FRANKFURT (dpa-AFX) - Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien haben am Dienstag an ihre Vortagsrally angeknüpft. Seit Tagen schon sind sie bei Anlegern zunehmend begehrt wegen der Perspektive, dass der Ukraine-Krieg die Energiewende in Europa weiter beschleunigen wird. Am Dienstag war aber auch Erholung angesagt bei klassischen Branchenwerten wie Uniper, die zuletzt im Gegenzug stark unter dem Konflikt in Osteuropa gelitten hatten.

Als weiteren Kurstreiber für Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien empfanden Börsianer am Dienstag einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Diese schrieb unter Berufung auf informierte Kreise, der US-Finanzinvestor KKR erwäge einen Kauf des französischen Unternehmens Albioma, das im Bereich Solar und Biomasse seine Stärken hat. Die Aktien des Zielobjektes zogen daraufhin an der Pariser Börse um 8,5 Prozent an.

Entsprechend waren deutsche Werte aus diesen beiden Bereichen auch besonders gefragt: SMA Solar knüpften im SDax mit einem Anstieg um 5,2 Prozent an ihre Vortagsrally an. Allerdings wurde hier die zwischenzeitlich nahe der 40-Euro-Marke erreichte 200-Tage-Linie zu einer hohen Hürde, zeitweise hatten die Papiere auch schon 12 Prozent gewonnen. Die Papiere des Biosprit-Unternehmens Verbio zogen im SDax um 9,5 Prozent an, und bei der Südzucker-Tochter Cropenergies reichte es für ein Plus von 4,8 Prozent.

Laut Händlern kommt nun Übernahmefantasie als Treiber bei Erneuerbaren Energien hinzu, nachdem zuletzt schon heftig steigende Öl- und Gaspreise das Interesse an solchen Aktien gesteigert hatten. Allerdings erstreckte sich die Rally am Dienstag auch auf solche Energiewerte, die sich zuletzt in die andere Richtung entwickelt hatten: Die Uniper-Aktien etwa zogen um 6,6 Prozent an. Nach dem freien Fall der vergangenen Tage fand der Kurs des Kraftwerksbetreibers, der als Deutschlands größter Importeur von russischen Erdgas gilt, vorerst einen Boden.

Uniper hatte am Vorabend mitgeteilt, dass ein Darlehen für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 in Höhe von 987 Millionen Euro vollständig abgeschrieben wird. Allerdings hielt der Energiekonzern dennoch an seinem Ausblick fest und er teilte mit, keine neuen langfristigen Erdgas-Lieferverträge mit Russland mehr einzugehen. Ein Börsianer erwähnte am Morgen bereits, dass all dies keine Überraschung sei und die Aktie durch den Kurseinbruch schon viel eingepreist habe. Mit den Verwerfungen an den Energiemärkten war die Uniper-Aktie binnen zwei Wochen um mehr als die Hälfte eingebrochen.

Auch der RWE-Kurs zog am Dienstag um 3,5 Prozent an und mischte sich so unter die größeren Dax-Gewinner. Der Kurs des Energiekonzerns, der sich auch immer stärker auf Erneuerbare Energien konzentriert, war zuletzt stellenweise ebenfalls unter Druck geraten, weil auch hier von Anlegern Risiken im Zusammenhang mit den Gaspreisen gesehen wurden. Noch stärker galt dies zuletzt für Eon mit dem zeitweisen Rutsch unter die 10-Euro-Marke. Die Eon-Papiere erholten sich am Dienstag denn nur zögerlich um 0,4 Prozent.

Ihren guten Lauf fort setzten derweil die zuletzt verstärkt gefragten Windkraftwerte. Papiere des Solar- und Windparkinvestors Encavis zogen am Dienstag im SDax um 5,2 Prozent an. Jene des Windkraft-Anlagenbauers Nordex gewannen 7,8 Prozent, sie erreichten ein Hoch seit August 2021. Dem folgten auf europäischer Bühne auch die großen Konkurrenten Siemens Gamesa und Vestas mit bis zu 6,4 Prozent Plus.

Börsenbrief-Autor Hans Bernecker sieht in Werten aus den Bereichen Wind- und Solarenergie sowie Wasserstoff derzeit Gewinner der vom Krieg bedingten Energiekrise. Er verwies dabei am Dienstag auch auf die Pläne der Bundesregierung, bis 2026 rund 200 Milliarden Euro in den Klimaschutz zu investieren. Darauf hatten sich Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Haushaltsverhandlungen geeinigt./tih/gl/eas