"2020 war ein Ausnahmejahr, das wir trotz der Corona-Pandemie mit starken Ergebnissen abgeschlossen haben", sagte Konzernchef Thomas Rabe am Dienstag. Während werbefinanzierte Geschäfte und die Printsparte Einbußen im Zuge des Lockdowns im Frühjahr wegstecken mussten, wuchsen die Buchverlags- und Dienstleistungsgeschäfte. "Im zweiten Halbjahr hingegen legten nahezu alle Geschäfte wieder zu." Der Betriebsgewinn (operating Ebitda) kletterte 2020 erstmals auf 3,1 Milliarden Euro. Der Umsatz fiel dagegen um rund vier Prozent auf 17,3 Milliarden Euro und damit etwa auf das Niveau von 2017.

Für 2021 rechnet Bertelsmann weiter mit Unsicherheiten wegen der Virus-Pandemie und einem Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde Euro. Im Vorjahr lag das Ergebnis unter dem Strich mit 1,5 Milliarden Euro ein Drittel über 2019. "Jetzt werden wir den nächsten Schritt machen und in den nächsten fünf Jahren noch stärker auf Wachstum setzen" sagte Rabe und definierte fünf strategische Ziele: "Nationale Media-Champions, Globale Inhalte, Globale Dienstleistungen, Onlinebildung und Beteiligungen."

GEMEINSAME ATTACKE AUF NETFLIX, AMAZON UND ANDERE US-RIESEN

Entscheidend sei nicht mehr der traditionelle Wettbewerb im TV-Geschäft, sondern ein Kräftemessen mit übermächtigen US-Plattformen und Technologieriesen wie Netflix, Amazon, Google, Facebook & Co. "Darauf ist die Antwort Konsolidierung, größer zu werden und gemeinsam mehr zu investieren", betonte Rabe. Es gehe um mehr Kooperation im europäischen Mediengeschäft und die Schaffung von nationalen Champions, um den US-Giganten die Stirn zu bieten. Deshalb lote man in Frankreich, Belgien und den Niederlanden aus, ob Zusammenschlüsse der führenden Fernsehkonzerne kartellrechtlich möglich seien. Man könne auch Allianzen schmieden rund um Werbung, Inhalte und den Ausbau von Technologie.

Für den französischen TV-Sender M6, den die Bertelsmann-Tochter RTL-Group kontrolliert, gebe es viele Interessenten und viele Angebote, sagte Rabe. Der Prozess, um Optionen für mehr Zusammenarbeit bis hin zum Verkauf zu prüfen, laufe. "Er wird nicht mehr ewig dauern", betonte Rabe, der auch RTL-Chef ist. Man werde bis Jahresmitte entscheiden. Der Manager verriet keine Namen von Investoren für M6. Ein Zusammengehen mit Frankreichs Marktführer TF1 würde der RTL-Strategie entsprechen, aktiv zu konsolidieren. "Allerdings gibt es erhebliche regulatorische Hürden", räumte Rabe ein. Interesse an M6 bekundet hatten Insidern zufolge bereits der französische Medienkonzern Vivendi, der französische Mischkonzern Bouygues mit TF1, der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky und Frankreichs Telekomunternehmer Xavier Niel. Auch Italiens Medienhaus Mediaset habe eine Offerte abgegeben, sagte jüngst eine mit der Sache vertraute Person.

Um einen nationalen Medienchampion in Deutschland zu schaffen, prüft Bertelsmann eine engere Kooperation bis zu einem Zusammengehen von RTL Deutschland und der Verlagssparte Gruner+Jahr ("Stern", "Brigitte"). Im Sommer soll eine Entscheidung dazu fallen. Bei der europäischen RTL Group war der operative Gewinn 2020 um fast 23 Prozent eingebrochen und bei Gruner+Jahr um gut 16 Prozent. Bertelsmann will 2021 rund 250 Millionen Euro in die Streaming-Dienste der RTL Group und in den konzernweiten Ausbau der Technologie- und Datenstruktur investieren.