EIN JAHR IM RÜCKBLICK

2020

«Roche hat in den fast 125 Jahren ihres Bestehens schon viele Herausforderungen gemeistert. Im Kampf gegen COVID-19 erleben wir jetzt eine Solidarität und ein Gefühl der Gemeinschaft, durch die unsere Zusammenarbeit noch intensiver geworden ist. Wir werden auf jeden Fall gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.»

Severin Schwan, CEO der Roche-Gruppe

Video zu Roche im Jahr 2020

#Stronger

Doing now what patients need next

Together

Wir sind uns bewusst, wie wichtig es ist, medizinische Lösungen heute zur Verfügung zu stellen und gleich­zeitig Innovationen für morgen zu entwickeln. Wir arbeiten mit Leidenschaft daran, die Gesundheit und das Leben von Patientinnen und Patienten zu verbessern. Wir zeigen Mut in unseren Entscheidungen und in unserem Tun. Und wir sind davon überzeugt, dass gutes

und erfolgreiches Handeln zu einer besseren Welt beiträgt.

Das ist der Grund, warum wir täglich zur Arbeit kommen.

Wir fühlen uns der Wissenschaft verpflichtet, setzen höchste ethische Massstäbe und bekennen uns zum Zugang zu medizinischen Innovationen für alle. Wir tun dies, um an einer besseren Zukunft mitzuwirken.

Wir sind stolz darauf, wer wir sind, was wir leisten und wie

wir dabei vorgehen. Wir sind viele und arbeiten Hand in Hand -

über Funktionen, Standorte und Länder hinweg.

Wir sind Roche.

ZUVERLÄSSIGER PARTNER IN DER CORONA-PANDEMIE

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Anfang 2020 erschienen erste, eher beiläufige Berichte. Doch schon wenig später läuteten die Alarmglocken. Ein Virus namens SARS-CoV-2 beherrschte plötzlich die Schlagzeilen und bedrohte Menschenleben auf der ganzen Welt. Roche erkannte schnell, dass hier eine nie dagewesene Herausforderung bestand, und initiierte eine beachtliche Liste dringender Aktivitäten:

  • Entwicklung neuer diagnostischer Lösungen und Tests
  • Prüfung bereits zugelassener Medikamente auf ihre Wirksamkeit gegen COVID-19 oder die Symptome davon
  • Entwicklung neuer Medikamente zur Bekämpfung des Virus
  • Enge Zusammenarbeit mit Regierungen, Geschäftspartnern und anderen Organisationen für schnellere Resultate
  • Gewährleistung der Sicherheit der Mitarbeitenden und der Business Continuity, um Patientinnen und Patienten mit Tests und Medikamenten zu versorgen

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Nikki studiert an der University of California in Berkeley. Nachdem sie sich von COVID-19 erholt hat, geniesst sie nun wieder das Leben und verbringt viel Zeit im Freien.

Informationen zu Nikki Hart

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«Und plötzlich war es ganz nah.»

Vor knapp drei Jahren wurde bei Nikki, der Tochter von Michaela Hart, einer Mitarbeiterin von Roche, eine schwere Krankheit diagnostiziert. Nach ihrem letzten Klinikaufenthalt im März 2020 fühlte sich Nikki aber plötzlich auf eine Weise krank, die ihr völlig neu war.

«Es war Freitag der 13.», erinnert sich Michaela Hart, Vice President für Quality Systems and Compliance bei Roche Diagnostics in Pleasanton, Kalifornien.

«Nikki ging es nicht gut. Sie war gerade erst aus der Klinik zurück und man hätte normalerweise an eine Reaktion auf vorangegangene Behandlungen gedacht. Aber in der aktuellen Situation musste man sich die Frage stellen, ob es nicht auch COVID-19 sein könnte.»

Die Angst, andere anzustecken

Als Nikki zu krank wurde, um ihre Vorlesungen an der University of California in Berkeley zu besuchen, holte die Familie sie nach Hause. Sie behielten aber Nikkis Wohnung in der Hoffnung, sie könne bald nach Berkeley zurückkehren. Alles sollte so normal wie möglich weitergehen - sie hofften das Beste.

«Es ging ihr aber immer schlechter, und sie zeigte ungewöhnliche Symptome», berichtet Michaela Hart. «Es war schlimm, aber ich musste sie bitten, zur Selbstisolation in ihre Wohnung zu gehen, weil es COVID-19 sein könnte. Wenn ich auch krank gewor- den wäre, hätte ich ihr doch nicht helfen können.»

Sie bestand auf einen weiteren COVID-19-Test. Nach wochenlangem Warten und mehreren Telefonaten erhielt sie eine positive Diagnose. Sie beriet sich per Telemedizin mit ihren Ärzten. Durch die leicht geöffnete Wohnungstür prüften ambulante Pflege­ kräfte ihre Vitalwerte und behandelten sie mit Infusionen und Medikamenten. Nikkis grösste Sorge war, dass sie jemanden anstecken könnte.

Ein Gefühl von Kontrolle

«Dass sie ihre Gesundheit selbst in die Hand genommen hat, gab Nikki ein Gefühl von Kontrolle», erklärt Michaela Hart. «Sie setzte sich intensiv mit ihrer Diagnose auseinander, fühlte sich nicht mehr hilflos, sondern selbst in der Verantwortung. Das ist für Betroffene enorm wichtig.» Mit ihrer Vorerkran- kung und mehrfacher starker Dehydrierung brauchte Nikki lange, um sich zu erholen. Michaela Hart bewun- derte die Stärke ihrer Tochter und ihr Vertrauen darauf, Teil der Roche-Familie zu sein - als Patientin und als Tochter einer Mitarbeiterin. «Sie hat eine sehr starke positive innere Haltung», sagt ihre Mutter.

Michaela Hart ist von Berufs wegen seit jeher auf Qualität fokussiert und lässt sich bei allen Entschei- dungen von der Perspektive der Kunden und Patien- ten leiten. «Und plötzlich war es ganz nah. Diesmal waren meine Tochter und ich die Kunden», sagt sie.

Nikki kehrte zurück nach Berkeley. Es ging ihr noch schlechter und sie hatte hohes Fieber. Ihr Arzt emp- fahl, sie auf COVID-19 zu testen. Das Testergebnis war negativ, aber Nikki hatte Zweifel und teilte diese mit ihrer Mutter: «Ich bin mir sicher, dass es COVID-19 ist. Ich kenne die normale Grippe, aber dies hier ist etwas anderes.»

Sie setzte sich intensiv mit ihrer Diagnose auseinander und fühlte sich daher nicht mehr hilflos. Das ist für Betroffene wichtig.

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«Partnerschaften sind von essenzieller Bedeutung»

Die Erfahrung mit COVID-19 war schmerzhaft für Alain Bindels, Head of Innovation Facilitation & Digitalisation bei Roche. «Es waren sehr dunkle Stunden für mich. Ich fühlte mich vollkommen hilflos und begriff plötzlich, wie zerbrechlich das Leben ist. Zwei Wochen lang war völlig offen, wie es ausgehen würde. Komme ich durch? Werde ich meine Familie wiedersehen?»

Alain Bindels hat sich wieder erholt. Er sei aber nicht mehr derselbe wie vor dieser Krankheit, sagt er. Als er sich nach 15 Tagen mit Fieberschüben bis zu 41,1 °C und Blutsauerstoffwerten unter 90% geschwächt vom Bett erhob, dachte er nur noch an einen Begriff: Solidarität.

Zusammenhänge jetzt klar vor Augen

Seit COVID-19 erkennt Bindels Zusammenhänge, die ihm vorher nicht bewusst waren. Er realisiert jetzt die Bedeutung von Nachhaltigkeit - für die Gesellschaft ebenso wie für jeden Einzelnen. Heute ist er überzeugt, dass zukünftig Partnerschaften im privaten wie auch beruflichen Umfeld von essen- zieller Bedeutung sind. «Es gibt nur einen Weg, um nach COVID-19 weiterzumachen. Wir müssen zusammenarbeiten und uns gegenseitig helfen. Vor meiner Erkrankung hatte ich mich nicht viel mit Nachhaltigkeit oder den UN-Nachhaltigkeitszielen beschäftigt. Erst diese Erfahrung hat mir gezeigt,

Die Pandemie zeigt die Bedeutung der Kooperation verschiedenster Innovatoren wie Unternehmen, Regierungen, Universitäten und NGOs.

wie wichtig Solidarität und Nachhaltigkeit sind, und dass wir den notwendigen Wandel nur mit vernetzten Ökosystemen­ schaffen können.»

Chance zu weltweiter Solidarität

Die Krankheit veränderte nicht nur Alain Bindels selbst, sondern auch den von ihm organisierten jährlichen Innovation Summit. Er begriff die von der Krise ausgelöste Kreativität und Agilität als Chance, um ein weltweites Band der Solidarität zu knüpfen. Massgebliche Innovatoren wie Pharma- firmen, Regierungen, Universitäten, Start-ups, gemeinnützige Organisationen und einzelne Fach- leute sollten mit vereinten Kräften an Lösungen für Patientinnen und Patienten arbeiten. «Wir hatten mehr als 2 500 Registrierungen und 150 externe Firmen nahmen teil, darunter auch solche, die schon an dem unter anderem von Roche gesponserten EUvsVirus Hackathon mit dabei waren, um Lösungen für die Bekämpfung von COVID-19 zu finden.»

«Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir ein partnerschaftliches Ökosystem aus Start-ups, Universitäten, Fachleuten und Unternehmen bis hin zu NGOs aufbauen, in dessen Zentrum einzig und allein Patientinnen und Patienten stehen», erklärt Bindels. «Dazu muss es uns gelingen, diese getrenn- ten Bereiche zu einem übergreifenden Netzwerk mit Patientenfokus zu vereinen.»

Die Zerbrechlichkeit des Lebens

Auf die Frage, welche Erfahrungen Alain Bindels als COVID-19-Patient am meisten überrascht haben, nennt er die Zerbrechlichkeit des Lebens und die neuen Einsichten, die er durch seine eigene Verwund- barkeit erlangt hat. «Wir sind alle Teil eines grossen Ganzen auf dieser Welt, und wir müssen alle fürein- ander einstehen», sagt er. «Das Leben ist fragil, und Gesellschaften sind es genauso.»

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Alain Bindels ist nicht mehr derselbe wie vor seiner Erkrankung an COVID-19. Ein Begriff lässt ihn seit seiner Genesung nicht mehr los: Solidarität.

Informationen zu Alain Bindels

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«Um der hohen Nachfrage nach SARS-CoV-2-Tests zu entsprechen, haben wir unsere Produktionskapazitäten auf ein nie dagewesenes Niveau erhöht. Bei der Auslieferung stellen wir sicher, dass die Tests, Verbrauchsmaterialien und Systeme dort zur Verfügung stehen, wo sie am dringendsten benötigt werden und am effektivsten eingesetzt werden können.»

Thomas Schinecker, CEO Roche Diagnostics

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Das neue Coronavirus untersuchen,

um Lösungen schnell zu finden

Die Welt ist seit jeher von Pandemien heimgesucht worden. Sie sind ein unvermeidlicher Teil des Lebens. COVID-19 ist eine der schlimmsten Pandemien der Moderne und verlangt entsprechend moderne Lösungsansätze.

Unmittelbar nach dem ersten Ausbruch wurde bereits im Januar 2020 die vollständige Genom­ sequenz von SARS-CoV-2 ermittelt und veröffentlicht. Weitere Genomsequenzen aus aller Welt folgten kurz darauf. Dieses Wissen bildet die Grundlage

für die Entwicklung neuer diagnostischer Tests und Medikamente im Kampf gegen COVID-19.

Roche hat sehr früh interne Forschungsprogramme für die Entwicklung von SARS-CoV-2-Tests und potenziellen Medikamenten gegen dieses Virus aufgelegt. Zudem prüft ein internes Team mit Hochdruck, welche der zahlreichen möglichen Partnerschaften die besten Aussichten auf Erfolg auf diesem Gebiet haben.

Im Rahmen einer solchen Zusammenarbeit, bei der Roche das Krogan Lab der Universität von Kalifornien in San Francisco unterstützte, wurden für Medika- mente, die bereits von der FDA zugelassen sind, neue Therapieansätze identifiziert, die gegen das Virus wirksam sein könnten. Eine weitere Partner- schaft mit Calibr von Scripps Research - umfasste das Screening mehrerer Verbindungen im präklini- schen Stadium, die Roche für eine potenzielle anti- virale Aktivität gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung stellte.

Der erste PCR-Test von Roche zum Nachweis einer aktiven SARS-CoV-2-Infektion wurde in Rekordzeit zugelassen und bereits vor Ende des ersten Quartals 2020 weltweit eingeführt.

Mit vereinten Kräften

In einer nie dagewesenen Demonstration von Solidarität und Dringlichkeit hat sich im April 2020 eine multinationale Gruppe aus Gesundheits- und Zulassungsbehörden, über einem Dutzend führenden Biotech-Firmen und zahlreichen renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern formiert. Die Allianz nennt sich Accelerating COVID-19 Therapeutic Interventions and Vaccines, kurz ACTIV, und will gemeinsam gegen die globale Bedrohung durch COVID-19 vorgehen.

Die öffentlich-private Partnerschaft mit globaler Reichweite steht unter der Leitung der National Institutes of Health (NIH) und der Stiftung für die NIH. Sie führt verschiedenste Fachleute zusammen, darunter Vertreter aus Pharmaunternehmen mit führender F+E-Kompetenz, den Direktor der NIH, den Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, das Health and Human Services Office of the Assistant Secretary for Preparedness and Response, die Centers for Disease Control and Prevention sowie die Zulassungsbehörden FDA (US Food and Drug Administration) und EMA (European Medicines Agency). Die gesamte ACTIV- Gruppe stimmt seit April in virtuellen wöchentlichen Meetings ein weltweites koordiniertes Vorgehen ab.

COVID-19 ist eine der schlimmsten Pandemien der Moderne und verlangt entsprechend moderne Lösungsansätze.

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Die Ziele von ACTIV sind eindeutig: Priorisierung der aussichtsreichsten Impfstoff- und Arzneimittel- kandidaten, Straffung von klinischen Studien und regulatorischen Prozessen sowie Austausch von Know-how und Instrumenten, um möglichst schnell auf COVID-19 und künftige Pandemien reagieren zu können.

Von zentraler Bedeutung ist dabei der Wille der Menschen in Industrie, Forschung, Regierungen und privaten Stiftungen, durch Zusammenarbeit etwas zu bewegen. Gemeinsam will man traditionelle Grenzen und Silos überwinden, die den Fortschritt behindern. Offenheit, Transparenz, Zusammenarbeit und der Wunsch, diese globale Gesundheitskrise zu bewäl- tigen, bilden die Grundpfeiler dieser beispiellosen Kooperation.

Roche prüft die Sicherheit und Wirksamkeit von Actemra/RoActemra bei hospitalisierten Patienten mit schwerer COVID-19-Lungenentzündung.

Dies erfolgt zum Teil in Zusammenarbeit mit der Biomedical Advanced Research and Development Authority (BARDA), einer Behörde des US Health and Human Services Office of the Assistant Secretary for Preparedness and Response (ASPR).

Nicht zum ersten Mal arbeiten Roche und die BARDA eng zusammen. Schon im Jahr 2016 ging man im Kampf gegen zunehmende Antibiotikaresistenzen eine mehrjährige öffentlich-private Partnerschaft mit der Behörde ein, um neue antibakterielle Medika- mente und Point-of-Care-Diagnostika zu entwickeln.

Darüber hinaus ging Roche im Jahr 2018 eine Partnerschaft mit der BARDA ein, um die Entwicklung

von Medikamenten für Infektionskrankheiten voran- zutreiben, für die es einen erheblichen ungedeckten Bedarf gibt. Im Rahmen der Vereinbarung wird die BARDA Mittel bereitstellen, die die Entwicklung von Baloxavir Marboxil für schwer erkrankte hospitalisierte Influenza-Patienten unterstützen, mit der Möglichkeit der Finanzierung weiterer Studien.

Schutz laufender Forschungsprojekte - und aller Beteiligten

Im März begann der steile Anstieg der SARS-CoV-2-­ Infektionen grosse Aufmerksamkeit bei Roche zu erregen, und das Unternehmen leitete weitgehende Massnahmen ein, um laufende klinische Studien für andere Erkrankungen ohne Unterbrechung fortzusetzen. Da sich die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, insbesondere bei Krebsstudien, oft im fortgeschrittenen Stadium ihrer Krankheit befinden, unternahm Roche grosse Anstrengungen, um sie so gut wie möglich zu schützen.

