BERLIN (dpa-AFX) - Ob Balearen, Adria oder Ägäis: Zehntausende Deutsche wagen in diesem Jahr wieder Reisen in die Sonne. Für viele ist es der erste Flug, seit sich das Coronavirus in Europa ausbreitet. Doch so voll wie zuvor wird es an den Flughäfen wohl lange nicht werden. In diesem Jahr könnte ein Drittel der Verkehrsleistung von 2019 erreicht werden, sofern sich die jüngste Erholung fortsetzt, wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft am Dienstag in Berlin mitteilte.

Bei weiteren Impfungen, zurückgehenden Reisebeschränkungen und einer robusten Konjunktur seien 2022 schon 80 Prozent der Vorkrisen-Zahlen drin. "Das Niveau von 2019 würde hingegen erst auf Höhe von 2025 erreicht werden." Dem jahrelangen Wachstum des Luftverkehrs hat die Pandemie also einen nachhaltigen Dämpfer verpasst. Vor allem Geschäftsreisende fehlen noch.

Flughäfen und Airlines haben nach Verbandsangaben jeden zehnten Arbeitsplatz gestrichen und hoffen, dass keine weitere Einschnitte folgen. "Wenn die wirtschaftliche Entwicklung so weitergeht, wie in unseren Szenarien dargestellt, glauben wir nicht, dass es zu massivem weiterem Arbeitsplatzabbau kommen wird", sagte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.

Im ersten Halbjahr 2021 waren von den deutschen Flughäfen so wenig Menschen geflogen wie vor 50 Jahren. "Wir sind praktisch im Luftverkehr in einem anderthalbjährigen Lockdown", sagte von Randow. Erst seit Juni zeichne sich eine Belebung ab. "Der Verkehr nimmt deutlich zu." Im internationalen Verkehr sei die Hälfte des Angebots wieder da, vor allem Flüge für Urlauber in die sogenannten Warmwasserregionen am Mittelmeer.

Während das Frachtgeschäft boomt, hat der Passagierverkehr aus Branchensicht noch viel Luft nach oben. "Es fehlen nach wie vor Gäste, die aufgrund von Messen, Kongressen und Städtetrips nach Deutschland fliegen", hieß es. Dass sie dauerhaft fern bleiben und stattdessen Videokonferenzen nutzen, glauben die Unternehmen jedoch nicht. Ein großer Teil der Interkontinentalnachfrage etwa sei Einreisebeschränkungen etwa in den USA und China zum Opfer gefallen. Viele Länder holten außerdem wirtschaftlich auf, hier entstehe neuer Bedarf an Flugreisen, sagte von Randow.

"Die Corona-Krise hat den Luftverkehr getroffen wie keine zweite Branche", sagte der Luftverkehrsexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Bernd Reuther. Die Bundesregierung sollte deshalb die Erhöhung der Luftverkehrsteuer rückgängig machen - auch weil es wichtiger sei, dass die Unternehmen das Geld für mehr klimafreundliche Technologien verwenden.

Das Ziel, Fliegen und Flugbetrieb schrittweise CO2-neutral zu gestalten, behält die Branche nach eigenen Angaben auch in der Krise im Blick. Gerade beim Klimaschutz darf es aus Sicht des Verkehrspolitikers der Linken, Jörg Cezanne, für den Luftverkehr kein Zurück zum Vorkrisenniveau geben./bf/DP/jha