An den US-Börsen zeichnet sich am Freitag eine festere Eröffnung ab. Damit dürften die Kurse aber nur einen Teil der Verluste wettmachen, die sie an den beiden Vortagen eingefahren hatten. Anleger hatten Aktien massiv abverkauft aus Sorge, dass die rigorose geldpolitische Straffung, mit der die US-Notenbank die hohe Inflation bekämpfen will, die US-Wirtschaft in eine Rezession führen könnte.

Als Stimmungsaufheller wirkt zum Wochenausklang eine für viele Marktteilnehmer überraschende Zinssenkung der chinesischen Notenbank (PBoC). Diese senkte den Leitzins für die Kreditvergabe (Loan Prime Rate - LPR) im Fünfjahresbereich um 15 Basispunkte auf 4,45 Prozent und ließ ihn im Einjahresbereich bei 3,70 Prozent. Mit dem Schritt wird eine Reihe von Maßnahmen der Zentralbank zur Stützung der schwächelnden chinesischen Wirtschaft fortgesetzt. Die chinesische Wirtschaft leidet derzeit unter der Null-Covid-Politik der Regierung in Peking, die mit strengen Kontakt- und Bewegungseinschränkungen einhergeht.

Derzeit dominierten Wachstumsängste die Börsen, sagt Arun Sai, Multi-Asset-Stratege bei Pictet. Um diese Sorgen zu lindern, bedürfe es weiterer Beweise, dass eine "weiche Landung" der Wirtschaft möglich sei.

Wichtige Konjunkturdaten stehen am Freitag nicht zur Veröffentlichung an. Allerdings kommt eine neue Hiobsbotschaft aus der Einzelhandelsbranche. Nachdem im bisherigen Verlauf der Woche schon mehrere Branchenunternehmen enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt und berichtet hatten, dass die hohe Inflation den für die US-Wirtschaft so wichtigen privaten Konsum beeinträchtigt, vermeldete nun Ross Stores einen Umsatzrückgang im ersten Quartal und warnte vor weiter sinkenden Erlösen im zweiten. Die Aktie bricht vorbörslich um über 28 Prozent ein.

Für Palo Alto Networks (+11%) lief es im dritten Geschäftsquartal dagegen besser als erwartet. Auch für das laufende Geschäftsjahr ist das auf Netzwerksicherheit spezialisierte Unternehmen optimistischer als der Analystenkonsens.

Applied Materials hat Umsatz und Gewinn im zweiten Geschäftsquartal nicht so stark gesteigert wie von Analysten vorhergesagt, doch berichtete das Unternehmen von einer nie dagewesenen Nachfrage. Wegen der Lieferkettenprobleme gab das Unternehmen jedoch für das laufende Quartal eine Umsatzprognose, die unter den kursierenden Schätzungen liegt.

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May 20, 2022 06:15 ET (10:15 GMT)