Dabei war vor allem Flexibilität gefragt und die Studienteams wurden autorisiert, alle zum Schutz der Betroffenen notwendigen Schritte zu unter­ nehmen. Das Vorgehen war zwar ungewöhnlich, aber auch wirksam. Funktionsübergreifend ent- wickelten die Teams mehrere Ansätze zum Schutz der Patientinnen und Patienten, ohne die Studien zu unterbrechen. Diese Methoden wurden an die spezifischen Bedürfnisse angepasst, bis auf die Ebene individueller Anforderungen. Infolgedessen bleiben die geplanten Zulassungsstudien, die Einreichung von Anträgen und die Markteinführung von Medikamenten weitgehend­ im Zeitplan.

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«COVID-19 hat unser Handeln auf vielfältige Weise positiv beeinflusst. Das Virus führt uns sehr eindringlich vor Augen, warum wir forschen.»

William Pao, Leiter Roche Pharma Forschung und Frühe Entwicklung (pRED)

«Die Herausforderungen durch COVID-19 erfordern verschiedene Ansätze. Durch Kooperationen mit anderen Unternehmen hoffen wir, zusätzliche Behandlungsoptionen für hospitalisierte und nicht hospitalisierte COVID-19-Patienten anzubieten und auch die Belastung der Krankenhäuser zu verringern.»

Bill Anderson, CEO Roche Pharma

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Kräfte bündeln durch starke

Partnerschaften

Entwicklung von COVID-19-MedikamentenAuf der ganzen Welt leiden die Menschen weiterhin unter der Pandemie. Daher sind schnellstens zusätz­ liche Lösungen gefragt. Seit Anfang 2020 setzt Roche alles daran, den betroffenen Menschen und gesellschaftlichen Gruppen zu helfen.

Ein Beispiel ist die globale Partnerschaft mit Regeneron zur gemeinsamen Entwicklung, Produktion und Bereitstellung einer vielverspre­ chenden neuen, speziell gegen das SARS-CoV-2 gerichteten Antikörper-Kombination, die aktuell in adaptiven Studien erprobt wird. Sie besteht aus zwei nicht konkurrierenden, virusneutralisierenden Antikörpern, Casirivimab und Imdevimab, die gemeinsam verabreicht­ werden. Beide Antikörper binden an den kritischen Rezeptor des Spike- Proteins von SARS-CoV-2. Dadurch soll sich das Virus der Therapie schlechter entziehen können.

Erste Resultate von Phase-II-Studien zeigen, dass Casirivimab und Imdevimab die Viruskonzentration reduzieren, Symptome schneller lindern und die Zahl der Arztbesuche für nicht hospitalisierte Patientinnen und Patienten vermindern kann. Im November 2020 gewährte die FDA Regeneron eine Notfallzulassung­ (Emergency Use Authorization, EUA) für Casirivimab und Imdevimab.

Als ein weltweit führendes Biotech-Unternehmen ist Roche ideal positioniert, um diese neue Therapie nach Zulassung den Betroffenen zugänglich zu machen. Im Rahmen der globalen Partnerschaft mit Regeneron steuern wir einen beträchtlichen Teil unserer Produktionskapazität bei und arbeiten daran, das Angebot von Casirivimab und Imdevimab über die USA hinaus auszuweiten und für so viele Menschen wie möglich bereit­ zustellen.

Im Oktober 2020 wurde eine Partnerschaft mit Atea Pharmaceuticals, Inc. bekannt gegeben. Sie umfasst die Entwicklung, die Herstellung und den globalen Vertrieb von AT-527, Ateas oral zu verabreichendem, direkt wirkendem antiviralem Wirkstoff gegen COVID-19.

Diese Allianzen sind eindrückliche Beispiele dafür, welche Erfolge man mit vereinten Kräften und einer gemeinsamen Vision erzielen kann, bei der Patien­ tinnen und Patienten im Zentrum allen Tuns stehen.

Allianzen für innovative Plattformtechnologien in der Wirkstoffforschung

Die Zusammenarbeit mit Anspruchsgruppen ist nicht nur im Kampf gegen COVID-19, sondern auch bei allen anderen Krankheiten entscheidend. Trotz der Pandemie konnte Roche im Jahr 2020 insgesamt 92 neue Partnerschaften für breit einsetzbare Technologien schliessen. Diese Allianzen helfen, die Entdeckung neuer Wirkstoffe voranzutreiben und über Therapiebereiche hinweg effizienter zu gestalten.

Hier einige wichtige Partnerschaften:

Blueprint Medicines/Roche:

Lizenz- und Kooperationsvereinbarung­ über eine neue personalisierte Behandlung mit Gavreto

Diese Allianzen zeigen eindrücklich, welche Erfolge man mit vereinten Kräften und einer gemeinsamen Mission erzielen kann.

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(Pralsetinib) für Patienten mit RET-verändertemnicht-kleinzelligem Lungenkrebs, medullärem Schilddrüsenkarzinom, anderen Arten von Schild­ drüsenkrebs und anderen soliden Tumoren.

Reverie Labs/Roche/Genentech: Kooperationsvereinbarung zum Einsatz künstlicher­ Intelligenz in der Erforschung von Wirkstoffen für verschiedene Zielstrukturen. Die Plattform von Reverie für maschinelles Lernen könnte die Wirk- stoffforschung durch leistungsfähigere Prognose- algorithmen für die Eigenschaften kleiner Moleküle beschleunigen. Sowohl pRED als auch gRED werden die Plattform in Entwicklungsprogrammen für kleinmolekulare Kinaseinhibitoren nutzen. Die Allianz trägt damit zu dem Vorhaben von Roche bei, doppelt so viele medizinische Fortschritte zur Hälfte der Kosten für die Gesellschaft zu erzielen.

Arrakis/Roche:

Lizenz- und Kooperationsvereinbarung­ zur Ent- wicklung kleiner Moleküle für RNA-Zielstrukturen in mehreren Therapiebereichen. Die zukunftswei- sende Entwicklungsplattform von Arrakis integriert RNA-Bioinformatik und strukturelle Ansätze in einen umfassenden firmeneigenen Screening-Prozess. So können kleine Moleküle identifiziert werden, die auf unterschiedliche Zielstrukturen aus allen Therapiebereichen von pRED wirken. Arrakis betreibt in der Allianz die anfängliche Forschung, während Roche den weiteren F+E-Prozess und die Kommer­ zialisierung übernimmt.

Kooperationen helfen, die Entwicklung neuer Wirkstoffe in vielen Therapiebereichen effizienter voranzutreiben.

Vividion/Roche:

Entwicklungs- und Lizenzvereinbarung über klein­ molekulare Wirkstoffe für schwer behandelbare intrazelluläre Ziele. Mithilfe der Forschungsplattform von Vividion können Zielstrukturen in der Onkologie und Immunologie adressiert werden, die für pRED von Interesse sind. Roche wird bindende Liganden für gemeinsam festgelegte Zielstrukturen bereitstellen.

Neben Partnerschaften für neue Technologien zur Arzneimittelentdeckung schloss Roche auch zahlreiche Allianzen, die sich über verschiedene therapeutische Bereiche und Modalitäten erstrecken, zum Beispiel:

Bicycle Therapeutics/Genentech: Partnerschaft zur Entdeckung, Entwicklung und Kommerzialisierung neuartiger, auf der Technologie von Bicycle Therapeutics ­basierender immunonko­­ logischer Therapien.

Forge/Roche:

Kooperation zur Entdeckung und Entwicklung eines neuartigen Antibiotikums bei schweren Lungeninfektionen durch antibiotikaresistente­ gramnegative Bakterien.

Samsung (Harman)/Roche:

Partnerschaft zur Entwicklung digitaler Gesund- heitsprodukte, darunter einer Plattform für digitale Therapeutika bei Autismus.

UCB/Genentech:

Abkommen über die Entwicklung, Herstellung und Kommerzialisierung des Wirkstoffs UCB0107 bei Alzheimer. Der Antikörper zielt auf die Mitteldomäne des Tau-Proteins ab.

Inflazome/Roche:

Übernahme von oralen kleinmolekularen NLRP3-­ Inhibitoren zur Ergänzung der immunologischen und neurowissenschaftlichen Portfolios sowie weiterer Pipeline-Produkte von Roche.

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«Das Jahr 2020 hat deutlicher denn je gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit mit allen Anspruchsgruppen ist: einer­ seits, um eine Pandemie wie COVID-19 erfolgreich zu bekämpfen, andererseits, um das Innovationstempo in anderen Therapiebereichen aufrechtzuerhalten.»

James Sabry, Globaler Leiter Pharma Partnering

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Den beachtlichen Anstrengungen unserer Mitarbeitenden ist es zu verdanken, dass Roche monatlich Tests im hohen zweistelligen Millionenbereich bereitstellen kann.

Informationen zur SARS-CoV-2-Diagnostik

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Schutz laufender Aktivitäten

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Roche haben das ganze Jahr über unermüdlich an der Entwicklung eines umfassenden Portfolios von Tests und Lösungen zur Bekämpfung der COVID-19-­ Pandemie gearbeitet.

Rasche Entwicklung diagnos­tischer Lösungen An allen Produktions- und Vertriebsstandorten von Roche Diagnostics arbeiteten Rapid-Response-­Teams rund um die Uhr an der Herstellung und Lieferung kommerzieller Tests zum Nachweis des neuartigen Coronavirus.

Im März erhielt unser PCR-basierter cobas SARS-CoV-2 Test die Notfallzulassung (EUA) der FDA. Er sollte das erste Produkt eines mittlerweile umfassenden Portfolios an diagnostischen Lösun- gen von Roche zur Bekämpfung der Pandemie sein. Nur Stunden nach Erhalt der FDA-Genehmigung schickte das Produktionsteam in Branchburg, New Jersey, Testkits zum Vertriebszentrum in Indianapolis. Zwei Tage später begann der Versand innerhalb der USA.

Von null auf 160 Millionen in Rekordzeit

Dank des enormen persönlichen Einsatzes unserer Mitarbeitenden und funktionsübergreifender Zusammenarbeit konnte dieser erste Test innerhalb weniger Wochen entwickelt, produziert und vertrie- ben werden. Seit der Genehmigung sind Millionen Tests weltweit ausgeliefert worden, im Einklang mit unserer Strategie, sie dort bereitzustellen, wo sie am dringendsten benötigt werden und wo sie am effektivsten eingesetzt werden können.

Um Millionen Tests pro Monat für unsere Hochdurch­ satzsysteme cobas 6800/8800 zur Verfügung zu stellen, arbeiteten die Teams von Roche Molecular Systems in Branchburg rund um die Uhr. Zur

Maximierung der Produktionskapazität bei fort­ währendem­ Schutz der Belegschaft wurden mehrere Taskforces gebildet. Darüber hinaus lieferten wir weiterhin Reagenzien und Verbrauchsmaterialien für SARS-CoV-2-Tests an Labors zur Verwendung auf unseren MagNA Pure und LightCycler Systemen. Im Laufe des Jahres wurde das Produktionsvolumen für PCR-Tests um das Vierfache erhöht.

Dem PCR-Test folgte bald darauf unser Elecsys Anti-SARS-CoV-2 Antikörpertest, der im Mai eine EUA der FDA erhielt. Dieser serologische Test unterstützt Untersuchungen, ob eine Person mit SARS-CoV-2 in Kontakt gekommen ist und Antikörper­ gegen das Virus entwickelt hat. Diese Informationen sind wichtig für epidemiologische Studien, das Monitoring und die Impfstoffentwicklung. Wir begannen unverzüglich mit dem Versand des neuen Antikörpertests an führende Labors weltweit und erhöhten die monatliche Produktionskapazität auf einen hohen zweistelligen Millionenbereich,­ um die Gesundheitssysteme in den USA und in Ländern, die die CE-Kennzeichnung akzeptieren, zu beliefern. Kliniken und Referenzlabors können den Test auf den global weit verbreiteten cobas e Analysegeräten von Roche durchführen.

An allen Standorten von Roche Diagnostics arbeiteten Rapid-Response- Teams rund um die Uhr daran, Tests zum Nachweis des Coronavirus zu entwickeln, herzustellen und auszuliefern.

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Steigerung der Medikamentenherstellung Die Herstellung von Biologika ist selbst unter optimalen Bedingungen ein komplizierter und langwieriger Prozess. In einem anspruchsvollen hochtechnisierten Verfahren produzieren lebende Zellen einen biologischen Wirkstoff. Bei den meisten Biologika werden von diesen Zellen sehr grosse und komplexe Proteine erzeugt. Weil es sich um lebende Organismen handelt, müssen die Zellen in einer sterilen Umgebung sorgsam kultiviert und überwacht werden. Ausserdem besteht eine strenge staatlich regulierte Dokumentationspflicht.

Während im März aufgrund der raschen Ausbreitung von COVID-19 in vielen Ländern ein Lockdown verhängt wurde, mobilisierte Roche auf der ganzen Welt zusätzliche Kapazitäten, um dringend benötigte Medikamente zum sofortigen oder späteren Einsatz bereitzustellen.

In der integrierten Produktions- und Abfüllanlage von Genentech in Hillsboro, Oregon, werden grosse Chargen flüssiger Biologika in Fläschchen abgefüllt, etikettiert, verpackt und zum weltweiten Versand vorbereitet. Das Hillsboro-Team erhielt

Ein komplexes Projekt konnte - ohne Abstriche bei Qualität und Sicherheit - in nur vier Wochen anstelle von 12 bis 18 Monaten umgesetzt werden.

Anfang März den Auftrag für einen Technologie- transfer innerhalb der Roche-Gruppe, ein Verfahren, Kompetenzen und Produktionsverfahren an andere Standorte von Roche weiterzugeben. Ein solcher Transfer erfordert umfangreiche Planung, Detailge- nauigkeit und Koordination. Er unterliegt strengsten Parametern, Kontrollen und Qualitätssystemen, die allesamt behördlich reguliert sind. Dies war jedoch die einzige Möglichkeit, den hohen Bedarf an bestimmten Medikamenten zu decken.

Normalerweise dauert ein derartiges Projekt 12 bis 18 Monate. In Hillsboro gelang es - ohne Abstriche bei Qualität und Sicherheit - in nur vier Wochen.

Massgeblich für diesen Erfolg war, dass die Teams einen klaren Fokus und eindeutig definierte Ziele hatten sowie über weitreichende Entscheidungs­ kompetenzen verfügten.

Da das Produkt am Tag nach der Herstellung direkt per Flugzeug ausgeliefert werden musste, war höchste Präzision gefordert. Es waren allerdings nur wenige Flüge verfügbar, um die Medikamente an die Zielorte in aller Welt zu bringen. Doch die Fachleute für Logistik von Roche konnten einen Flug- plan ausarbeiten, mit dem es gelang, alle Termine einzuhalten. In der Regel dauert ein solcher Prozess von der Produktionsplanung bis zur Freigabe und zum Versand rund 90 Tage. Das Hillsboro-Team schaffte es in nur 22.

Trotz Lockdown, Abstandsregeln, Unsicherheiten und Heimunterricht arbeitete das Team im Schicht- betrieb nonstop von Mitte März bis Juli. Einzig

der amerikanische Unabhängigkeitstag­am 4. Juli wurde freigenommen.

Informationen zu Technologietransfers

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«Dies waren die erfüllendsten Monate meiner ganzen Karriere. Wir sind stolz auf unsere Leistung und darauf, dass wir einen Beitrag für Patientinnen und Patienten sowie die Gesellschaft leisten können.»

Mitarbeiter in Hillsboro, dessen Team von Mitte März bis Juli an sieben Tagen die Woche im Schichtbetrieb durcharbeitete

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Die Produktions- und Logistikteams von Roche haben während der Pandemie ihre Fachkompetenz, ihre Exzellenz und ihr hohes Engagement zum Wohle der Patientinnen und Patienten immer wieder aufs Neue unter Beweis gestellt.

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Den laufenden Betrieb sicherstellen Während viele von zuhause aus arbeiteten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wurde an den Produktionsstandorten von Roche rund um die Uhr gearbeitet. Unermüdlich waren Teams in Produktion und Logistik im Einsatz, um dringend benötigte Tests und Medikamente bereitzustellen. Waren sich diese «Helden des Alltags» bei Roche der Bedeutung ihrer Arbeit schon immer bewusst, wurde dieses Bewusstsein durch die Pandemie noch verstärkt. Auch in diesen Zeiten sind Patientinnen und Patienten mit Krebs, Autoimmunkrankheiten, Herzerkrankungen­ und seltenen Krankheiten auf ihre Produkte und Behandlungen angewiesen.

