FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussichten für RWE sind trübe: In einer Studie von Kepler Cheuvreux macht Analyst Ingo Becker zahlreiche Belastungsfaktoren aus und stuft die Aktie daher von "Hold" auf "Reduce" ab. Das Kursziel belässt er zwar bei 20 Euro, liegt damit aber deutlich unter dem aktuellen Kursniveau von 21,40 Euro.

Die Übertragung des Innogy-Anteils an E.ON schätzt Becker skeptisch ein. RWE gebe damit seine besten Firmenteile aus der Hand und tausche letztlich ein stabiles Geschäft gegen das mit erneuerbare Energien. Der Markt begrüße das zwar, weil er mit Zukunftstechnologien Wachstum verbinde. Das aber sei ein Trugschluss. Die bestehenden Kapazitäten böten eher Kontraktion als Wachstum, wenn man rückläufige Subventionen und die Lebensdauer der Anlagen für erneuerbare Energie berücksichtige. Als Folge davon müssten neue Kapazitäten geschaffen werden, sei es durch Neubauten oder Zukäufe, was letztlich auf Kosten der Aktionäre gehe. Die Aussichten für diese Anlagen seien angesichts rückläufiger Subventionen freilich bescheiden.

Dazu kommt nach Ansicht des Analysten, dass sich RWE im Zuge der Innogy-Transaktion von Verteilnetzen und Energiehandel trenne, was die Bilanz beeinträchtige. Das könne auch Auswirkungen auf die aktuelle Marktbewertung haben. Außerdem sei der Konzern angesichts seiner erheblichen Braunkohlekapazitäten ein Spielball der Politik. Ein frühzeitiger Rückzug aus dieser umstrittenen Form der Energieerzeugung dürfte zwar von der Regierung entschädigt werden, großzügig werde die Kompensation aber wohl nicht ausfallen.

Daher müsse der Markt seine derzeitige Einschätzung der Aktie überdenken. Anstatt über das mögliche Potenzial der erneuerbaren Energien zu spekulieren, wäre es angesichts des derzeitigen Kurses angebracht, über die negativen Folgen nachzudenken. Die Dividende könnte in den kommenden Jahren zwar steigen, werde dann aber wohl wieder sinken, so Becker. Und drei Prozent Dividendenrendite für 2018 seien kein schlagkräftiges Argument für die Aktie./mf/ag/fba

Datum der Analyse: 27.09.2018