Frankfurt (Dow Jones)--Die virtuelle Hauptversammlung der RWE AG hat im Kontext der aktuellen Energiekrise gestanden. Vor allem der Ukrainekrieg und seine Auswirkungen auf die Energieversorgung in Europa und auf RWE standen im Fokus. Ein Investoren-Antrag zur beschleunigten Abspaltung der Kohlesparte wurde von den Aktionären abgelehnt.

"Wir in Europa, in Deutschland, wir müssen uns so schnell wie möglich von russischen Energie- und Rohstofflieferungen unabhängig machen", sagte RWE-Chef Markus Krebber in seinem Eingangsstatement laut Redetext. Kurzfristig gehe es darum, die Versorgungssicherheit im kommenden Winter und in den folgenden Jahren zu stärken.

Mit Blick auf die Versorgungssicherheit, sieht der Vorstandschef auch den "temporären Einsatz" von mehr Kohlekraftwerken als notwendig an, um den Gasverbrauch im Stromsektor zu reduzieren. "Sollte die Bundesregierung unsere Anlagen, die wir eigentlich jetzt abschalten würden, aus Gründen der Versorgungssicherheit brauchen, halten wir diese länger als geplant verfügbar", führte Krebber aus. "Wir rütteln jedoch nicht am Kohleausstieg", stellte er klar.

Für den Konzernchef gehören Versorgungssicherheit und Klimaschutz "enger zusammen als je zuvor". Das von der Bundesregierung beschlossene "Osterpaket" mit höheren Ausbauzielen für Windkraft- und Solaranlagen "gehe in die richtige Richtung", so Krebber. Jedoch gebe es Verbesserungspotenzial.


   Enkraft scheitert mit Antrag auf Kohle-Abspaltung 

Der Antrag des aktivistischen Investors Enkraft Impactive zur schnelleren Abspaltung der Kohlesparte wurde von den Aktionären abgelehnt. Gegen den Antrag stimmten 97,5 Prozent, dafür 2,44 Prozent.

In dem Antrag zur Hauptversammlung hatte Enkraft gefordert, dass Vorstand und Aufsichtsrat angewiesen werden sollen, bis spätestens zur Hauptversammlung im nächsten Jahr Vertrags- bzw. Planentwürfe für die Abspaltung des Kohlegeschäfts vorzulegen. Zur Begründung führte der Investor unter anderem an, dass der Geschäftsbereich nicht nur langfristig ökonomisch vernachlässigbar und ökologisch bedenklich sei, sondern eine Fortführung auch zur Unterbewertung des Unternehmens führe.

"Wir teilen das Ziel des Investors, den Wert des Unternehmens zu steigern", so RWE-Chef Krebber in seinem Statement. "Dazu treiben wir unsere auf Nachhaltigkeit und Wachstum ausgerichtete Strategie mit maximaler Geschwindigkeit voran". Der im Antrag vorgeschlagene Weg der Abspaltung der Braunkohle sei jedoch keine Beschleunigung der Nachhaltigkeitsstrategie. Es würde dadurch keine einzige Tonne CO2 eingespart, führte der Konzernchef aus. Vielmehr entstünden erhebliche Unsicherheiten für die betroffenen Beschäftigten und Regionen. Eine Vorfestlegung auf eine Abspaltung schränke zudem den Handlungsspielraum von RWE für andere Optionen, wie ein Stiftungsmodell, ein.

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DJG/err/jhe

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April 28, 2022 11:59 ET (15:59 GMT)