Agilität war entscheidend. So zum Beispiel für ein dreijähriges Kind mit Hämophilie, bei dem die Vorräte des lebenswichtigen Medikamentes Hemlibra aus­ zugehen drohten. Aufgrund des Lockdowns konnte dieses Präparat nicht von den üblichen Kühlketten-­ Logistikern ausgeliefert werden. Das lokale Team von Roche ergriff entsprechende Massnahmen und fand einen Weg, der Familie das Medikament rechtzeitig zur Verfügung zu stellen.

Ein weiteres Beispiel sind die gemeinsamen Anstrengungen der hoch motivierten Teams von Roche Pharma in Basel, Roche-HUB in Singapur und Roche Diabetes Care. Dank ihrer Arbeit konnten mehr als 25 000 Einheiten von Medikamenten und medizinischen Produkten auf einen gemeinsamen OneRoche-Charterflug verladen und nach Myanmar geliefert werden. Das Land befand sich im Lockdown und war weder mit kommerziellen Flügen noch per Strasse erreichbar. Diese besondere Massnahme trug dazu bei, Leben zu retten, indem dringend

Unermüdlich waren Teams in Produktion und Logistik im Einsatz, um dringend benötigte Tests und Medikamente bereitzustellen.

benötigte Medikamente bereitgestellt wurden, darunter Tecentriq, Kadcyla, Herceptin und Produkte der Linie Accu-Chek von Roche Diabetes Care.

Die Pandemie stellte die Produktion und Logistik vor grosse Herausforderungen. Dank der Resilienz unse- res globalen Netzwerks waren die Unterbrechungen jedoch minimal, und Roche hat weiterhin wichtige Tests und lebensrettende Medikamente an Menschen auf der ganzen Welt geliefert. Mit Hochdruck werden Produktionskapazitäten ausgebaut mit dem Ziel, das verfügbare Angebot weltweit zu erhöhen.

Wir sind bestrebt, so viele Coronavirus-Tests wie möglich dorthin zu liefern, wo sie am dringendsten benötigt werden. Sie werden von unseren Produk- tionsstätten an Orte mit geeigneter Infrastruktur geliefert, an denen Tests ohne Verzögerung durch- geführt werden können.

Während sich Roche um einen koordinierten, globa- len Überblick über zusätzliche Lieferanforderungen bemüht, wird die Bereitstellung von Medikamenten auf Länderebene in Übereinstimmung mit den lokalen Bestimmungen und in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden gehandhabt.

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Während die Pandemie immer weitere Kreise zog, behielt die Finanzorganisation das ganze Unter­ nehmen fest im Blick. Das trug dazu bei, Roche trotz der bestehenden Unsicherheiten auf Kurs zu halten.

Roche Finance stellte in dieser schwierigen Phase in Rekordzeit Informationen bereit, schaffte Trans- parenz und unterstützte strategische Dialoge und Entscheidungsprozesse in der ganzen Organisation. Dank dieser weitsichtigen Steuerung flossen weiterhin die erforderlichen Finanzmittel, um die Business Continuity zu wahren, die Auswirkungen auf die F+E-­Pipeline minimal zu halten und auch die langfristigen Forschungsinvestitionen fortzufüh- ren. Zudem wurden alle operativen Aufgaben von Roche Finance auf Anhieb erfolgreich umgesetzt.

Die in der Pandemie angenommenen agilen und flexiblen neuen Arbeitsweisen sind jetzt der neue Standard im Beschaffungswesen.

Massgeblich dafür waren neben automatisierten Abläufen und Technologien vor allem die Kompe- tenz, Erfahrung und beispiellose Zusammenarbeit von Konzerngesellschaften und -zentrale sowie Service-Einheiten.

Auch die Mitarbeitenden im Beschaffungswesen haben in enger Teamarbeit mit Lieferanten Erstaun- liches geleistet. Anstatt innerhalb der üblichen sechs Monate wurden in nur zwölf Tagen die vertraglichen Regelungen für Studien mit Actemra/RoActemra

zu COVID-19 abgewickelt. Über das Material für die übliche Business Continuity hinaus wurden zudem in kürzester Zeit Blutproben für die Entwicklung von COVID-19-Antikörpertests beschafft.

Mehr als fünf Millionen Teile persönlicher Schutz­ ausrüstung wie zum Beispiel OP-Masken wurden gekauft und über 60 Organisationen zur Verfügung gestellt, darunter Lieferanten und anderen externen Partnern. Ausserdem konnte Roche die Lieferanten­ finanzierung um 40% aufstocken sowie innerhalb weniger Tage sowohl bewährte als auch neu entwickelte Finanzkonzepte für Partnerfirmen bereitstellen. Die in der Pandemie angenommenen agilen und flexiblen neuen Arbeitsweisen sind jetzt der neue Standard im Beschaffungswesen.

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«Wie viele andere, deren Einsatz im Zusammenhang mit COVID-19 gefragt war, hatte ich Mühe, berufliche und familiäre Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Ich bin erschöpft, aber sehr stolz auf einen Test, der in vielen Ländern der Welt eingesetzt wird, um Millionen von Menschen auf das Virus zu testen.»

Mitarbeiterin in Pleasanton, Roche Molecular Systems, Kalifornien

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«Die Länder erkennen, dass sie alle im gleichen Boot sitzen. Vieles wurde unternommen, um den Zugang zu Produkten rund um COVID-19 zu verbessern - nicht nur innerhalb der eigenen Länder, sondern auch für Exporte zur Unterstützung anderer Volkswirtschaften.» Harjit Gill

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«Digitale Technologien helfen uns, besser gewappnet zu sein.»

«Begriffe wie Kontaktbeschränkungen, Selbst­ isolation und Abflachen der Kurve haben sich in unserem Sprachgebrauch inzwischen etabliert. Doch nichts in der Welt hätte uns auf diese Pan- demie vorbereiten können, die jetzt unsere kollek- tiven Ressourcen strapaziert und unsere ganze Lebensweise infrage stellt.», sagt Harjit Gill, CEO der Asia Pacific Medical Technology Association. Diagnostik steht im Zentrum eines nachhaltigen Gesundheitswesens­. Sie ist jetzt wichtiger denn je, um Infektionsketten zu unterbrechen. Mit Tests werden infizierte Patienten frühzeitig erkannt, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern und eine rasche Behandlung zu ermöglichen. Gesundheitsbehörden arbeiten rund um die Uhr, damit trotz dynamischer Entwicklungen dringend benötigte Tests, Medikamente und Ausrüstungen vor Ort zur Verfügung stehen.

Das plötzliche Auftreten und die schnelle Verbrei- tung von COVID-19 haben sich zu einer globalen Gesundheitskrise zugespitzt, die in ihrer Dimension für die Gesundheitssysteme neu ist. Die hohe Übertragbarkeit des neuartigen Coronavirus hat die Länder zu drastischen Schritten veranlasst, um dessen Ausbreitung einzudämmen. SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome), MERS (Middle East Respiratory Syndrome) und zuletzt das Ebola-Virus haben bereits die Schwachstellen in den Gesund- heitssystemen aufgezeigt, obwohl nicht alle Ausbrü- che pandemische Ausmasse erreicht haben. Gemäss dem Global Health Security Index Report waren zwei Drittel der weltweiten Gesundheitssysteme nicht gut auf eine Pandemie vorbereitet.1 Krankenhäuser

hatten grosse Mühe, die notwendige Versorgung zu leisten während die Medizintechnikbranche ihre Produktionskapazitäten verdoppelte.

Laut Harjit Gill haben Regierungen in der Region Asien-­Pazifik ihre Zulassungsprozesse vereinfacht, um wichtige Ressourcen im Kampf gegen das Virus freizusetzen. Zwei Beispiele hierfür sind beschleu- nigte Zulassungsverfahren für Medizinprodukte, wie etwa persönliche Schutzausrüstung und Diagnose- tests, sowie EUAs für neuartige Produkte, wenn es keine zugelassenen Alternativen gibt.

Digitalisierung stärkt das Gesundheitswesen Harjit Gill stellt fest: «Im öffentlichen wie auch im privaten Sektor halten immer mehr digitale Techno­ logien Einzug, beispielsweise Telemedizin, Fall- und Kontaktpersonennachverfolgung, KI-gestützteDiagnosesoftware oder Fernschulungen. Durch den breiteren und intensiveren Einsatz solcher Technologien im gesamten Ökosystem wären wir für die nächste Krise deutlich besser gewappnet.»

Diagnostik steht im Zentrum eines nachhaltigen Gesundheitswesens. Sie ist jetzt wichtiger denn je, um Infektionsketten zu unterbrechen.

1  https://www.ghsindex.org/wp-content/uploads/2019/10/2019-Global-Health-Security-Index.pdf

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Telemedizin bietet sichere Hilfe

Medizinische und pharmazeutische Technologien sind heute wichtiger und leistungsfähiger denn je. Hier einige Beispiele, wie Roche mit neuen Techno­ logien Patientinnen und Patienten hilft und deren Sicherheit gewährleistet.

Digitale Pathologie für Ferndiagnosen

In der Pathologie sorgt COVID-19 unter anderem für eine unmittelbare physische Gefährdung von medizinischen Teams in Kliniken und Labors, da sie vor Ort einem erhöhten Expositionsrisiko mit dem Virus ausgesetzt sind. Hier avanciert die digitale Pathologie zu einer wichtigen Technologie für Ferndi- agnosen. Roche bietet jetzt eine umfassende Lösung, die das in der Pathologie beschäftigte Fachpersonal beim Übergang zu digitalen Methoden unterstützt. Die Technologie ermöglicht ihnen, von jedem Ort der Welt aus zusammenzuarbeiten, und ist damit ein Wegbereiter für die Telemedizin der Zukunft.

Solche ortsunabhängigen Diagnosen sind bei einer Pandemie besonders nützlich. Gewebeschnitte werden mit einem grossen Scanner digitalisiert und die Ergebnisse in einer Plattform wie zum Beispiel uPath integriert. Dies steigert sowohl Effizienz als auch Sicherheit deutlich. Künstliche Intelligenz (KI) und Bildanalyse liefern der Pathologie darüber hinaus wichtige neue Informationen und können weitreichenden Nutzen für Patientinnen und Patien- ten haben. Zwar ersetzen Technologien nicht die pathologischen Fachkräfte, unterstützen sie aber dabei, mehr Menschen, die in ärztlicher Behandlung sind, zu helfen.

Ortsunabhängige Diagnosen sind bei einer Pandemie besonders nützlich.

Präzisere Befunde für eine wirksamere Behandlung

Bei manchen Krankheiten spielt die genaue Anzahl bestimmter Tumor- und Immunzellen eine wichtige Rolle. Dies gilt etwa bei einigen Formen von Brust- krebs, wo man durch den Nachweis bestimmter Tumorzellen feststellt, ob eine speziell auf diese Zellen gerichtete Therapie für die jeweilige Patientin geeignet ist. Diese Assays basieren auf der Tumor- und Immunzellzahl sowie der möglichst genauen Einschätzung des Tumorgebiets. In einigen Fällen können Kombinationen von Biomarkern auf dem- selben Objektträger - oder Multiplex-Assays - dem Pathologen die Möglichkeit eröffnen, die molekula- ren Triebkräfte der Krebserkrankung zu identifizieren, um dann mit grosser Sicherheit die Auswahl der besten Behandlung für den jeweiligen Patienten

zu treffen. Diese komplexen Assays sind manuell schwer zu interpretieren, daher können Bildanalyse-­ Algorithmen zur Unterstützung der Beurteilung durch Pathologen sehr hilfreich sein.

Ein gutes Beispiel hierfür ist auch Lungenkrebs. Während dieser Krebs früher praktisch nicht behan- delbar war, stehen mittlerweile gleich mehrere Therapieansätze zur Auswahl. Deshalb muss der Arzt mit einer differenzierten Diagnose ermitteln, welche Behandlung am aussichtsreichsten ist. Neue Technologien - einschliesslich des CE-IVD uPath PD-L1 (SP263) Bildanalyse-Algorithmus für nicht-kleinzelligen Lungenkrebs - unterstützen Mediziner bei der Bestimmung der wirksamsten Behandlung für jeden Patienten auf der Grundlage von standardisierteren, präzisen und konsistenten Methoden. Mit einer End-to-End-Lösung von Dia-Scannen zu vollständig digitalem Workflow und automatisierter Bildanalyse bietet die Roche Digital Pathology einen umfassenden Ansatz für den Übergang in das digitale Zeitalter.

Ein zuverlässiger Partner  |  Roche  29

Menschen mit Vorerkrankungen haben bei einer COVID-19-­ Erkrankung ein höheres Risiko für schwere Verläufe. Abstandsregeln und Telemedizin können dabei helfen, Infektionen zu vermeiden und gleichzeitig den Zugang zu medizinischer Beratung und Versorgung aufrechtzuerhalten.

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Echte Erleichterungen durch integriertes personalisiertes Diabetesmanagement

Ermöglicht durch ein offenes Ökosystem

Feststellen des Bedarfs

Strukturierte, therapieadaptierte Datenerhebung

Bewertung der Therapieergebnisse

Strukturierte Dokumentation

Personalisierte Behandlung

Gemeinsame Auswertung

Ein zuverlässiger Partner  |  Roche  31

Menschen mit Diabetes und Betreuer verbinden Menschen mit Diabetes laufen im Falle einer SARS-CoV-2-Infektioneher Gefahr, schwerwiegend zu erkranken. Entscheidend für die Verringerung des Risikos schwerer COVID-19-Verläufeist es, den Blutzuckerspiegel, kurz- und langfristig, stabil zu halten. Diabetes muss regelmässig überwacht werden und Betroffene müssen täglich zahlreiche Entscheidungen über Ernährung, Bewegung und Medikamente treffen. Meistens entscheiden sie selbst, idealerweise in enger Abstimmung mit ihren Betreuern. Kontaktbeschränkungen erschwerten es fast einer halben Milliarde Menschen mit Diabetes weltweit, ihre Therapie konsequent durchzuführen.

Während der COVID-19-Pandemie musste sich die Diabetesversorgung signifikant ändern und vor allem digitale Technologien waren mehr denn je gefragt. Roche konnte diese Entwicklung mit ihrem integrierten personalisierten Diabetesmanagement (iPDM) entscheidend unterstützen. Schliesslich hat das Unternehmen in den letzten Jahren ein offenes Ökosystem für die Diabetesversorgung entwickelt, das eine engere Interaktion zwischen Menschen mit Diabetes und medizinischen Fachkräften ermöglicht.

Im Januar 2020 wurde die RocheDiabetes Care Platform als Schlüsselkomponente für Fachpersonal eingeführt. Sie integriert Daten von mehr als

140 Geräten und Lösungen von Roche, von unseren Partnern, und von Mitbewerbern. Die Plattform führt Daten zusammen und analysiert sie mithilfe von Algorithmen, um anwendbare Erkenntnisse für einen stärker personalisierten Ansatz bei der Diabetes- behandlung zu liefern. Mehrere Funktionen wurden im Laufe des Jahres 2020 neu hinzugefügt, so zum Beispiel der Service RocheDiabetes InsulinStart, der Menschen mit Typ-2-Diabetes einen leichteren Übergang zur Insulintherapie ermöglicht, oder RocheDiabetes RemoteCare, das die Betreuung von Betroffenen ausserhalb einer konventionellen Gesundheitseinrichtung erlaubt.

Die Diabetesversorgung entwickelte sich während der COVID-19-Pandemie signifikant weiter und sorgte für einen Schub bei der Nutzung digitaler Technologien.

Um Menschen weltweit in ihrem Bemühen um ein möglichst eigenständiges Diabetesmanagement zu unterstützen, entschied Roche zu Beginn der COVID-19-Pandemie, den Zugang zur Pro-Version der patientenorientierten mySugr App kostenlos zu ermöglichen. Mit ihrer Hilfe können Betroffene diabetesrelevante Daten mit ihren Betreuern teilen

  • wichtiger denn je, in Zeiten, in denen sie deutlich weniger persönliche Kontaktzeit mit ihnen haben. Die App ist integraler Bestandteil des offenen Ökosystems und bietet Funktionen wie strukturierte
    Dokumentation therapierelevanter Daten, präzise
    Berechnung der Insulindosis, Erinnerungen und bietet Coaching für die tägliche Diabetesroutine.

