RTL S A : ProSieben lehnt Fusion mit Axel Springer oder Bertelsmann/RTL ab
Am 25. Mai 2021 um 16:17 Uhr
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Berlin (Reuters) - ProSiebenSat.1 sieht sich stark genug für eine Zukunft auf eigenen Beinen und hält nichts von einer Fusion mit einem deutschen Medienunternehmen.
An einem Zusammengehen mit Axel Springer oder Bertelsmann/RTL wolle man nicht mitwirken, sagte ProSieben-Chef Rainer Beaujean der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) laut Vorabbericht vom Dienstag. "Neben einer abnehmenden Meinungsvielfalt gäbe es zahlreiche regulatorische Hürden, die zu überwinden wären." Der seit gut einem Jahr amtierende Konzernchef fügte hinzu: "Einen solchen defensiven Schritt wollen wir deshalb nicht verfolgen, sondern uns voll und ganz darauf konzentrieren, unser Wachstum fortzusetzen."
Beaujean hatte bereits vor zwei Wochen betont, ProSiebenSat.1 komme mit seinem Dating-Geschäft und anderen Online-Portalen besser durch die Krise als reine Medienunternehmen. Dies galt auch als Spitze gegen den eigenen Großaktionär Mediaset, der ProSieben bei seinen Wachstumsplänen in Europa stärker einbinden will. Nun sagte Beaujean der "FAZ", für ihn sei eine Fusion mit dem italienischen Rivalen nicht sinnvoll. Es gebe keinen Mehrwert, weder im Programm noch im Produkt. "Mediaset ist zu 100 Prozent Fernsehanbieter, hängt an den schwankenden Werbeerlösen, was sich auf die Profitabilität des Geschäfts auswirkt." Dies sei genau das Gegenteil zu der Entwicklung von ProSiebenSat.1.
Thomas Rabe, zugleich Chef von Bertelsmann und dessen Fernsehtochter RTL, hatte in einem Interview gesagt, er könne sich bei einem Einlenken der Kartellämter eine Übernahme von ProSiebenSat.1 vorstellen. Rabe plädiert für Zusammenschlüsse in der TV-Branche auf Länder-Ebene und will mit der Fusion der RTL-Tochter M6 und dem Sender TF1 einen nationalen Champion in Frankreich schmieden, um Netflix&Co Paroli bieten zu können.
Die RTL Group S.A. ist der größte Fernsehkonzern Europas. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Geschäftsbereiche verteilt:
- Betrieb von Fernsehsendern und Radiostationen (65,8%): Mehrheits- und Mehrheitsbeteiligungen an 56 TV-Sendern (darunter RTL Television, Super RTL, M6, Five, VOX, Antena 3 usw.) und in 36 Radiostationen (einschließlich RTL, 1. französisches Radio, RTL 2, Fun Radio usw.);
- Produktion und Vertrieb von Fernsehprogrammen (29,7%): Spiele, Seifenopern, Sportveranstaltungen usw. Darüber hinaus entwickelt die Gruppe eine Marketing-Aktivität für audiovisuelle Rechte;
- Sonstiges (4,5%): insbesondere die Nutzung der Websites von Fernseh- und Radiosendern.
Der Umsatz verteilt sich auf die Einkommensquellen Verkauf von Werberaum (51,5%), Verkauf von Fernsehrechten (40,4%) und sonstige (8,1%).
Geographisch gesehen verteilt sich der Umsatz wie folgt: Deutschland (36,1%), Frankreich (18,9%), Vereinigte Staaten (13,9%), Niederlande (8,7%), Vereinigtes Königreich (4,4%), Belgien (1%) und sonstige (17%).