Zürich (Reuters) - Der Schweizer Pharmakonzern Roche baut sein Geschäft mit Therapien gegen Krebs- und Autoimmunerkrankungen mit einem Zukauf aus.

Roche will für die US-Zelltherapiefirma Poseida Therapeutics bis zu 1,5 Milliarden Dollar auf den Tisch legen. Das Biotechunternehmen mit Sitz im kalifornischen San Diego arbeitet an sogenannten CAR-T-Therapien gegen verschiedene solide Tumore sowie Krebserkrankungen des Knochenmarks, des lymphatischen Gewebes und des Blutes - sogenannte hämatologische Malignome, wie Roche am Dienstag mitteilte. Der Arzneimittelhersteller aus Basel übernimmt zudem Produktionskapazitäten und Technologieplattformen von Poseida. Die beiden Unternehmen arbeiten bereits seit 2022 zusammen.

Roche will neun Dollar in bar je Poseida-Aktie zahlen, entsprechend einer Prämie von 215 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Montag. Zusätzlich soll jeder Aktionär ein bedingtes Wertrecht (Contingent Value Right, CVR) erhalten, das abhängig vom Erreichen gewisser Meilensteine eine Zahlung von bis zu vier Dollar je Aktie vorsieht. "Wir sind von den frühen klinischen Daten sehr ermutigt", erklärte Levi Garraway, Chief Medical Officer und Leiter der Produktentwicklung von Roche. "Diese Übernahme baut auf unseren gemeinsamen Fortschritten auf, um die Entwicklung von potenziell ersten und branchenführenden Zelltherapien in der Onkologie, Immunologie und Neurologie voranzutreiben." Die Transaktion, die Roche zufolge von den Verwaltungsräten beider Unternehmen unterstützt wurde, dürfte im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden.

"Der Erwerb von Poseida macht Sinn, um die erheblichen Einschränkungen bei der Produktion von CAR-T-Zelltherapien zu beseitigen, und der Preis scheint aus unserer Sicht nicht überzogen", erklärte Analyst Marcel Brand von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). An der Börse konnte Roche mit dem Zukauf indes nicht punkten. Die Partizipationsscheine des Indexschwergewichts sanken um 0,9 Prozent und gehörten damit zu den größten Verlierern unter den Schweizer Standardwerten. Für die Anleger stand ein Forschungsrückschlag mit einer experimentellen Lungenkrebstherapie im Vordergrund.

AUS FÜR LUNGENKREBSTHERAPIE

Wie Roche ebenfalls mitteilte, wirkt das Medikament Tiragolumab bei Lungenkrebspatienten nicht lebensverlängernd. Die Testreihe namens SKYSCRAPER-01, in der eine Kombination bestehend aus der Krebs-Immuntherapie und der ebenfalls von Roche stammenden Arznei Tecentriq zur Erstbehandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) untersucht wurde, verfehlte damit ihr Hauptziel. Ein Fehlschlag des Medikamentencocktails hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet, als der Konzern irrtümlich Zwischenresultate der spätklinischen Phase-III-Studie veröffentlicht hatte.

Im Juli hatte Roche zudem die Testreihe SKYSCRAPER-06 mit Tiragolumab gestoppt, nachdem eine Kombination aus dem Wirkstoff, Tecentriq und einer Chemotherapie weniger gut wirkte als die Merck-Lungenkrebstherapie Keytruda. Das Tiragolumab-Entwicklungsprogramm steht auf dem Prüfstand. Roche hat sich unter dem seit März vergangenen Jahres amtierenden Konzernchef Thomas Schinecker eine Straffung seines Forschungs- und Entwicklungsprogramms auf die Fahnen geschrieben.

(Bericht von Oliver Hirt und Paul Arnold. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)