Im Dezember 2020 kündigte Roche eine Partner- schaft mit dem französischen MedTech-Unternehmen Diabeloop an. Roche betritt damit das Feld der automatisierten Insulindosierung. Accu-Chek Insight wird die erste Insulinpumpe von Roche sein, die automatisch Insulin basierend auf Messwerten eines kontinuierlichen Glukosemesssystems dosiert und somit die Belastung für Menschen mit Diabetes in der täglichen Therapie verringert.

Der Austausch diabetesrelevanter Daten durch integrierte Lösungen hat sich besonders während der Pandemie bewährt, in der Fernkonsultationen als die bevorzugte Methode für eine kontinuierliche Unterstützung gelten. Durch einen systematischen Ansatz von iPDM mit einem Schwerpunkt auf der Arzt-Patient-Interaktion hat Roche die Verbindung zwischen Betroffenen und ihren Betreuern gestärkt, um Menschen während der COVID-19-Pandemie zu helfen, ihre Situation selbstbewusst zu handhaben.

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Hoffnung bei anderen Erkrankungen

Während COVID-19 die öffentliche Debatte beherrscht, leiden unverändert viele Menschen unter anderen schwerwiegenden Erkrankungen. Roche führt daher ihre F+E-Aktivitäten unvermindert weiter, darunter in den Therapiebereichen Onkologie, Immunologie, Infektiologie, Augenheilkunde­ und Neurologie.

Neue Therapie für spinale Muskelatrophie

Allie ist 39 Jahre alt, lebt mit spinaler Muskelatrophie (SMA) vom Typ 2 und war noch nie in Behandlung. Sie unterhält einen YouTube-Kanal, auf dem sie ihren Weg bis zum Erhalt von Evrysdi aufgezeichnet hat, angefangen bei der Zulassung von Evrysdi durch die FDA über die Mitteilung ihres Arztes, dass sie für die Behandlung zugelassen wurde, bis hin zu einem bewegenden Video über die Einnahme ihrer ersten Dosis und ihre Erfahrungen direkt danach.

Das Video zeigt ihre Betreuerin, die sie bei der Verabreichung von Evrysdi unterstützt, wobei Allie anmerkt, dass diese Behandlung eine «grosse Sache» für sie sei. Sie hoffe und sei dankbar, dass diese wissenschaftlichen Fortschritte es ihr ermöglichen werden, «länger zu überleben und zu leben».

Die WHO schätzt, dass jährlich welt­weit 311 000 Frauen an Gebärmutterhals­­ krebs sterben, der bei entsprechender Vorsorge, Impfung und Behandlung zu fast 100% vermeidbar ist.

Prävention von Gebärmutterhalskrebs

Im Jahr 2020 hat Roche bedeutende Fortschritte für die Gesundheit von Frauen ermöglicht durch weitere Verbesserungen bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, der Triage und den diagnostischen Tests. Die WHO schätzt, dass jedes Jahr weltweit 311 000 Frauen an Gebärmutterhals- krebs sterben, der bei entsprechender Vorsorge, Impfung und Behandlung zu fast 100% vermeidbar ist. Roche konzentriert sich auf die wissenschaft- lichen Aspekte von HPV (humanes Papillomavirus), der Hauptursache von Gebärmutterhalskrebs, um die klinische Entscheidungsfindung bei der Versorgung von Patientinnen zu unterstützen.

Die objektive p16/Ki-67-Biomarkertechnologie ist eine Triage-Lösung der nächsten Generation für Frauen, die positiv auf Hochrisiko-HPV-Typen getes­ tet werden. Sie erlaubt im Vergleich zur traditionellen­ Pap-Zytologie eine deutlich bessere Abschätzung des Krebsrisikos. Die IMPACT-Studie (IMproving Primary screening And Colposcopy Triage) mit fast 35 000 Frauen zur Früherkennung von Gebärmutter­ halskrebs unterstützte im Jahr 2020 drei erhaltene FDA-Zulassungen, darunter die des CINtec PLUS Cytology Tests und des cobas HPV-Tests zur Verwendung­ auf den cobas 6800/8800 Systemen. Mit dem cobas HPV-Test lassen sich Infektionen mit Hochrisiko HPV-Typen nachweisen. CINtec PLUS Cytology­ ist der erste Triage-Test auf der Grundlage der Dual-Stain-Technologie mit den Biomarkern p16 und Ki-67 zur Identifizierung gefährdeter Frauen, die von einer sofortigen Nachsorge am meisten profitieren könnten. Zusammen mit CINtec Histology, einem p16-Biomarker-­Test, der bei Biopsien ver- wendet wird, um HPV-bedingte zervikale Läsionen diagnostisch zu bestätigen, unterstützen diese Innovationen das Ziel, Gebärmutterhalskrebs zu eliminieren.

Ein zuverlässiger Partner  |  Roche  33

Zulassungen von Medikamenten für seltene Krankheiten machen einen deutlichen Unterschied für Betroffene. Solche Fortschritte zeigen auch, wie Betroffene, Industrie, Wissenschaft und Behörden gemeinsam Lösungen finden können.

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Eva Joseph betrachtet ihre eigenen Gewebeproben unter dem Mikroskop während eines Besuchs bei Roche Tissue Diagnostics, Tucson, Arizona. Erklärt werden sie von Eric Walk, Chief Medical Officer.

Informationen zu dreifach negativem Brustkrebs

Ein zuverlässiger Partner  |  Roche  35

Die Patientenperspektive in den eigenen Reihen Viele Mitarbeitende von Roche sind selber Patien- tinnen, Patienten oder betreuen Betroffene. Sie setzen sich mit vielen Krankheiten auseinander, von COVID-19über Diabetes bis hin zu Krebs. Durch diese Erfahrungen haben sie Einblicke in Bereiche gewonnen, die weit über ihre beruflichen Tätigkeiten hinausgehen. Im Jahr 2020 wurde CareRing ins Leben gerufen, um dieser umfangreichen Expertise eine Plattform zu bieten. CareRing bietet einen Rahmen zum Erfahrungsausstausch und zur gegen- seitigen Unterstützung und signalisiert denjenigen Kolleginnen und Kollegen, die auch gegen eine Erkrankung ankämpfen, dass sie nicht alleine sind.

CareRing ist auch wichtig im Hinblick auf unsere Verpflichtung, Patientinnen und Patienten in den Mit- telpunkt unserer Bemühungen zu stellen. So können Mitarbeitende ihre Erkenntnisse und Erfahrungen bereits in der frühen Phase der Produktentwicklung mit Produktteams bei Roche teilen. Mitglieder von CareRing sind auch bei Strategiediskussionen gefragt und bei der Kommunikation, zum Beispiel während der COVID-19-Pandemie.

Mehr als 700 Mitarbeitende aus der ganzen Welt haben sich CareRing im ersten Jahr angeschlossen. Sie engagierten sich in mehr als 20 Gruppen und setzen sich mit einer breiten Palette von Gesund- heitsthemen auseinander. CareRing wurde im Rahmen der Reuters Pharma Awards Europe als das vielversprechendste Pilotprojekt anerkannt.

«Ohne diese Behandlung wäre ich nicht hier Es ist fast 20 Jahre her, dass Eva Joseph ihre erste Brustkrebserkrankung überlebt hat. Dann kehrte der Krebs mit Vehemenz zurück. Als sie die Diagnose dreifach negativer Brustkrebs erhielt und erfuhr, dass er schon in Lunge und Brustbein gestreut hatte, sah sie darin ihr sicheres Todesurteil. «Ich hatte furchtbare Angst, als mir die schlechte Prognose dieser hoch aggressiven Krebsart mitgeteilt wurde», erinnert sich die 72-Jährige.«Ich dachte, ich hätte

Während COVID-19 die öffentliche Diskussion dominiert, kämpfen viele Menschen gegen andere schwere Krankheiten.

noch eine Woche zu leben. Mir war niemand bekannt, der Krebs in Stadium IV überlebt hatte.»

Doch Eva Joseph hatte Glück. Ihr Onkologe informierte sie über eine neue klinische Studie, die eine Überlebenschance versprach. Zudem erhielt sie starke Unterstützung: einen Test und ein Krebs- immunmedikament von Roche sowie die beein- druckende Teamarbeit zwischen den Divisionen Diagnostics und Pharma, um beides auf den Markt zu bringen. Dies bedeutete neue Hoffnung für Eva Joseph und andere Patientinnen mit der gleichen Diagnose. «Es ist unglaublich», staunt sie, nachdem ihre Tumore heute fast komplett verschwunden sind. «Es ist ein Geschenk, dass ich dieses gerade erst entwickelte Medikament bekommen konnte, für viele andere vor mir gab es diese Chance leider noch nicht.» Schnell stellten sich vielversprechende Ergebnisse ein. «Nach einigen Behandlungszyklen fühlte ich mich kräftiger, und auf den Bildern wurden die Tumore in Lunge und Brustbein langsam kleiner. Ohne diese Behandlung wäre ich nicht mehr hier.»

Normalerweise dauert es 24 Wochen, bis ein Zulas- sungsantrag für einen Test bei der FDA eingereicht ist. Aber bei diesem wichtigen Test schaffte es das Diagnostics-Team in der Hälfte der Zeit. Test und Medikament von Roche erhielten aufgrund der Stu- dienergebnisse die US-Zulassung, weitere Länder folgten kurz darauf. Somit ist diese Kombination derzeit die einzige weltweit zugelassene Therapie bei dreifach negativem Brustkrebs. Dank der bemer- kenswerten Partnerschaft zwischen den Divisionen Pharma und Diagnostics hat sich die Versorgung von Patientinnen wie Eva Joseph verbessert. Eva Joseph resümiert: «Ich möchte so vielen Menschen wie möglich sagen, dass es Grund zur Hoffnung gibt. Ich informiere Frauen mit dreifach negativem Brustkrebs und mache ihnen damit Mut. Es gibt Hoffnung.»

MANAGEMENT­ PERSPEKTIVEN

Managementperspektiven  |  Roche  37

Mit unserem starken Fokus auf Zusammenarbeit und Informationsaustausch mussten wir intelligente Wege finden, um unsere Forschung fortzusetzen, diagnostische Tests und Medikamente ohne Unterbrechung herzustellen und eng mit Partnern kooperieren, um die Lieferketten trotz der Heraus­ forderungen aufrecht zu erhalten.

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A. Hoffmann

P. Bulcke

J. Duschmalé

P. Frost

A. Hauser

R. Lifton

B. Poussot

H. Clevers

J. Brown

S. Schwan

C. Franz

C. Suessmuth Dyckerhoff

Der Verwaltungsrat per 31. Dezember 2020.  

Dr. Christoph Franz (1960) Präsident,  C, D*, E, G 

| 

André Hoffmann (1958) Vizepräsident, Vertreter des bestehenden Aktionärspools,  A*, C*, D, E, G  

| 

Paul Bulcke (1954)  B, E, G  | 

Dr. Jörg Duschmalé (1984) Vertreter des bestehenden Aktionärspools,  B, E, G 

| 

Dr. Patrick Frost (1968)  B, E, G  | 

Anita Hauser (1969)  A, E, G 

| 

Prof. Dr. Richard P. Lifton (1953)  C, E, G 

|  Bernard Poussot (1952)  C, E, G 

| 

Prof. Dr. Hans Clevers (1957)  A, E, G 

| 

Dr. Severin Schwan (1967)  F 

| 

Julie Brown (1962)  B*, E, G 

|  Dr. Claudia Suessmuth Dyckerhoff (1967)  A, E, G

A  Corporate Governance- und Nachhaltigkeits-Ausschuss 

| 

B  Prüfungsausschuss  |  C  Vergütungsausschuss  |  D Präsidium/Nominationsausschuss  | 

E  Nichtexekutives Mitglied ohne Beteiligung an der Geschäftsführung  | 

F  Exekutives Mitglied mit Beteiligung an der Geschäftsführung  | 

G  Unabhängiges Mitglied des Verwaltungsrate 

| 

*  Vorsitz des jeweiligen Ausschusses

Aktionärsbrief des Verwaltungsratspräsidenten  |  Roche  39

Sehr geehrte Aktionärinnen

und Aktionäre

Im Jahr 2020 dominierte die Corona-Pandemie das Weltgeschehen wie kein Ereignis zuvor in unserer jüngeren Geschichte. Sie fordert jeden von uns stark - zum Teil über die Massen. Des- wegen sind wir bei Roche dankbar, dass wir bei der Bewältigung­ der Pandemie an vorderster Front mitwirken können. Insbesondere haben wir in Rekordzeit sehr zuverlässige diagnostische Tests entwickelt, und dank vertrauensvoller und enger Zusammenarbeit mit Regierungen und Behörden dort eingesetzt, wo sie den grössten Nutzen bringen. Ich bin sehr stolz darauf, was unsere weltweit mehr als 100 000 Mitarbeitenden in dieser schwierigen Situation leisten. Sie haben nicht nur bei COVID-19 ihr Bestes gegeben, sondern zudem alles unternommen,­ damit Patientinnen­ und Patienten trotz fehlender Transportkapazitäten oder der Einschränkungen bei Arztbesuchen dennoch zuverlässig mit Medikamenten sowie diagnostischen Tests versorgt werden. Denn keine der anderen schweren Krankheiten verschwindet einfach, nur weil es ein neues Virus gibt.

Der Stellenwert einer leistungsfähigen Infrastruktur für Diagnostik ist während der Pandemie deutlich gestiegen. Ein breiter Zugang zu molekularen diagnostischen Tests ist jedoch nicht nur für die Eindämmung von neuen und wiederkehrenden Infektionskrankheiten essenziell. Damit lässt sich beispielsweise auch Gebärmutterhalskrebs oder durch Hepatitis C bedingter Leberkrebs verhindern. Dank modernster Diagnostik sind bei immer mehr Krankheiten Früherkennung oder auch Prävention möglich, was zu besserer Gesundheit und mehr Kosteneffizienz­ im Gesundheitswesen beiträgt.

Im Bereich Pharma haben wir in enger Zusammen­ arbeit mit den Gesundheitsbehörden mehrere unserer Medikamente auf Wirksamkeit für schwer

erkrankte COVID-19-Patienten geprüft und neue Forschungsprojekte gestartet. Wir arbeiten auf allen Ebenen partnerschaftlich zusammen - auch innerhalb der pharmazeutischen Industrie, intensiver als je zuvor. Gerade in der Krise sind Solidarität und Kooperation der Schlüssel zum Erfolg (siehe dazu auch das Interview mit CEO Severin Schwan auf Seite 43).

Die Corona-Krise hat auch dazu geführt, dass weniger Patienten einen Arzt für den Routinecheck konsultieren oder eine neue Therapie beginnen. Zudem treffen drei unserer wichtigsten Krebsmedi­ kamente nun auch in den USA auf Konkurrenz durch Biosimilars. Dank der anhaltend starken Nachfrage nach unseren neuen Medikamenten Tecentriq (Krebsimmuntherapie), Hemlibra (Bluterkrankheit) und Ocrevus (multiple Sklerose) sowie nach unseren molekularen Tests erzielten wir dennoch währungs­ bereinigt einen leichten Anstieg der Verkäufe um 1% auf 58,3 Milliarden Franken**. Der Konzerngewinn (IFRS) stieg um 17% (7% in CHF) auf 15,1 Milliarden Franken, was hauptsächlich auf geringere Goodwill-­ Wertberichtigungen gegenüber dem Vorjahr zurückzuführen ist. Aufgrund des ansprechenden­ Gesamtergebnisses sowie der hervorragenden Perspektiven beantragen wir Ihnen eine weitere Erhöhung der Dividende auf 9,10 Franken je

Titel. Ihre Zustimmung vorausgesetzt, ist dies die 34. Erhöhung in Folge.

Ein wesentlicher Grund für unsere Zuversicht sind die beeindruckenden Fortschritte in unserer Produkte-­Pipeline. Im vergangenen Jahr erhielten wir Zulassungen für vier neue Medikamente, und wir haben mit 19 neuen Wirkstoffen soviele wie nie zuvor in Zulassungsstudien oder zur Zulassung eingereicht. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle zwei Neuzulassungen zur Behandlung von seltenen

**  Soweit nicht anders angegeben, sind alle Wachstumsraten zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2019).

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Krankheiten: Evrysdi gegen die erblich bedingte Muskelschwäche SMA und Enspryng, ein wichtiger Meilenstein in der Behandlung einer Erbkrankheit, bei der das körpereigene Immunsystem die Nervenzellen angreift.

