Ein verhaltender Ausblick und eine Übernahme für 500 Millionen Dollar vergraulen die Eigentümer von ProSiebenSat.1.

Die Aktien des Fernsehkonzerns fielen am Donnerstag um rund zehn Prozent und waren größter Verlierer im MDax. ProSieben verfehlte seine Renditeziele für 2019 und musste einen Rückgang beim Fernseh-Werbegeschäft von fünf Prozent wegstecken. Dies drückte den Gewinn deutlich. Analysten nannten den Ausblick für 2020 vorsichtig, zudem kappt das Management die Dividende auf 0,85 (Vorjahr 1,19) Euro. Wegen schwächelnder TV-Werbeeinnahmen will sich das Unternehmen breiter aufstellen und das Digital-Geschäft stärker ausbauen. So übernimmt die Fernsehgruppe zusammen mit dem US-Finanzinvestor General Atlantic den US-App-Entwickler Meet Group für 500 Millionen Dollar und will einen führenden Anbieter im Online-Dating-Markt schmieden.

Kurzfristig hält ProSieben Belastungen durch das Coronavirus für möglich. "Bis jetzt sehen wir nur marginale Auswirkungen", sagte Konzernchef Max Conze, der wegen der Epidemie einige Tage von Zuhause aus arbeiten musste, in einem telefonischen Reuters-Interview. Finanzchef Rainer Beaujean fügte in einer Telefonkonferenz hinzu, man könne nicht ausschließen, dass es im ersten Quartal zu Stornierungen bei Werbekunden oder zu Belastungen im E-Commerce-Geschäft und bei der Filmproduktionen komme. Im Ausblick für 2020 seien noch keine Folgen der Virus-Epidemie enthalten. Der Konzern peilt stagnierende Gewinne und vier Prozent mehr Umsatz an. Beim wichtigen TV-Werbegeschäft soll es nach einem schwachen Start ab Jahresmitte Aufwind geben.

"Der Ausblick ist recht vorsichtig", sagte DZ Bank-Analyst Harald Schnitzer. "Im Hinblick auf den zunehmenden Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Zuschauer, die Budgets der Werbeindustrie und attraktive Inhalte auf der Beschaffungsseite wird die Marge im Unterhaltungsgeschäft weiterhin unter Druck bleiben."

Der bereinigte Gewinn (Ebitda) fiel 2019 um 14 Prozent auf 872 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um drei Prozent auf 4,14 Milliarden Euro und profitierte von einem anziehenden Produktions- und Digitalgeschäft. Bei der bereinigten Rendite verpasste der Konzern mit 21,1 Prozent seine eigene Zielmarke.

ÜBERNAHME VON 500 MIO DOLLAR IM ONLINE-DATING-MARKT

Conze sprach von einem fordernden Umfeld. "Umso wichtiger ist es, dass wir noch digitaler und noch diversifizierter werden." Deshalb stärkt ProSiebenSat.1 mit der Übernahme der Meet Group sein Geschäft mit Partnervermittlung im Internet. Die Aktien der Amerikaner waren nach einem Reuters-Bericht über der bevorstehenden Deal am Mittwoch um 23 Prozent gestiegen. Das Angebot an die Aktionäre der Meet Group liegt bei 6,30 US-Dollar pro Aktie und bewertet das Unternehmen mit 500 Millionen Dollar. Die Parship Gruppe der ProSieben-E-Commerce-Tochter NuCom soll gemeinsam mit der Meet Group das gesamte Spektrum beim Online-Dating abdecken. "Wir stellen einen weltweiten Top-3-Spieler auf", sagte Conze. Der Deal soll im zweiten Halbjahr über die Bühne gehen. Es sei immer möglich, dass jemand anderes ein noch höheres Angebot abgeben könnte. "Aber ich sehe keine konkrete Gefahr", betonte Konze.

Der Manager betonte, dass man die durch den Deal steigende Verschuldung sehr ernst nehme und dies ausgleichen wolle - "durch andere Portfoliobewegungen 2020". Dies gilt als Hinweis auf mögliche Verkäufe. Auch die Analysten der Citigroup gehen davon aus, dass der Zukauf ProSieben noch mehr unter Druck setze, zur Stärkung seiner Bilanz Unternehmensteile zu veräußern.

Conze wies Spekulationen über eine stärkere Kooperation mit RTL zurück. Auf die Frage, ob ProSieben enger mit dem Rivalen zusammengehen wolle oder konkrete Fusionsgespräche plane, sagte Conze zu Reuters: "Nein." Stattdessen biete man erneut an, mit der ProSieben-Tochter Joyn einen gemeinsamen deutschen Streaming Champion zu schaffen. Allerdings kooperiere man bereits mit RTL etwa bei Werbetechnologien wie der Buchungsplattform d-force. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe hatte jüngst eine lockerere Regulierung für Firmenzusammenschlüsse und so auch eine Fusion seiner europäischen Sender-Tochter RTL mit ProsiebenSat.1 ins Gespräch gebracht.