Zürich (Reuters) - Der Schweizer Pharmariese Roche vertraut darauf, dass neue Medikamente in seiner Entwicklungspipeline den jüngsten Rückschlag bei der Krebs-Immuntherapie Tiragolumab wettmachen können.

"Es gibt es immer wieder auch Rückschläge, das sind wir gewohnt", sagte Verwaltungsratspräsident Christoph Franz am Donnerstag. "Wir haben natürlich auch Wachstumserwartungen gehabt, die sind jetzt erst einmal enttäuscht worden." Doch das Unternehmen habe zahlreiche Arzneien in Zulassungsstudien und viele andere Medikamente, von denen sich der Konzern viel erhoffe.

Eine Kombination aus Tiragolumab und dem Roche-Medikament Tecentriq konnte in einer spätklinischen Phase-III-Studie ein Fortschreiten der am weitesten verbreiteten Form von Lungenkrebs, des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms, nicht verhindern. Die Roche-Genussscheine waren nach der erneuten Hiobsbotschaft am Mittwoch auf Talfahrt gegangen. Bereits zuvor hatte Tiragolumab, das als nächste Generation von Krebs-Immuntherapien gilt, in einer Studie zur Behandlung von kleinzelligem Lungenkrebs nicht die erhoffte Wirkung gezeigt.

Franz sagte, dass den Erben der Roche-Gründerfamilien, die weltgrößten Hersteller von Krebsmedikamenten kontrollieren, die Notwendigkeit eines langen Atems bewusst sei. "Ich bin sicher, dass die Familie uns den nötigen Rückhalt gibt, uns entsprechend weiterzuentwickeln."

Erwartungen an das in der Entwicklung steckende Alzheimer-Medikament Gantenerumab dämpfte der Roche-Präsident. "Jeder weiß, die Alzheimerforschung ist eine sehr risikoreiche Forschung." Künftiges Wachstum verspricht Franz sich unter anderem von der experimentellen Blutkrebs-Therapie Glofitamab, einer steigenden Nachfrage nach Routinediagnostika und dem in ein bis zwei Jahren möglichen Einsatz der Massenspektrometrie in der Diagnostik. Roche sei in der Lage, eine breite Anwendung dieser Analysemethode zur Identifizierung und Quantifizierung von chemischen Verbindungen, die bislang in vor allem in der Forschung zur Anwendung kommt, voranzutreiben. Viele Wettbewerber hingegen würden vor einer Investition in diesen Ansatz wahrscheinlich zurückschreckten. Der Arzneimittelhersteller aus Basel ist auch der weltgrößte Anbieter von Geräten, Verfahren und Verbrauchsgütern zur Bestimmung von Krankheiten.

Franz bekräftigte die Roche-Position, bei Akquisitionen auf ergänzende Zukäufe zu setzen. Roche sei offen, Innovationen von außen ins Unternehmen zu holen, sagte der Präsident. Die jüngst zurückgekommenen Preisen für Biotech-Firmen könnten neue Möglichkeiten eröffnen. "Die letzten vergangenen wenigen Jahren waren wir mit Preisen auf dem Markt konfrontiert, wo dann auch keine kommerzielle Sinnhaftigkeit mehr da ist", sagte Franz.