Wir können darauf vertrauen, dass die Corona-Krise vorübergehen wird, aber es gibt viele schwere Krankheiten, gegen die Roche kämpft, die bleiben. In den fast 125 Jahren ihres Bestehens hat sich Roche immer wieder neu erfunden, um Chancen wahrzunehmen. Auch dank unserem voraus- schauenden Engagement in der Digitalisierung

ist Ihr Unternehmen für die Zukunft hervorragend aufgestellt, um - weit über Corona hinaus - mit wissenschaftlichen Spitzenleistungen medizinische Durchbrüche zu erzielen. Dazu werden wir unsere

bereits rekordhohen Investitionen in Forschung und Entwicklung weiter steigern.

Ich danke all unseren Mitarbeitenden für das ausser- ordentlich grosse Engagement in herausfordernden Zeiten, unseren Partnern für die sehr geschätzte Zusammenarbeit und Ihnen, verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr Vertrauen in und Ihre Treue zu unserem Unternehmen.

Dr. Christoph Franz

Verwaltungsratspräsident

Christoph Franz während eines Besuchs bei Roche Diagnostics, Penzberg, Deutschland. In Gesprächen mit Mitarbeitenden informiert er sich vor Ort über die Herausforderungen und die Beiträge bei F+E, Produktion und Logistik im Zusammenhang mit den SARS-CoV-2-Tests.

Aktionärsbrief des Verwaltungsratspräsidenten  |  Roche  41

«Ich bin sehr stolz darauf, was unsere Mitarbeitenden in dieser schwierigen Situation leisten. Denn eines ist klar:

Keine der schweren oder lebensbedrohli­ chen Krankheiten verschwindet einfach, nur weil es ein neues Virus gibt.»

Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident

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S. Schwan

B. Anderson

T. Schinecker

A. Hippe

C. A. Wilbur

A. Regev

W. Pao

J. H. Sabry

B. Schädler

C. Böckstiegel

Die Konzernleitung per 31. Dezember 2020.   

Dr. Severin Schwan (1967), CEO der Roche-Gruppe  |  Bill Anderson (1966), CEO Roche Pharma  |  Dr. Thomas Schinecker (1975), CEO Roche Diagnostics  | 

Dr. Alan Hippe (1967), Chief Financial und Information Officer  |  Cristina A. Wilbur (1967), Chief People Officer  |  Dr. Aviv Regev* (1971), Leiterin Genentech Forschung und Frühe Entwicklung (gRED)  |  Dr. William Pao* (1967), Leiter Roche Pharma Forschung und Frühe Entwicklung (pRED)  |  Dr. James H. Sabry* (1958), Globaler Leiter Pharma Partnering  |  Barbara Schädler* (1962), Leiterin Group Communications  |  Claudia Böckstiegel* (1964), General Counsel

*  Mitglied der Erweiterten Konzernleitung

Interview mit dem CEO der Roche-Gruppe  |  Roche  43

Herr Schwan, wurden Sie vom Ausbruch der Coronavirus-Pandemie überrascht?

Ja, auch mich hat überrascht, wie die Pandemie sozusagen «über Nacht» eine derartige Dimension annehmen konnte. Dabei sind Pandemien eigentlich nichts Neues. Viele vor uns mussten solch' schwierige Phasen überstehen - und Corona wird leider auch nicht die letzte Pandemie sein.

Wie hat sich Roche geschlagen?

Ich bin sehr beeindruckt, wie unsere Leute mit dieser Krise umgegangen sind! Unsere Tests wurden in Rekordzeit entwickelt, wir haben die Produktion hochgefahren, viele Teams arbeiten rund um die Uhr. Neben dem grossen Engagement sehe ich auch tiefgreifende Veränderungen bei unserer Arbeits- weise. Wir alle sind agiler und mutiger geworden.

Wir sehen auch, wie gut unsere dezentralen Entscheidungsstrukturen funktionieren. Dadurch waren und sind wir in der Lage, so schnell zu agieren.

Agiler und mutiger - wie meinen Sie das? Ein Beispiel: Es ist mir persönlich, aber auch unseren Mitarbeitenden selbst, seit einigen Jahren ein Anliegen, die Eigenverantwortung des Einzelnen zu stärken. Das ist nicht so einfach in grossen, komplexen Organisationen wie Roche.

Der gemeinsame Kampf gegen Corona hat diesen Prozess beschleunigt. Beinahe täglich bekomme ich mit, wie Mitarbeitende einfach loslegen und ihre Ideen in die Tat umsetzen, ohne lange auf ein Okay von «oben» zu warten. Wie kleine «Start-ups». Das finde ich fantastisch. Auch in der externen Zusammenarbeit beschreiten wir komplett neue Wege. Roche verändert sich gerade nachhaltig.

Was ist bei der externen Zusammenarbeit neu? Noch nie ist so schnell und so transparent Wissen geteilt worden - unter anderem im Austausch mit den Zulassungsbehörden. Was früher Monate oder Jahre benötigte, geschieht jetzt innerhalb von Wochen oder gar Tagen.

Diese Schnelligkeit, dieses Vertrauen wünschen wir uns auch für die «Nach-Corona-Zeit», damit auch dann Millionen Menschen davon profitieren können.

Auch innerhalb der Industrie wird «Kooperation» auf einmal grossgeschrieben, Konkurrenten rau­ fen sich im Kampf gegen COVID-19 zusammen...

Die Kooperation zwischen Firmen oder auch mit Universitäten oder Forschungszentren ist nicht neu. Roche gilt hier als Pionier und sehr geschätzter Partner. Neu ist hingegen das Ausmass weltweit: in der Entwicklung, im Datenaustausch, in der Produktion. Das habe ich so noch nie erlebt.

Was hat zu diesem plötzlichen Schulterschluss geführt?

Die zeitliche Dringlichkeit für eine medizinische Lösung und die Einsicht, dass wir gemeinsam deutlich schneller aus dieser Krise herauskommen werden.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Für Antikörpertherapien gegen COVID-19 bestehen weltweit nur sehr begrenzte Produktionskapazitäten, und es wird dauern, bis diese erweitert werden können. Roche, als weltweit führendes Biotech-­Unternehmen, bietet hier die Hand. So haben wir uns konkret mit dem Unternehmen Regeneron zusammengetan,­ um deren Antikörpertherapie gemeinsam zu produzieren und Patienten weltweit zur Verfügung zu stellen.

Kooperationen in Forschung, Entwicklung, Produktion - wo sonst setzt Roche auf Partnerschaften?

Eigentlich überall! Gemeinsam schafft man tatsäch­ lich mehr - beispielsweise, wenn es darum geht, weltweit Zugang zu unseren Medikamenten und Diagnostika zu ermöglichen. Das war gerade 2020 ein wichtiges Thema: Wie stellen wir sicher, dass unsere Corona-Tests dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden? Solch eine Mammut- aufgabe ist allein nicht zu stemmen.

Oder beim Klimaschutz. Hier wollen wir unsere Umweltbelastung in den kommenden zehn Jahren um die Hälfte reduzieren. Wir schauen uns auch den «ökologischen Fussabdruck» unserer Produkte in der gesamten Wertschöpfungs- und Lieferkette an. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Geschäfts­ partnern zusammen. In diesem Zusammenhang freut mich natürlich sehr, dass wir 2020 erneut - bereits zum elften Mal - in den Dow Jones Sustainability Indices als weltweit nachhaltigstes Gesundheits- unternehmen ausgezeichnet wurden.

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COVID-19 stellt die Welt auf den Kopf. Das hat zur Folge, dass der Kampf gegen andere Krankheiten ins Stocken gerät - wie gegen Antibiotikaresistenzen. Wie sehen Sie das? Leider ja, denn wenn es etwas gibt, was die Welt aus dieser Pandemie gelernt haben sollte, dann die Erkenntnis, dass vorbereitet zu sein, Menschenleben retten kann und langfristig kostengünstiger ist. Arzneimittelresistente Bakterien fordern jedes Jahr 700 000 Todesopfer, Tendenz steigend. Eine grosse Bedrohung, und doch wird hier viel zu wenig getan. Wir sind eine der wenigen Firmen, die noch im Bereich Infektionskrankheiten tätig sind, und dies, obwohl es kaum wirtschaftliche Anreize gibt, hier zu investieren. Das muss sich ändern.

Was genau muss sich ändern?

Antibiotika haben die Medizin des 20. Jahrhunderts revolutioniert. Heute, fast 100 Jahre nach Entdeckung des Penicillins, stehen uns zahlreiche

Mit einer Live-Projektion auf ihren Bau 1 in Basel sagte Roche ein grosses Dankeschön an alle, die ihren Teil dazu beitragen, in dieser Zeit der COVID-19-Krise zu helfen.

Antibiotika zur Verfügung. Nur müssen diese mit Bedacht eingesetzt werden - vor allem die neueren, sogenannten «Reserve-­Antibiotika». Sie sollten aus medizinischen Gründen nur dann verwendet werden, wenn die bestehenden Antibiotika versagen. Aus einem einfachen Grund: Je weniger «Reserve-­ Antibiotika» zum Einsatz kommen, desto kleiner das Risiko, dass die Bakterien erneut resistent werden.

Im Ergebnis sind die verkauften Mengen aber sehr gering, das muss sich auch in der Vergütung widerspiegeln - sonst zahlen sich die Investitionen in Forschung und Entwicklung schlicht nicht aus.

Einmal wird die Pandemie vorbei sein. Welche Folgen wird sie für Roche haben?

Die Pandemie hat den Wert der Diagnostik und der Digitalisierung überdeutlich gemacht. Die Diagnostik wird einen Schub bekommen; und wir werden unser Geschäft mit digitalen Gesundheitsangeboten weiter gezielt ausbauen. Das ist die Zukunft - für uns, und für die Gesundheitssysteme.

Mal angenommen, diese Zukunft wäre schon Realität - was wäre dann anders gelaufen? Stellen Sie sich vor, die Behandlungen der ver­ gangenen Monate und die dabei gewonnenen Daten wären systematisch elektronisch erfasst worden, und wir könnten diesen immensen - natürlich anonymisierten - «Datenschatz» laufend auswerten, analysieren. Dann würden wir viel besser und schneller erkennen, wie Patienten auf die verschie- denen Therapien ansprechen - die Forschung und Entwicklung von COVID-19-Medikamenten wäre wesentlich weiter.

Diese sogenannten Real-World-Daten, also Patien- tendaten aus der klinischen Routine, sind für mich das nächste grosse Thema in der Medizin. Solche Daten wären nicht nur bei COVID-19, sondern auch bei vielen anderen Krankheiten immens wertvoll.

Und was wird für Sie persönlich «hängen bleiben»?

Der Lockdown hat uns Zeit gegeben, darüber nachzudenken, was uns im Leben wirklich wichtig ist. Familie, Freunde, die eigene Gesundheit - aber auch die Solidarität mit anderen in schwierigen Zeiten. Die Krise hat uns gezeigt, wie sehr wir einander brauchen - und dass wir gemeinsam stärker sind.

Interview mit dem CEO der Roche-Gruppe  |  Roche  45

«Ich bin sehr beeindruckt von der Art und Weise, wie alle mit dieser Krise umgegangen sind! Wir sind agiler und mutiger geworden.»

Severin Schwan, CEO der Roche-Gruppe

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«Menschen sind mehr denn je darauf angewiesen, dass wir innovative Medikamente für viele Krankheiten bereitstellen.»

Bill Anderson, CEO Roche Pharma

Zu Beginn der Pandemie wusste man sehr wenig über das neue Coronavirus und die Krankheit, die es verursacht. Ich bin unseren Mitarbeitenden auf der ganzen Welt sehr dankbar, dass sie sich der Pandemie entgegenstellen. Sie widmen sich medizinischen Fragen rund um COVID-19, ohne die Patientenversorgung in den übrigen Therapie­ bereichen zu vernachlässigen.

Roche ist in dieser Krise mehr denn je gefordert: Wir müssen innovative Medikamente für verschiedene Therapiebereiche bereitstellen, unvorhergesehene Hürden in der Lieferkette und Logistik überwinden und helfen, den Anforderungen der Pandemie gerecht zu werden. Die Situation führt uns vor Augen, wie wichtig fundierte klinische Studien sind, um einige der drängenden wissenschaftlichen Fragen zu beantworten. Ausserdem zeigt sie die grosse Bedeutung von zuverlässigen Gesundheitssystemen. Die Krise motiviert alle im Gesundheitswesen, noch schneller und effizienter zu arbeiten und stärker zu kooperieren.

Fürsorglich und mitfühlend füreinander da zu sein, ist nicht nur während eines Lockdowns das Gebot der Stunde. Es gilt immer.

Perspektiven der Konzernleitung  |  Roche  47

Die COVID-19-Pandemie zeigt uns deutlich, wie bedeutend diagnostische Tests sind. Roche Diagnostics war 2020 unter den Vorreitern im Kampf gegen diese globale Bedrohung der Gesundheit.

Wir haben in Rekordzeit ein umfangreiches Test- portfolio für diese neue Viruserkrankung entwickelt und unsere Produktionskapazitäten stark ausgebaut. Jetzt produzieren wir jeden Monat Millionen von Tests, die helfen, die Ausbreitung des Virus einzu- dämmen und die Gesundheitssysteme zu entlasten. Gleichzeitig haben wir 2020 wichtige neue Tests und Lösungen in Bereichen wie Krebs, HIV und Frauengesundheit bereitgestellt.

Die grossen Herausforderungen des Jahres

2020 haben aussergewöhnliche Massnahmen verlangt. Ich bin daher sehr stolz auf den Einsatz und das Durchhaltevermögen unserer gesamten Organisation. Unsere agile, offene und kollaborative Einstellung hilft uns, die Herausforderungen im Gesundheitswesen­ anzupacken und das Richtige für unsere Patienten und Kunden zu tun.

«Wir produzieren jeden Monat Millionen von Tests, um die Pandemie einzudämmen und die Gesundheitssysteme zu entlasten.»

Thomas Schinecker, CEO Roche Diagnostics

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«Mit unserer Finanz-,Beschaffungs- und IT-Expertise konnten wir Roche auch in unsicheren Zeiten auf Kurs halten.»

Alan Hippe, Chief Financial und Information Officer

Während die Pandemie-bedingte Unsicherheit wuchs, haben die Finanz-, Beschaffungs- und IT-Organisatio- nen das Unternehmen kompetent unterstützt. Roche Finance hat in Rekordzeit Informationen bereitgestellt und Transparenz geschaffen, damit erforderliche Finanzmittel weiter zur Verfügung standen, um die Business Continuity zu wahren, die Umsetzung der F+E-Pipeline sicherzustellen und die langfristigen Forschungsinvestitionen aufrechtzuerhalten.

Unsere Teams im Beschaffungswesen arbeiteten in vielen geschäftskritischen Fragen eng mit den Lieferanten zusammen, u. a. bei der Auftragsvergabe für COVID-19-­bezogene Studien für Actemra/ RoActemra und bei der kurzfristigen Beschaffung von Blutproben, die für die Entwicklung des COVID-19-­Antikörpertests unerlässlich waren.

Dank unserer IT-Expertise blieben unsere Geschäftssysteme funktionsfähig, und wir waren vernetzt. Als COVID-19 auftrat, haben mehr als 95% unserer mehr als 100 000 Mitarbeitenden quasi über Nacht von zuhause aus gearbeitet. Wir haben gut abgeschnitten: dank unserer Platform-as-a-Service-­ Strategie, gezielten Investitionen in Infrastruktur und engagierten Menschen auf der ganzen Welt! Ich bin unglaublich dankbar und stolz auf alle drei Bereiche!

Perspektiven der Konzernleitung  |  Roche  49

Angesichts des unberechenbaren und immer schnelleren Wandels führen wir seit einigen Jahren neue, agilere Arbeitsweisen ein.

Zentral ist dabei eine Einstellung: nämlich jede Situation und Herausforderung als Chance zu sehen, um noch mehr für Betroffene und alle Anspruchs- gruppen zu leisten. So unterstützen Führungskräfte bei Roche ihre Mitarbeitenden dabei, kreativer

und selbstbestimmter zu arbeiten, sich stärker zu vernetzen und sich mehr an Kompetenzen und Ergebnissen zu orientieren als an Hierarchien und traditionellen Paradigmen. Dieser neue Ansatz hat sich gerade 2020 als sehr wirkungsvoll erwiesen.

