Nach den US-Branchenriesen Pfizer und AbbVie spart die knapp vor dem Jahreswechsel verabschiedete Steuerreform auch dem Schweizer Roche-Konzern viel Geld. Das kommt gelegen, denn angesichts der zunehmenden Konkurrenz für milliardenschwere Krebsmedikamente stellt sich Roche-Chef Severin Schwan auf weniger Wachstum ein.

Der Umsatz dürfte dieses Jahr stagnieren oder um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag steigen, kündigte Schwan am Donnerstag an. Der Gewinn solle dank der US-Steuerreform 2018 allerdings stärker zulegen. Der weltgrößte Hersteller von Krebsmedikamenten stellte seinen Aktionären erneut mehr Dividende in Aussicht. Roche erwartet, dass der um Sonderposten bereinigte Gewinn je Genussschein und Aktie um einen hohen einstelligen Prozentbetrag wächst. Die Vorgaben gelten unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen.

Schwan zufolge ist Amerika als Standort deutlich attraktiver geworden: "Es gibt keinen Zweifel, dass die USA mit dieser Steuerreform ihre Wettbewerbsfähigkeit gesteigert haben", sagte der Manager. Dank der Reform dürfte Roche einen hohen dreistelligen Millionenbetrag sparen, merkte Finanzchef Alan Hippe an. Die Steuerquote werde von 26,6 Prozent im vergangenen Jahr auf rund 20 Prozent zurückgehen.

An der Börse gaben die getrübten Wachstumsaussichten den Takt vor. Mit einem Kursrückgang von einem Prozent gehörte Roche zu den größten Verlierern im europäischen Gesundheitssektor. Die Steuervorteile können nicht über den Druck auf das Wachstum wegen der Konkurrenz durch Nachahmermedikamente hinwegtäuschen, erklärten Analysten.

BIOSIMILARS NAGEN AM UMSATZ

2017 steigerte Roche die Verkaufserlöse währungsbereinigt um fünf Prozent auf 53,3 Milliarden Franken (46 Milliarden Euro). Doch dem Unternehmen drohen Umsatzausfälle, weil für die milliardenschweren Krebsarzneien MabThera, Herceptin und Avastin nach Ablauf des Patentschutzes günstigere Nachahmermedikamente auf den Markt drängen. Erste Bremsspuren zeigten sich bereits beim größten Umsatzbringer MabThera: In Europa, wo vergangenes Jahr sogenannte Biosimilars der biotechnologisch hergestellten Blutkrebsarznei von Celltrion und Novartis auf den Markt kamen, sanken die Verkaufserlöse um elf Prozent und weltweit stiegen sie nur noch geringfügig. Analysten befürchten bei Roche eine mehrjährige Durststrecke. Denn die drei Arzneien stehen für gut 40 Prozent des Umsatzes.

Schwan zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass Roche dank neuer Medikamente in den nächsten Jahren trotz der Einbußen durch die Biosimilar-Konkurrenz wachsen kann. "Es besteht durchaus die Chance, dass wir nicht nur kompensieren, sondern überkompensieren mit unseren neuen Medikamenten", betonte er.

Von den jüngst auf den Markt gebrachten Medikamente steuerte die Krebs-Immuntherapie Tecentriq vergangenes Jahr 487 Millionen Franken zu den Verkaufserlösen bei. 869 Millionen Franken setzte Roche mit dem seit März verkauften Mittel Ocrevus gegen Multiple Sklerose um. Dieses Jahr werde Ocrevus die Milliardenmarkte "mühelos übertreffen", wie Roche-Pharmachef Daniel O'Day sagte.

Unter dem Strich sank der Gewinn 2017 wegen Abschreibungen um neun Prozent auf 8,8 Milliarden Franken. Vor allem eine milliardenschwere Wertminderung beim Lungenmedikament Esbriet, das mit der 2014 für 8,3 Milliarden Dollar übernommen Firma InterMune zu den Schweizern kam, schlug zu Buche. Den Aktionären will Roche dennoch eine höhere Dividende zahlen: 8,30 Franken je Genussschein und Aktie, 0,10 Franken mehr als im Jahr davor.