten sie aber seit fast zwei Jahren am Boden lassen. Der deutsche Ferienflieger Tuifly wartet noch auf seine erste Maschine der Reihe. Ryanair setzt auf die Sonderversion 737 Max 200, die bisher noch nicht ausgeliefert wurde.

Im Fall der beiden Abstürze hatte ein Sensor falsche Daten über die Fluglage und einen drohenden Strömungsabriss an die Software geliefert. Diese drückte die Nase der Flugzeuge daraufhin immer weiter nach unten, bis die Jets auf dem Boden aufprallten. Künftig baut die Software auf die Daten von zwei Sensoren.

Die EASA hatte zudem den Einbau eines dritten Sensors gefordert. Dieser soll ein sogenannter synthetischer Sensor sein, der erst noch entwickelt werden muss. In der noch gar nicht zugelassenen Langversion des Jets, der 737 Max 10, soll er von Anfang an vorgeschrieben sein. Bei den übrigen Varianten soll er später nachgerüstet werden./stw/mis/jha/