Niemand konnte vorausahnen, wie tiefgreifend dieses Jahr unser Leben verändern würde. Unsere Mitarbeitenden haben auf beeindruckende Weise reagiert und das scheinbar Unmögliche möglich gemacht.

Ich bin sehr stolz auf alle Kolleginnen und Kollegen, unsere Unternehmenskultur und die Entschlossen- heit, mit der wir unser Leitbild umsetzen.

«Unsere neuen, agileren Arbeitsweisen haben sich 2020 als sehr wirkungsvoll erwiesen.»

Cris Wilbur, Chief People Officer

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«Wir haben Studien zu COVID-19 nach wenigen Wochen anstelle mehrerer Monate Vorlaufzeit begonnen.»

Aviv Regev, Leiterin Genentech Forschung und Frühe Entwicklung (gRED)

Bereits bevor ich im August neu zu gRED kam, waren die Mitarbeitenden dabei, alles Menschen- mögliche zur Bekämpfung der Pandemie zu tun. Inzwischen haben wir gelernt, dass es bei COVID-19 mehrere Krankheitsphasen gibt, für die jeweils gezielte Therapien infrage kommen können. gRED hat die frühe Entwicklung von Wirkstoffen angestossen und mehrere Studien zu COVID-19 mit bestehenden Medikamenten von Roche gestartet. Dies ist uns ohne Einbussen der wissenschaftlichen Qualität in wenigen Wochen gelungen, obwohl solche Studien sonst Monate Vorlauf benötigen.

In der COVASTIL-Studie wird z. B. geprüft, ob man eine weitere Schädigung des Lungengewebes durch COVID-19 vermeiden und die Genesung der Betroffenen beschleunigen kann.

Ich freue mich darauf, unsere bahnbrechenden wissenschaftlichen Aktivitäten zum Wohle schwerkranker Menschen in Zusammenarbeit mit vielen grossartigen Kolleginnen und Kollegen und im Rahmen von Partnerschaften voranbringen zu können.

Perspektiven der Konzernleitung  |  Roche  51

Über die Bemühungen hinaus, die Gesundheit und die Sicherheit der Mitarbeitenden von pRED zu gewährleisten, hat sich unsere Organisation darauf konzentriert, Patientinnen und Patienten in den lau- fenden Studien zu schützen. Zudem war es unser Ziel, unvermindert an unseren Forschungs- und klinischen Portfolios weiterzuarbeiten, weiterhin nach Chancen ausserhalb des Unternehmens zu suchen und den ethischen Umgang mit Tieren sicherzustellen.

Der Kampf gegen COVID-19 war eine weitere Priorität. Fachleute aus ganz pRED haben sich in internationalen Forschungsallianzen engagiert. Viele Mitarbeitende von pRED haben die Studien für Actemra/RoActemra und die wissenschaftliche Bewertung externer Partnerschaften vorange- trieben, wie z. B. der Kooperation mit Regeneron. Andere haben Roche Diagnostics bei der möglichst schnellen Einführung von COVID-19-Tests unter- stützt, zudem haben wir Krankenhäuser mit dringend benötigtem Laborbedarf versorgt oder Betroffenen Zugang zu Actemra/RoActemra ermöglicht.

Ich danke allen Mitarbeitenden von pRED, dass sie derart über sich hinausgewachsen sind. Sie haben unser Leitbild nicht nur für Patientinnen und Patienten, sondern für die ganze Menschheit umgesetzt. Das macht mich sehr stolz.

«Unser Fokus war, dass der Schwung, mit dem wir unser Forschungs- und das klinische Portfolio vorantreiben, keinesfalls nachlässt.»

William Pao, Leiter Roche Pharma Forschung und Frühe Entwicklung (pRED)

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«Ich bin überzeugt, dass diese Pandemie unsere Beziehungen zu den Anspruchsgruppen der Branche stärkt.»

James Sabry, Globaler Leiter Pharma Partnering

Das Jahr 2020 hat deutlicher denn je gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit mit allen Anspruchs- gruppen ist: einerseits, um eine Pandemie wie COVID-19 erfolgreich zu bekämpfen, andererseits, um das Innovationstempo in anderen Therapie­ bereichen aufrechtzuerhalten.

Wir konnten in diesem Jahr 92 aussichtsreiche neue Kooperationen mit externen Partnern und Wissenschaftlern schliessen, davon 90% während der Pandemie­. Im Kampf gegen COVID-19 haben wir eng mit Konsortien und Behörden zusammen­ gearbeitet und unsere breite Expertise eingebracht, um die Entwicklung neuer Therapien zu beschleuni- gen. Zudem wurden neue Partnerschaften mit Gilead, Regeneron und Atea Pharmaceuticals geschlossen, in denen wir neue Moleküle zur Behandlung und Vorbeugung von COVID-19 entwickeln, herstellen und vertreiben wollen.

Ich bin überzeugt, dass diese Pandemie unsere Beziehungen zu den Anspruchsgruppen der Branche stärkt, um jetzt und auch in Zukunft die besten Therapien für Patientinnen und Patienten hervor­ zubringen.

Perspektiven der Konzernleitung  |  Roche  53

Ich war überrascht, mit welcher Wucht und Unerbittlichkeit uns diese Krise getroffen hat. Die Pandemie verändert alle Bereiche unseres Lebens, von Reisen über unsere Geschäftstätigkeit bis hin zum zwischenmenschlichen Miteinander.

Neben der Wahrung der Business Continuity hatte Communications alle Hände voll zu tun, um die Corona-­bedingten Veränderungen weltweit zu begleiten und den reibungslosen Übergang in die und aus den Lockdowns zu unterstützen. Zudem haben wir die Kommunikation rund um Einführungen von SARS-CoV-2-Tests, klinische Studien sowie andere Erfolge von Roche begleitet.

Mich hat besonders gefreut, mit welcher Leiden- schaft die Mitarbeitenden unsere Mission umsetzen, die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern und zum Gemeinwohl bei­ zutragen. Solidarität war in diesem Jahr der Extreme entscheidend, um das Vertrauen zu stärken, das uns Betroffene, Partner und die Gesellschaft insgesamt entgegenbringen. Wir sind #StrongerTogether.

«Mich freut vor allem, mit welcher Leidenschaft die Mitarbeitenden unsere Mission umsetzen.»

Barbara Schädler, Leiterin Group Communications

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«Wir sind seit jeher darauf bedacht, die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiten­ den zu schützen und die Business Continuity zu wahren.»

Claudia Böckstiegel, General Counsel

Ich habe meine Tätigkeit als General Counsel angetreten, als die Schweiz gerade in den Lockdown ging. Ich musste mich daher auf rechtliche Fragen rund um die Massnahmen zur Wahrung der Business Continuity konzentrieren.

Roche ist seit jeher auf die Sicherheit und Gesund- heit der Mitarbeitenden bedacht. Ob sie nun zu Hause arbeiten oder vor Ort in geschäftskritischen Funktionen, um die kontinuierliche Herstellung von Medikamenten und Diagnostika sicherzustellen.

Dank unserer Expertise im Bereich Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz konnten wir Patientinnen und Patienten lückenlos mit dringend benötigten Medikamenten versorgen. Wir verfügten zum Glück über Pandemiepläne, doch auf vieles kann man sich gar nicht vorbereiten. Das Ausmass der Krise hat allen Beteiligten das Äusserste abverlangt.

Ich möchte daher allen von ganzem Herzen für ihren unermüdlichen Einsatz danken − meinen Teams genauso wie allen anderen Mitarbeitenden von Roche.

Perspektiven der Konzernleitung  |  Roche  55

125 Jahre Roche feiern

Leben steht im Mittelpunkt all unserer Aktivitäten. Jeden Tag setzen unsere Mitarbeitenden und Partner unsere wissenschaftliche Expertise dafür ein, innovative Diagnostika und bahnbrechende­ Medikamente zu entwickeln, die das Leben zahlreicher Menschen weltweit verbessern. Dies ist sowohl unser bisheriges Vermächtnis als auch unser Versprechen an künftige Generationen.

Wenn wir 2021 feiern, wo wir waren, was wir tun und wohin wir gehen, feiern wir in Wirklichkeit das Leben. Das Leben - in seiner Schönheit und Komplexität als Momente, die erlebt, geteilt und erinnert werden müssen, als Möglichkeiten jenseits des Horizonts. Leben - von der Wissenschaft von Verzweiflung zu Hoffnung gewandelt.

2021 feiern wir das Leben.

BERICHTERSTATTUNG UND STRATEGIE

Berichterstattung und Strategie  |  Roche  57

Eine transparente Berichterstattung, die Zusammenarbeit mit unseren Stakeholdern und unser Fokus auf die Entwicklung neuer Medikamente und Diagnostika sind Kernbestandteile unseres Geschäftsansatzes.

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Thema mit hoher Bedeutung­

·  Personalisierte Medizin

Unser Ansatz der Berichterstattung

Wir verpflichten uns zu transparenter Berichterstattung und messen unseren ökonomischen, sozialen und ökologischen Erfolgen denselben Stellenwert bei wie unserem finanziellen Erfolg.

Berichtszeitraum und -umfang

Unsere finanzielle und nichtfinanzielle Berichterstat- tung besteht aus dem eigentlichen Geschäftsbericht, dem Finanzbericht und dem Online-Geschäftsbericht. Sie beinhaltet die Jahresrechnung, die konsolidierte Konzernrechnung sowie nichtfinanzielle Leistungs- indikatoren. Unsere Berichterstattung erstreckt sich auf alle Regionen und Divisionen für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2020. Der finan- zielle Berichtsumfang ist in unserem Finanzbericht beschrieben und hat sich im Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 2019 nicht wesentlich verändert.

GRI-Standards und Materialität

Wir orientieren uns seit dem Jahr 2014 an den GRI-­G4-Richtlinien (Global Reporting Initiative) und befolgen seit dem Berichtsjahr 2017 die GRI-Standards. Basierend auf diesen Regelwerken berichten wir über die wesentlichen ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswir- kungen unserer Aktivitäten. Im Einklang mit den GRI-Standards haben wir im Jahr 2014 auf Konzern- ebene die erste Materialitätsanalyse durchgeführt, 2018/19 folgte eine zweite mit Rückmeldungen von mehr als 600 Akteuren. Die Ergebnisse sind auf den Seiten 60 und 61 dieses Berichts dargestellt und zudem auf unserer Internetseite publiziert (Link siehe Seite 60).

Risikomanagement

Unsere Richtlinien für das Risikomanagement bilden den Rahmen für die Identifizierung, Analyse, Behand- lung und Kommunikation interner und externer Risiken und Chancen. Ein konzernweiter Risikobericht, der alle materiellen Risiken und Chancen behandelt,

wird jährlich mit der Konzernleitung erörtert und vom Verwaltungsrat geprüft. Die Effektivität des Risikomanagement-Prozesses des Konzerns wird vom Group Risk Advisory Team überwacht, während der Gesamtprozess vom Prüfungsausschuss des Verwal- tungsrats und bei Bedarf von externen Gutachtern überprüft wird. Unser Risikomanagement ist konzern- weit verankert: Die Divisionen Pharma und Diagnostics sowie die globalen Funktionen führen mindestens einmal im Jahr eine formale Risikobewertung­ durch und müssen geeignete Risikomanagement-­Pläne für ihre grössten Risiken entwickeln.

Siehe Risikomanagement in «Corporate Governance»,

Seite 118.

Jährlich ermitteln wir langfristige Nachhaltigkeits- trends mit den zugehörigen Risiken und Chancen und integrieren diese in den Risikomanagement-­Prozess des Konzerns. Neue Trends (und damit verbundene Risiken und Chancen) werden jährlich aus internen und externen Quellen identifiziert­. Auf dieser Grund- lage werden vom Corporate Sustain­ability­ Committee die wichtigsten Nachhaltigkeitstrends­ bestimmt.

Als bedeutend wurden die Entwicklung von Gesund- heitssystemen und der Anstieg chronischer und Infektionskrankheiten ermittelt.

UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung

Im Einklang mit unserer Unternehmensstrategie setzen wir uns für die Ziele für nachhaltige Ent- wicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen (UN) ein. Wir fördern mehrere dieser Ziele und begrüssen es, dass ein eigenes Ziel zum Thema Gesundheit (SDG 3) formuliert wurde.

Geschäftsbericht 2020:  ar20.roche.com |  roche.com/ar20d.pdf |  roche.com/fb20d.pdf

Risikomanagement:  roche.com/de/risk-management|  Wichtigste Leistungsindikatoren:  roche.com/de/performance

Berichterstattung und Strategie  |  Roche  59

Dieses Ziel steht in engem Zusammenhang mit der Schaffung einer allgemeinen Gesundheitsversor­ gung, die ihrerseits eng verknüpft ist mit einem bes­ seren Zugang zu unentbehrlichen Medikamenten und Diagnostika. Dies entspricht unserer Vision, das Leben von Patientinnen und Patienten zu retten und zu verbessern. Seit dem Jahr 2016 sind die UN SDGs ein fester Bestandteil unserer jährlichen Berichterstattung. Beispiele für unseren Beitrag zu diesen Zielen finden sich auf unserer Internetseite zu den UN SDGs (Link siehe Seite 60) und sind unseren wesentlichen Themen zugeordnet (Seite 61).

Externe Prüfung

Unsere nichtfinanzielle Berichterstattung wurde von PricewaterhouseCoopers AG (PwC) unabhängig geprüft. PwC konzentrierte sich auf unsere Prozesse der Materialitätsanalyse und die Gestaltung des Prozesses zur Identifikation der Nachhaltigkeits­ risiken und -chancen sowie auf die Bereiche Sicher- heit, Gesundheits- und Umweltschutz, Mitarbeitende und Zuwendungen. Seit 2019 wurden infolge ver- stärkter Kontrollen und Überprüfungen sowie des Berichtswesens­ die finanziellen Unterstützungen, Spenden und Sponsorenbeiträge an Einrichtungen des Gesundheitswesens und Patientenorganisa­­ tionen durch PwC in einer betriebswirtschaftlichen­ Prüfung zur Erlangung einer hinreichenden Sicher- heit geprüft. Die Daten werden auf der Webseite zu den wichtigsten Leistungsindikatoren der nichtfinanziellen Berichterstattung veröffentlicht, einschliesslich des PwC-Assurance-­Berichts.

Nachhaltigkeitstrends

Entwicklung des Gesundheitswesens

Das Gesundheitswesen entwickelt sich hin zu einem kontinu­ ierlichen Ansatz, der Prävention, Behandlung und Heilung ein- schliesst und eine Palette von Produkten und Dienstleistungen anbietet. Damit kann die Bereitstellung wirklich integrierter und personalisierter Behandlungen beschleunigt werden.

Wir haben den Navify Symptom Tracker eingeführt, der ein Monitoring der COVID-19-Symptome ermöglicht. Darüber hinaus entwickeln wir cloudfähige Lösungen zur Unterstützung digitaler Gesundheits-Ökosysteme und mobile Apps für Betrof- fene und Fachkräfte, wie die mySugr-App zum Management von Diabetes. Die mit neuen digitalen Ansätzen verbundenen Risiken und Chancen werden durch den Risikomanagement-­ Prozess der Gruppe bewertet und verwaltet.

Steigende chronische und Infektionskrankheiten Chronische Erkrankungen setzen Gesundheitssysteme stark unter Druck, führen zu steigenden Kosten und bedrohen die Fortschritte bei Lebenserwartung und -qualität. Zudem nehmen Infektionskrankheiten zu. Die COVID-19-Pandemie hat die erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Pandemien gezeigt. Sie hat auch die Notwendigkeit verstärkt, für die Entwicklung neuer Medikamente und/oder innovativer Produkte enger mit globalen Institutionen, Regierungen und anderen Partnern zusammenzuarbeiten. Sie hat uns ermutigt, neue Ansätze zu erforschen, um zum Beispiel den Prozess der Arzneimittelentwicklung zu beschleunigen.

Siehe «Bericht des unabhängigen Wirtschafts­ prüfers», Seite 168.

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Materialitätsanalyse und Dialog

mit Anspruchsgruppen

Ein enger Dialog mit unseren Anspruchsgruppen ist entscheidend, um ihre Erwartungen zu verstehen und Vertrauen aufzubauen. Wenn wir ihre Rückmeldungen in unsere Strategie und tägliche Arbeit einbinden, können wir zusammen gemeinsame Herausforderungen angehen und langfristige Lösungen finden.

