Lieferschwierigkeiten des Schweizer Pharmakonzerns Roche drohen in Großbritannien das Coronavirus-Testprogramm zu beeinträchtigen.

Der Konzern aus Basel räumte am Mittwoch ein, dass es wegen Problemen in seinem neuen Verteilzentrum in Sussex im Süden Englands zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Produkten komme, darunter auch Covid-19-Tests. Ein Sprecher des britischen Premierministers Boris Johnson sagte, die Schwierigkeiten bei der Lieferkette hätten nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf das Testprogramm. Roche arbeite daran, die Probleme so rasch wie möglich zu lösen. Der Präsident des britischen Instituts für biomedizinische Wissenschaften, Allan Wilson, erklärte allerdings, Labors hätten bereits mit Versorgungsproblemen zu kämpfen.

Roche warnte in einem Schreiben an Kunden, dass es notwendig werden könnte, auf Krisenkonzepte zurückzugreifen. "Die Notfallplanung unserer Kunden muss möglicherweise aktiviert werden, und wir arbeiten mit ihnen zusammen, um dies zu ermöglichen", hieß es. Roche wollte sich nicht dazu äußern, wie lange es dauern wird, die Lieferprobleme zu beheben. Der Konzern arbeite mit Hochdruck an der Sache und habe zusätzliches Personal eingestellt, erklärte ein Sprecher. "Wir bedauern zutiefst, dass es bei der Auslieferung einiger Produkte zu einer Verzögerung gekommen ist, und entschuldigen uns bei allen unseren Kunden, die davon betroffen sind."

Dem Versand von Corona-Tests werde Vorrang eingeräumt und es werde alles getan, um die Versorgung des britischen Gesundheitssystems NHS mit diesen Tests sicherzustellen, erklärte das Unternehmen. Roche, vor allem bekannt für seine Krebstherapien, ist auch der weltgrößte Anbieter von Apparaturen und Methoden zur Diagnose von Erkrankungen und einer der Hauptlieferanten für diagnostische Tests beim NHS. Die Behörde war erst kürzlich von einer technischen Panne betroffen, die die Meldung von 15.000 positiven Ergebnissen verzögerte.

Wilson vom Institut für biomedizinische Wissenschaften sagte weiter, Roche und der NHS arbeiteten sehr hart, um drängende Lücken zu schließen - etwa indem Mitarbeiter durch das ganze Land führen, um Bestellungen auszuliefern. Diese Situation sei aber nicht lange haltbar. "Wir können das nur für ein paar Tage tun, bevor es sich wirklich auf unsere Fähigkeit, diagnostische Tests durchzuführen, auswirkt", sagte Wilson. Roche sei ein wichtiger Lieferant nicht nur von Coronavirus-Tests sondern auch von Tests und Materialien für Routine-Blutuntersuchungen, Gerinnungstests und in der Krebsdiagnostik.