Von Eric Reinhard

FRANKFURT (Dow Jones)--Die aktuelle Energiekrise aufgrund des Ukraine-Krieges und die deutlich gestiegenen Strompreise dürften die beherrschenden Themen bei Vorlage der Erstquartalszahlen von RWE am Donnerstag sein. Es wird erwartet, dass der Konzern kräftig vom Strompreisanstieg profitieren konnte.

Mit Blick auf den Krieg hatte Konzernchef Markus Krebber auf der Hauptversammlung Ende April ausgeführt, dass "wir uns so schnell wie möglich von russischen Energie- und Rohstofflieferungen unabhängig machen müssen". Kurzfristig gehe es darum, die Versorgungssicherheit im kommenden Winter und in den folgenden Jahren zu stärken.

Vor diesem Hintergrund sieht Krebber auch den "temporären Einsatz" von mehr Kohlekraftwerken als notwendig an, um den Gasverbrauch im Stromsektor zu reduzieren. "Wir rütteln jedoch nicht am Kohleausstieg", stellte er klar.


   DARAUF SOLLTEN ANLEGER ACHTEN: 

ENERGIEKRISE: Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, beteiligt sich RWE daran, LNG-Schiffe zu chartern, die Flüssiggas umwandeln und ins Pipelinenetz einspeisen können. Der Konzern ist auch am Bau eines Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel beteiligt. Langfristige Flüssiggas-Lieferverträge sollen mit den USA und Katar geschlossen werden. Zudem plant RWE in Brunsbüttel auch ein Import-Terminal für grünen Ammoniak als wettbewerbsfähigstes Wasserstoffderivat zu bauen, das ab 2026 in Betrieb gehen soll.

STRATEGIE: RWE hat sich auf dem Kapitalmarkttag im November ambitionierte mittel- und langfristige Ziele gesetzt. Bis 2030 sollen 50 Milliarden Euro brutto in das Kerngeschäft Offshore- und Onshore-Windkraft, Solar, Speicher und Wasserstoff investieren werden. Das Portfolio soll so um 25 Gigawatt auf 50 Gigawatt verdoppelt werden.

PROGNOSE: Analysten erwarten für das erste Quartal ein deutlich besseres Ergebnis als im Vorjahr. Beim bereinigten EBITDA gehen sie von einem Anstieg auf 1,356 (Vj: 0,883) Milliarden Euro aus und beim bereinigten EBIT von 993 (548) Millionen. Der bereinigte Nettogewinn wird mit 658 (340) Millionen Euro erwartet.

AUSBLICK: RWE hat seinen Ausblick für 2022 zuletzt Mitte März bestätigt. Der Konzern rechnet weiter mit einem bereinigten EBITDA von 3,6 bis 4,0 (2021: 3,650) Milliarden Euro. Im Kerngeschäft sollen es 2,9 bis 3,3 (2021: 2,761) Milliarden Euro sein. Im Nicht-Kerngeschäft (Kohle, Kernenergie) wird ein bereinigtes EBITDA zwischen 650 und 750 (2021: 889) Millionen Euro erwartet, wobei der Ergebnisrückgang sich aus den erfolgten Kraftwerks-Stilllegungen 2021 ergebe. Nicht berücksichtigt sind die "schwer abzuschätzenden Folgen des Ukraine-Kriegs", so RWE. Analysten erwarten mit 3,974 Milliarden Euro laut Unternehmensangaben ein bereinigtes EBITDA am oberen Ende der Spanne und im Kerngeschäft 3,272 Milliarden Euro. Im Nicht-Kerngeschäft wird ein bereinigtes EBITDA von 703 Millionen Euro prognostiziert.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:


===                                         PROG  PROG  PROG 
1. QUARTAL 2022                          1Q22  ggVj  Zahl    1Q21 
EBITDA bereinigt                        1.356  +54%    10     883 
EBIT bereinigt                            993  +81%     9     548 
Ergebnis nach Steuern/Dritten bereinigt   658  +94%     9     340 
 
.                                        PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR 2022                          Gj22  ggVj  Zahl    Gj21 
Außenumsatz                            19.254  -21%     9  24.526 
EBITDA bereinigt                        3.974   +9%    18   3.650 
EBIT bereinigt                          2.359   +8%    17   2.185 
Ergebnis nach Steuern/Dritten           1.575 +118%    12     721 
Ergebnis je Aktie                        2,29 +114%    11    1,07 
Ergebnis nach Steuern/Dritten bereinigt 1.626   +4%    17   1.569 
Ergebnis je Aktie bereinigt              2,30   -1%    19    2,32 
Dividende je Aktie                       0,90    0%    19    0,90 
 
Kursziel                                45,79          22 
 
.                                        PROG    PROG 
GESCHÄFTSJAHRE                           Gj23    Gj22     Gj21 
Aussenumsatz                           19.581  19.254   24.526 
EBITDA bereinigt                        3.532   3.974    3.650 
EBIT bereinigt                          1.904   2.359    2.185 
Ergebnis nach Steuern/Dritten           1.109   1.575      721 
Ergebnis je Aktie                        1,64    2,29     1,07 
Ergebnis nach Steuern/Dritten bereinigt 1.169   1.626    1.569 
Ergebnis je Aktie bereinigt              1,66    2,30     2,32 
Dividende je Aktie                       0,90    0,90     0,90 
=== 

ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie sowie Kursziel in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen für bereinigte Kennzahlen nach Unternehmensangaben, ansonsten von S&P Global Intelligence.

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: eric.reinhard@wsj.com

DJG/err/jhe

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May 10, 2022 09:00 ET (13:00 GMT)