In den Jahren 2018/19 haben wir auf Konzernebene eine Materialitätsanalyse mit unseren wichtigsten Anspruchsgruppen durchgeführt. Ziel war es, die für Roche und ihre Anspruchsgruppen sowie für die Gesellschaft insgesamt relevantesten Themen zu ermitteln, damit wir nachhaltige Werte schaffen können. Die Analyse basierte auf der ersten Untersuchung im Jahr 2014 und wurde zusätzlich um eine externe Perspektive erweitert. So sollte berücksichtigt werden, welche Themen und Trends unseren Anspruchsgruppen wichtig sind.

Unser Ansatz

Unsere Materialitätsanalyse ist mit dem Risikomanagement-Prozess des Konzerns verbunden und wurde von folgenden Funktionen gemeinsam entwickelt:­ Risk Advisory, Human Resources, Investor Relations, Compliance, Finanzen, Sicher­ heit, Gesundheits- und Umweltschutz sowie Kommunikation­.

Zunächst wurden aus den Ergebnissen des Risikomanagement-Prozesses die wichtigsten neuen Trends für Roche identifiziert. Anschliessend führten wir qualitative Interviews mit mehr als 30 Experten durch, die folgende Anspruchsgruppen repräsentier­ ten: Patientenorganisationen, globale Institutionen,

Wettbewerber, Lieferanten, Forschungsorgani­ sationen, Universitäten und Investoren. In einer Online-Umfrage wurden zudem über 600 externe und interne Fachleute gefragt, was die dringlichsten Themen für Roche in den nächsten drei bis fünf Jahren sind.

In einer zusammenführenden Analyse wurden schliesslich 19 Themen identifiziert, die aus Sicht von Roche und unseren Anspruchsgruppen besonders bedeutend sind. Diese haben wir mit unseren aktuellen Zielen abgeglichen, um unsere Leistungen mit definierten Kennzahlen zu messen.

Die Ergebnisse der Materialitätsanalyse wurden anschliessend den jeweils zuständigen internen Funktionen vorgelegt. Die materiellen Themen­ felder haben auch dazu beigetragen, unsere neuen Konzern- sowie Nachhaltigkeitsziele und Prioritäten für die Kommunikation ab dem Jahr 2020 festzulegen­. Weiterhin flossen die Resultate der Materialitätsanalyse­ in den Risikomanagement-­ Prozess 2020 ein.

Das Vorgehen und die Ergebnisse der Materialitäts­ analyse wurden vom Corporate Sustainability Committee bestätigt.

Materialität:roche.com/materiality  |Kennzahlen:roche.com/de/performance  |Beitrag zu den UN SDGs:roche.com/de/un-sdgs

Materialität  |  Roche  61

Unsere 19 Themen mit hoher Bedeutung

Wir wollen nachhaltige Werte für alle Anspruchsgruppen schaffen, indem wir die folgenden Themen angehen:

Beitrag zu

Unsere Verpflichtung

Unsere Leistung

Unsere Themen mit hoher Bedeutung

UN SDGs

Innovationen für Patientin-

•  28,9 Millionen Patientinnen und Patienten

•  Nachhaltige Gesundheitssysteme

nen und Patienten schaffen

mit Medikamenten von Roche behandelt

•  Verfügbarkeit von Gesundheitsversorgung

Wir wollen Medikamente und

•  23,4 Milliarden Tests mit Produkten von

•  Erschwinglichkeit von Gesundheitsversorgung

Diagnostika entwickeln, die das Leben

Roche Diagnostics durchgeführt

•  Personalisierte Medizin

von Menschen verbessern, und einen

•  37 BTDs (breakthrough therapy designations)­

•  Daten aus der medizinischen Praxis

schnellen, breiten und nachhaltigen

seit 2013 von FDA gewährt

•  Patientenperspektive

Zugang zu unseren Produkten

•  32 Medikamente von Roche auf der WHO-Liste

•  F+E-Effizienz

ermöglichen.

der unentbehrlichen Medikamente

•  Alternde Gesellschaft

•  Produktsicherheit

•  Produktqualität

Ein vertrauenswürdiger

•  131 neue Partnerschaften von Pharma

•  Menschenrechte

Partner sein

und Diagnostics geschlossen

•  Ethik und Transparenz

Wir wollen langfristige Beziehungen

• 30% wichtiger Lieferanten auditiert

•  Compliance

zum gegenseitigen Nutzen

•  Produktsicherheit

mit unseren Partnern aufbauen.

•  Produktqualität

•  Cyber-Sicherheit

•  Datenschutz

•  Daten aus der medizinischen Praxis

Ein gutes Arbeitsumfeld

•  32% Frauenanteil in Schlüsselpositionen

•  Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden

bieten

•  68% Mitarbeiterengagement

•  Agilität der Organisation

Wir wollen ein Arbeitsumfeld schaffen,

•  Alternde Gesellschaft

das unsere Mitarbeitenden motiviert,

ihre Karriere voranzutreiben und ihre

Stärken einzubringen.

Schutz der Umwelt Wir wollen die ökologischen Auswirkungen unserer Aktivitäten und unserer Produkte minimieren.

•  19% geringerer Energieverbrauch pro

•  Energieeffizienz

Mitarbeitenden seit dem Jahr 2015

•  Langfristige Ausrichtung

•  26% weniger allgemeine Abfälle pro

Mitarbeitenden seit dem Jahr 2015

Ein kontinuierliches Wachs-

•  +1%* Konzernverkäufe

•  Langfristige Ausrichtung

tum ermöglichen

•  +4% Kernbetriebsgewinn

Wir wollen kontinuierlich Werte für

•  21% der Verkäufe in F+E reinvestiert

unsere Anspruchsgruppen schaffen

und eine dauerhaft hohe Profitabilität

erreichen.

*  Alle Wachstumsraten sind zu konstanten Wechselkursen berechnet (CER; Durchschnittskurse 2019)

62

Unsere Strategie

Wir entwickeln Medikamente und Diagnostika und gewinnen aus Daten anwendbare Erkenntnisse. So tragen wir zum medizinischen Fortschritt bei und ermöglichen Patientinnen und Patienten ein längeres und besseres Leben.

Unser Geschäftsumfeld verändert sich erheblich. Die Komplexität in der Gesundheitsversorgung­ und stei­ gender Kostendruck stellen uns vor neue Herausfor­ derungen. Gleichzeitig bieten sich uns neue Chancen, etwa durch die grossen Fortschritte in den Lifescien­ ces und die Digitalisierung­ im Gesundheitswesen.

Angesichts dieser Dynamik ist der Fokus auf unser Leitbild Doing now what patients need next umso wichtiger. Seit fast 125 Jahren entwickeln wir innovative Diagnostika und Medikamente. Patien­ tinnen­ und Patienten stehen bei allem, was wir tun, seit jeher im Zentrum. Sie sind der Grund, warum wir täglich zur Arbeit kommen.

Was wir tun

Unser Fokus liegt auf einem Behandlungsansatz, bei dem wir die richtige Therapie für die entsprechenden Patientengruppen zum richtigen Zeitpunkt zum richti­ gen Wert bieten können. Wir kombinieren unsere Expertise in den Bereichen Pharma und Diagnostik mit Fortschritten in der Datenwissenschaft. Dies ermöglicht eine effektivere und effizientere Forschung und führt zu besseren Therapieentscheidungen.

In Zusammenarbeit mit Partnern stellen wir Lösungen bereit, die einen höheren medizinischen, gesundheit­ lichen und ökonomischen Nutzen bieten. Für einen breiteren Zugang kooperieren wir mit verschiedenen Anspruchsgruppen in den Gesundheitssystemen, um unsere Produkte allen, die sie benötigen, während der gesamten Behandlung zur Verfügung zu stellen. Wir konzentrieren uns auf verschreibungspflichtige­ Medikamente und auf In-vitro-Diagnostika und weiten unser Geschäft nicht auf Bereiche wie Generika, Biosimilars oder rezeptfreie Medikamente aus.

Wissenschaftliche Spitzenleistungen sind unsere Stärke. Wir zeichnen uns aus durch breit gefächerte

und profunde Kenntnisse der Biologie von Krank­ heiten, eine enge Verknüpfung unserer Expertise in Pharma und Diagnostik, vielfältige Forschungs­ methoden und eine langfristige Perspektive.

Wir sind bestrebt, für alle unsere Anspruchsgruppen Wert zu schaffen. Wir sind ein bevorzugter Partner und bringen grossen medizinischen Nutzen für Patientinnen und Patienten, Ärzteschaft und Kosten­ träger. Wir bieten ein attraktives Arbeitsumfeld für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, generieren einen nachhaltigen positiven Beitrag für die Gesellschaft und erzielen eine wettbewerbsfähige­ Rendite für unsere Investoren.

Wie wir arbeiten

Nur Menschen mit Integrität, Mut und Leidenschaft können etwas bewegen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagen mit Stolz: Wir sind Roche. Unser Führungsstil unterstützt Diversität und Inklusion und inspiriert somit Ergebnisse, die einen wirklichen Unterschied machen. Diverse Erfahrungen und Perspektiven, über die gesamte Organisation hinweg etabliert, fördern innovative Lösungen zum Nutzen der Betroffenen.

Unsere Arbeitsweise ermöglicht agile, netzwerkba­ sierte Antworten auf die sich immer schneller verän­ dernden Bedingungen mittels einer feinen Balance zwischen Stabilität, Schnelligkeit und Flexibilität.

Unser Set-up ist auf Innovation ausgerichtet. Eigen­ ständige Forschungs- und Entwicklungszentren sowie Allianzen mit mehr als 200 externen Partnern fördern unsere Forschungsvielfalt und Agilität. Dank unserer globalen Präsenz können wir Spitzenkräfte in den führenden Forschungszentren weltweit rekrutieren und dafür sorgen, dass unsere Lösungen die Menschen rasch erreichen.

Unsere Strategie  |  Roche  63

Was wir tun

Wie wir arbeiten

Unser Fokus

Unser Führungsstil

Die Behandlung auf

Inspiriert Ergebnisse

Patienten zuschneiden

von Bedeutung

Unsere Stärke

Unsere Arbeitsweise

Wissenschaftliche

Agil und in Netzwerken

Kompetenz

Unsere Leistung

Unser Set-up

Wert für Anspruchsgruppen

Auf Innovation

schaffen

ausgerichtet

MENSCHEN UNTERSTÜTZEN

Menschen unterstützen  |  Roche  65

Gegen COVID-19 und andere schwere Krankheiten: Entwicklung eines breiten Portfolios an Diagnostika und neuen Arzneimitteln - bei Roche und gemeinsam mit Partnern in der gesamten Branche.

66

Diagnostische Lösungen - Grundlage für Therapieentscheidungen

Zuverlässige Tests sind wichtig bei der Eindämmung der COVID-19-Pandemie

und der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten.

In der aktuellen Gesundheitskrise konnte die Division Diagnostics auf ihr starkes globales Netzwerk zurückgreifen und arbeitet stetig daran, die Produk- tionsmengen innerhalb des SARS-CoV-2-Portfolios zu erhöhen. Es wurden hohe Summen investiert, um zusätzliche Produktionskapazitäten für Tests und Instrumente zu schaffen.

Ab Februar 2020 begannen wir mit der Entwicklung eines ersten Corona-Tests, für den die FDA die Notfallzulassung (Emergency Use Authorization, EUA) erteilte. Im März wurde der bahnbrechende cobas SARS-CoV-2 Test eingeführt, der auf den weit verbreiteten Hochdurchsatzsystemen cobas 6800/8800 verwendet wird. Der molekulare Test basiert auf der PCR-Technologie. Er ist in den USA und ist auch in Ländern erhältlich, welche die CE-Kennzeichnung akzeptieren.

Weniger als zwei Monate später erteilte die FDA eine EUA für den Hochdurchsatz-Antikörpertest Elecsys Anti-SARS-CoV-2. Dieser serologische Test bietet eine Spezifizität von über 99,8% und eine Sensitivität von 100% (14 Tage nach der Bestätigung durch einen PCR-Test). Er hilft, die Immunantwort von Infizierten auf das Virus zu beurteilen. Darüber hinaus wurde im Mai die Plattform Viewics LabOPS COVID-19 zur Verbesserung der Laboreffizienz eingeführt.

Der im Juli lancierte SARS-CoV-2 Rapid Antibody Test dient zum qualitativen Nachweis von IgM- und/ oder IgG-Antikörpern gegen das Virus im Serum, Plasma oder Vollblut. Er zeigt, ob eine Person bereits

mit dem Virus infiziert wurde und infolgedessen Antikörper ausgebildet hat. Eingeführt wurde er in Zusammenarbeit mit SD Biosensor, Inc., Südkorea, mit der Roche eine globale Vertriebsvereinbarung unterzeichnet hat.

Im September wurde der Elecsys Anti-SARS-CoV-2 S Antikörpertest in Ländern eingeführt, welche die CE-Kennzeichnung akzeptieren. Im November erteilte die FDA eine EUA für diesen Test. Mit Elecsys Anti-SARS-CoV-2 S können Antikörper gegen das Spike-­Protein nachgewiesen bzw. nach einer Expo­ sition mit dem SARS-CoV-2 quantitativ gemessen werden. Weiterhin kann der Test eine wichtige Rolle zur Charakterisierung einer impfbedingten Immun- antwort spielen, da die Mehrzahl der aktuellen Impfstoffkandidaten und Impfstoffe darauf abzielt, eine Antikörperreaktion gegen das Spike-Protein des Virus auszulösen.

Im Dezember gaben wir eine Partnerschaft mit Moderna, Inc. bekannt, um den Elecsys Anti-SARS-CoV-2 S Antikörpertest in den mRNA-1273-Studien von Moderna einzusetzen. Dies wird die quantitative Messung von SARS-CoV-2-Antikörpern erleichtern und dazu beitragen, eine Korrelation zwischen dem durch den Impfstoff induzierten Schutz und den Spiegeln der Anti-Rezeptor-Bindungsdomänen-­ Antikörper herzustellen.

Ebenfalls im September erhielt Roche für den cobas SARS-CoV-2 & Influenza A/B Test zum Einsatz auf den cobas 6800/8800 Systemen eine EUA der FDA.

Diagnostics  |  Roche  67

Im Jahr 2020 wurden 15 Lösungen für die SARS-CoV-2-Diagnostik entwickelt, darunter sowohl molekulare als auch immundiagnostische Lösungen für klinische Labors und Point-of-Care-Testing, und wir haben unsere Produktionskapazitäten massiv erhöht. Dies kann dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus besser einzudämmen.

68

Die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Tests für Hochdurchsatz­ instrumente­ hilft den Gesundheitssystemen, effektiver auf die Pandemie zu reagieren. Roche entwickelte und lancierte im Jahr 2020 ein breites Portfolio an diagnostischen Lösungen.

In Märkten, welche die CE-Kennzeichnung akzeptie- ren, ist der Test ebenfalls erhältlich. Er dient sowohl zum qualitativen Nachweis als auch zur Differenzie- rung von SARS-CoV-2,Influenza-A-Virus und/oder Influenza-­B-Virus bei Personen mit Verdacht auf eine Virusinfektion der Atemwege.

Für die Notfallversorgung erhielt Roche im Septem- ber eine EUA der FDA für den cobas SARS-CoV-2 & Influenza A/B Test zum Einsatz auf dem cobas Liat System. Der Test liefert in nur 20 Minuten Resultate.

Zudem hat Roche gemeinsam mit SD Biosensor, Inc. den SARS-CoV-2 Rapid Antibody Test in Ländern eingeführt, welche die CE-Kennzeichnung akzep- tieren, und wird im ersten Quartal 2021 bei der FDA eine EUA beantragen. Dieser Test kann direkt am Behandlungsort bei symptomatischen Personen eingesetzt werden und zeigt nach nur 15 Minuten an, ob eine Person mit SARS-CoV-2 infiziert ist oder nicht. Darüber hinaus dient er als wertvoller erster Screening-­Test für alle, die Kontakt zu Infizierten hatten oder in einer Hochrisikoumgebung­ waren.

