Der Münchner Technologiekonzern hat von Oktober an wieder eine Frau im Vorstand. Judith Wiese, die vom niederländischen Spezialchemiekonzern DSM kommt, übernimmt das Personalressort und wird Arbeitsdirektorin, wie Siemens am Montag in München mitteilte. Einem Bericht des "Handelsblatts" (Montagausgabe) zufolge soll Matthias Rebellius in den Siemens-Vorstand aufrücken und dort die Verantwortung für die Gebäude- und Infrastruktur-Sparte "Smart Infrastructure" übernehmen. Der dafür bisher zuständige Cedrik Neike solle Klaus Helmrich als Chef des Konzern-Aushängeschilds "Digital Industries" ablösen. Helmrich geht im März 2021 mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand.

Im Siemens-Aufsichtsrat sei es über diese Personalrochade noch nicht gesprochen worden, sagten zwei Insider zu Reuters. Vorgespräche auf anderer Ebene habe es aber bereits gegeben. Die entsprechenden Beschlüsse seien vor dem 1. Oktober zu erwarten, wenn Busch de facto die Führung von Siemens übernimmt. Offiziell wird er zur Hauptversammlung im Februar 2021 Nachfolger von Joe Kaeser als Vorstandschef. Kaeser kümmert sich von Oktober an aber nur noch um die abgespaltene Energie-Sparte, die separat an die Börse gebracht wird.

Der 55-jährige Rebellius arbeitet seit 30 Jahren für Siemens und ist als COO für das operative Geschäft der Sparte Smart Infrastructure verantwortlich, die aus dem schweizerischen Zug heraus geführt wird. Dass Siemens Rebellius für höhere Aufgaben vorgesehen hat, verdeutlichte zuletzt schon seine Nominierung in den Aufsichtsrat von Siemens Energy. Neike war 2017 von Cisco zu Siemens zurückgekehrt und arbeitet von Berlin aus. Kaeser hatte zuletzt Kritik an den sich eintrübenden Ergebnissen der von ihm geführten Sparte geübt.

Die künftige Personalchefin Wiese ist seit 2017 in gleicher Funktion bei DSM tätig, aber nicht als Vorstand. Vorher hatte die 49 Jahre alte Deutsche für den US-Nahrungsmittelriesen Mars gearbeitet. Sie hat Wirtschaftswissenschaften und Personalwesen in Rotterdam und Duisburg studiert. Ihre Vorgängerin Janina Kugel hatte Siemens Anfang des Jahres verlassen, seither hatte der stellvertretende Vorstandschef Roland Busch das Ressort mit verwaltet. Die angepeilte Frauenquote von 25 Prozent im Vorstand kann Siemens mit der Berufung allerdings noch nicht erfüllen.

Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe hob Wieses "ausgeprägtes Know-how in der Gestaltung und Durchführung von strategischen Veränderungsprozessen" hervor. Die Weichen für den beschlossenen Stellenabbau in den Kernsparten sind aber bereits gestellt. "Wir erwarten von der neuen Arbeitsdirektorin, dass sie den Kurs ihrer Vorgängerin im Sinne einer konstruktiven Zusammenarbeit fortsetzt, die Mitbestimmung respektiert und auf Beteiligung achtet", sagte IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner, der im Aufsichtsrat von Siemens sitzt.