Im Dezember wurde zudem der Elecsys SARS-CoV-2 Antigen Hochdurchsatztest eingeführt, um die COVID-19-­Diagnostik zusätzlich zu unterstützen. Der Test ist in allen Ländern verfügbar, welche die CE-Kennzeichnung akzeptieren, und Roche hat in den USA bei der FDA eine EUA beantragt. Der Test nutzt Abstrichproben von Patienten, die Anzeichen von COVID-19 aufweisen bzw. dem Virus ausgesetzt waren oder gewesen sein könnten.

Neue Therapiestandards setzen

Neben Erfolgen bei der Bekämpfung von COVID-19 konnte Roche im Jahr 2020 in der Diagnostik weitere wichtige Fortschritte für Kunden und Patienten erzielen. Dazu zählen z. B. Erweiterungen des Test- menüs für die cobas 6800/8800 Systeme, von denen im Berichtsjahr fast doppelt so viele Einheiten wie geplant neu installiert wurden. Damit sind aktuell mehr als 1 000 Systeme verfügbar. Die erweiterten

Diagnostics  |  Roche  69

Testmenüs helfen, den weltweiten Bedarf an COVID-19-Tests zu decken, den Zugang zu verbes-­ sern und das Wachstum unseres Molekulardiagnostik-­ Geschäfts zu forcieren.

Die Tests auf das Epstein-Barr-Virus (cobas EBV) und BK-Virus (cobas BKV) für Transplantationspatienten werden beide auf den cobas 6800/8800 Systemen durchgeführt. Der EBV-Test wurde im August und der BKV-Test im September von der FDA zugelassen, nachdem beide zuvor den Status eines Therapie- durchbruchs erhalten hatten. Diese schnellen und zuverlässigen Tests unterstützen die Überwachung und Behandlung von Patientinnen und Patienten nach einer Organ- oder Stammzellentransplantation, für die eine gewöhnliche EBV- oder BKV-Infektion lebensbedrohlich­ sein kann.

Im September erhielt der erste Test zum qualitativen Nachweis einer HIV-1- und HIV-2-Infektion auf den cobas 6800/8800 Systemen die FDA-Zulassung. Die meisten HIV-Infektionen weltweit sind vom Typ HIV-1. Dagegen sind HIV-2-Infektionen weitgehend auf Westafrika beschränkt, wobei sie inzwischen durch Migrationsströme auch in den USA und Europa ansteigen. Beide HIV-Typen haben dieselben Über- tragungswege und können eine Aids-Erkrankung auslösen. Wenn medizinische Fachkräfte wissen, welchen HIV-Stamm jemand trägt, können sie

die individuell wirksamste Behandlungsstrategie festlegen­. Ebenfalls im September wurde nach FDA-­Zulassung der Elecsys HIV Duo Immunassay eingeführt.

Die FDA genehmigte im September zusätzlich für die cobas 6800/8800 Systeme den CINtec PLUS Cytology Test. Er ist der erste biomarkerbasierte Triage-­Test für Frauen, bei denen Hochrisikovarianten des humanen Papillomavirus (HPV) im Rahmen von Screenings festgestellt werden. Der Test unterstützt eine lebenswichtige Verbesserung in der Prävention und Therapie dieser Krebsart.

Im Dezember wurde der cobas PIK3CA Mutationstest in Ländern, die die CE-Kennzeichnung akzeptieren, für Patientinnen mit fortgeschrittenem oder metas- tasierendem Brustkrebs eingeführt. Der Test weist 17 Mutationen auf dem PIK3CA-Gen nach und kann Klinikern helfen, gezielte Therapien entsprechend medizinischen Leitlinien auszuwählen.

Durch präzise Tests können Labors Krankheiten schon früh erkennen, und entsprechende Massnahmen können für Einzelne oder Gruppen initiiert werden.

Apps und Algorithmen

Im Jahr 2020 wurden drei Bildanalysealgorithmen für schnellere und genauere onkologische Test- ergebnisse eingeführt, und zwar der uPath PD-L1 (SP263) Algorithmus bei nicht-kleinzelligem Lungen­ krebs und der uPath HER2 Dual ISH Algorithmus bei HER2-positivem Brustkrebs. Eine weitere Marktneu­­ heit von Roche in den USA und in Ländern, welche die CE-Kennzeichnung akzeptieren, ist cobas prime. Dabei handelt es sich um das erste vollautomati- sierte präanalytische System, das der Vorbereitung­ der vielfältigen Proben in molekulardiagnostischen Labors dient. Mit cobas prime können mehr manuelle Tätigkeiten in den Labors automatisiert werden.

Im Rahmen des Kampfes gegen COVID-19 führte Roche die App Navify Remote Monitor ein, mit der Unternehmen und Schulen den Betrieb wieder aufnehmen können. Sie besteht aus einer mobilen App für Schülerinnen, Schüler und Angestellte und einem Webportal für Organisationen. Sie sammelt selbstgemeldete Risikofaktoren und zeigt Empfeh­ lungen auf der Grundlage offizieller Richtlinien an, um Entscheidungen über die Rückkehr an den Arbeitsplatz oder in die Schule zu erleichtern.

Herausforderungen von heute meistern,

Bedürfnisse von morgen bedienen

COVID-19 hat gezeigt, wie neuartige Tests den Weg für innovative Ansätze in der Patientenversorgung und im Gesundheitssystem ebnen. Labors können durch hochentwickelte und präzise diagnostische Lösungen Krankheiten schon frühzeitig erkennen und ausserdem eingrenzen, welche Massnahmen für den einzelnen Patienten oder allgemein notwendig sind.

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Medikamentenentwicklung während der Pandemie

Trotz der Auswirkungen der Pandemie haben wir unser Engagement für die Entwicklung neuer Medikamente im Jahr 2020 ungebrochen weitergeführt.

Dank innovativer Ansätze waren wir bei unseren Aktivitäten sogar noch effizienter. So gelangten im Berichtsjahr neun neue Wirkstoffe in zulassungs­ relevante klinische Studien, während es in den vier Jahren zuvor durchschnittlich drei pro Jahr waren. Durch die intensivierte Zusammenarbeit mit externen Partnern haben wir ausserdem Zugang zu vier Wirkstoffen in einer späten Entwicklungsphase erhalten, das sind viermal mehr als der Durchschnitt der Vorjahre. Am Jahresende befanden sich insge­ samt 19 neue Wirkstoffe in Zulassungsstudien oder in Zulassungsverfahren. Roche brachte im Verlauf des Jahres insgesamt vier neue Medikamente auf den Markt, so viele wie nie zuvor.

Auf der Suche nach COVID-19-MedikamentenBereits kurz nach Ausbruch der Pandemie startete Roche mehrere Lösungsansätze: ein Forschungs­ programm zur Entwicklung neuer Medikamente gegen COVID-19,Prüfung der Wirkung bereits für andere Krankheiten zugelassener Medikamente sowie zahlreiche Partnerschaften.

Die Phase-III-Studie Covacta mit Actemra/RoActemra hat ihren primären Endpunkt der Verbesserung

des klinischen Zustands bei hospitalisierten erwachsenen Patienten mit schwerer COVID-19-­ assoziierter Lungenentzündung nicht erreicht. Darüber hinaus wurden die wichtigsten sekundären Endpunkte, zu denen der Unterschied in der Sterb­ lichkeit nach vier Wochen gehörte, nicht erreicht; allerdings zeigte sich ein positiver Trend bei der

Zeit bis zur Krankenhausentlassung bei den mit Actemra/RoActemra behandelten Patieninnen und Patienten.

Die Phase-III-Studie Empacta erreichte ihren primären Endpunkt. Sie zeigte, dass Actemra/ RoActemra plus Standardbehandlung bei Patien­ tinnen und Patienten mit COVID-19-assoziierter Lungenentzündung­ die Wahrscheinlichkeit, eine künstliche Beatmung zu benötigen oder zu sterben, im Vergleich zu Placebo plus Standardbehandlung um 44% senkte. Keinen statistischen Unterschied gab es in der Mortalität zwischen Betroffenen, die bis zum 28. Tag Actemra/RoActemra oder Placebo erhielten. An dieser Studie nahmen vor allem Personen teil, die in klinischen Studien häufig unterrepräsentiert sind, aber überpro­ portional von der COVID-19-Pandemie betroffen sind. Die Studie wurde in Brasilien, Kenia, Mexiko, Peru, Südafrika und in den USA durchgeführt.

Remdacta ist eine globale, randomisierte, doppelblinde,­ multizentrische Phase-III-Studie, die in Zusammenarbeit mit Gilead Sciences, Inc. initiiert wurde. Sie untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit von Actemra/RoActemra in Kombination mit dem antiviralen Medikament Remdesivir im Vergleich zu Placebo plus Remdesivir bei hospitalisierten Personen mit schwerer COVID-19-­Lungenentzündung. Die Aufnahme von Patientinnen und Patienten in die Studie begann im Juni.

Pharma  |  Roche  71

Unsere fortgesetzten Investitionen in F+E sind unerlässlich, um die vielen Krankheiten zu überwinden, für die es momentan keine Behandlungsoptionen gibt. Im Jahr 2020 wurden die Zulassungen für zwei Medikamente gegen zwei seltene Krankheiten erteilt.

72

Im August gingen Roche und Regeneron Pharma­ ceuticals, Inc. eine Partnerschaft ein, um die Entwick- lung, die Herstellung und den globalen Vertrieb von Regeneron's Antikörper-Kombination voranzutreiben­. Diese besteht aus zwei nicht konkurrierenden, virusneutralisierenden Antikörpern, Casirivimab und Imdevimab. Erste Daten aus dem Phase-II-Teil einer laufenden Studie mit Casirivimab und Imdevimab zeigen eine geringere Viruslast, eine schnellere Linderung der Symptome und weniger Arztbesuche bei nicht hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit COVID-19. Weitere Ergebnisse aus dieser Studie werden Anfang 2021 erwartet. Im November 2020 gewährte die FDA Regeneron eine Notfallzulassung (Emergency Use Authorization, EUA) für Casirivimab und Imdevimab. In enger Abstimmung mit Regie­ rungen, Zulassungsbehörden und Gesundheitsein- richtungen setzt sich Roche für Zulassungen ein.

Im Oktober vereinbarten Roche und Atea Pharma- ceuticals, Inc. eine Partnerschaft zur Entwicklung, Herstellung und zum weltweiten Vertrieb von AT-527. Dabei handelt es sich um ein orales, direkt wirkendes Virostatikum von Atea zur Behandlung von COVID-19. Es blockiert das virale Enzym RNA-Polymerase, das für die Erreger-Replikation benötigt wird. AT-527 befindet sich derzeit in einer klinischen Studie der Phase II für hospitalisierte Personen, die mittel- schwere Symptome aufweisen. Eine klinische Studie der Phase III, die voraussichtlich im 1. Quartal 2021 beginnt, wird den möglichen Einsatz bei nicht hospi- talisierten Patientinnen und Patienten untersuchen.

Neue Medikamente für seltene Erkrankungen des zentralen Nervensystems

Die FDA hat zwei Medikamente zugelassen, die Menschen mit seltenen Krankheiten des zentralen Nervensystems wichtige neue Behandlungsoptionen bieten. Enspryng (Satralizumab-mwge) wurde zur

Derzeit bleiben 40% aller Menschen mit NMOSD unbehandelt, und viele werden falsch diagnostiziert.

Behandlung von Neuromyelitis-optica-Spektrum-­ Erkrankungen (NMOSD) zugelassen, während Evrysdi (Risdiplam) die Zulassung zur Behandlung von spinaler Muskelatrophie (SMA) erhielt.

Enspryng ist das erste und einzige subkutane Medikament zur Behandlung von NMOSD. Diese Erkrankungen schädigen in erster Linie Sehnerv(en) und Rückenmark, was zu Blindheit, Muskelschwäche und Lähmung führt. Sie werden oft als multiple Sklerose fehldiagnostiziert. Bis vor Kurzem standen keine Medikamente zur Verfügung, die speziell für die Behandlung von NMOSD entwickelt und getestet wurden. Dazu kommt, dass derzeit 40% aller Fälle unbehandelt bleiben, und viele falsch diagnostiziert werden.

Wie wertvoll Enspryng ist, veranschaulicht ein Bei- spiel: eine Frau, Mitte dreissig, beruflich erfolgreich, mit Kinderwunsch oder bereits Mutter von kleinen Kindern; sie geniesst das Leben, bis bei ihr Symptome von NMOSD auftreten. Was ihr nun bevorstehen könnte, verdeutlichen die folgenden Statistiken:

  • Bei 30% aller Fälle wird die Fehldiagnose multiple
    Sklerose gestellt.
  • 46% der an NMOSD Erkrankten gaben nach dem ersten Krankheitsschub das Autofahren auf.
  • 83% hörten nach Auftreten der Krankheit auf zu arbeiten oder mussten ihre Arbeitszeit verkürzen.
  • 50% der Betroffenen sind innerhalb von fünf
    Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen oder erblinden.

Enspryng wurde von Chugai, einem Mitglied der Roche-Gruppe, entwickelt und baut auf Forschungs- arbeiten von Roche über neuartige Medikamente gegen neuroimmunologische Erkrankungen auf. Es ist ein hervorragendes Beispiel für unser wissen- schaftliches Engagement, bahnbrechende Medika- mente für die komplexesten und am schwierigsten zu behandelnden Krankheiten zu entwickeln. Die FDA-Zulassung von Enspryng ist das Ergebnis jahre­ langer Kooperationen und zeigt, wie Betroffene, Industrie und Wissenschaft gemeinsam Lösungen erarbeiten können.

Wichtiger Durchbruch bei SMA

Evrysdi wurde für die Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA) bei Erwachsenen und Kindern ab zwei Monaten zugelassen. Viele

Pharma  |  Roche  73

Menschen, die an SMA leiden, verlieren mit der Zeit wichtige motorische Fähigkeiten, wie z. B. das aufrechte Sitzen. Dieser Funktionsverlust schränkt die Selbständigkeit im Alltag ein, kann das Leben drastisch verändern oder gar zum Tod führen. Ohne Behandlung sterben etwa die Hälfte der Kinder mit Typ-1-SMA, der schwersten Form, bevor sie zwei Jahre alt sind.

Evrysdi zeigte in Studien eine klinisch bedeut- same Verbesserung der motorischen Funktionen. Untersucht wurden Personen aus verschiedenen Altersgruppen und mit unterschiedlichem Schwere- grad der Erkrankung, darunter Typ-1-,Typ-2- und Typ-3-SMA. Bei Kleinkindern konnte erreicht werden, dass sie während mindestens fünf Sekunden ohne Unterstützung sitzen, was bei normalem Krankheits- verlauf nicht üblich ist. Das Präparat verbesserte auch das Überleben ohne permanente Beatmung im Alter von 12 und 23 Monaten im Vergleich zum natürlichen Verlauf.

Evrysdi, das von Roche im Rahmen einer Partner- schaft mit der SMA Foundation und PTC Therapeutics entwickelt wurde, wird in flüssiger Form einmal täglich zu Hause oral verabreicht.

Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten rund um Evrysdi stehen auch für zwei bedeutende wissenschaftliche Erfolge: Erstmals wurde eine placebokontrollierte Studie bei Erwachsenen mit SMA durchgeführt. Zudem gelang es, die Biologie auf molekularer Ebene so zu beeinflussen, dass ein kleines Molekül mit nie dagewesener Präzision angegriffen werden konnte.

Weitere Krebsmedikamente

Gavreto (Pralsetinib) erhielt von der FDA die Zulassung zur Behandlung von metastasierendem, RET-mutiertemnicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC), der mit einem von der FDA zugelassenen Test nachgewiesen wird. Das präzis wirkende Medikament wird einmal täglich oral verabreicht und zielt selektiv auf RET-Veränderungen ab, einschliesslich Fusionen und Mutationen. RET-­ aktivierende Fusionen und Mutationen spielen bei vielen Krebsarten, einschliesslich NSCLC und medullärem Schilddrüsenkrebses, eine wichtige Rolle. Die Einsatzmöglichkeiten­ der selektiv auf diese Genveränderungen abzielenden Therapie

Victoria, Schülerin: «Ich bin ein Kind im Rollstuhl, aber ich bin nicht krank. Ich lebe mit spinaler Muskelatrophie.»

sind jedoch begrenzt. Bei NSCLC treten RET-­ Fusionen bei rund 1-2% der Fälle auf.

Gavreto passt hervorragend zu unserer Strategie der personalisierten Medizin und ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Entwicklung eines gezielt wirkenden Medikaments auf der Basis von genomischen Ver- änderungen. Dieser Erfolg zeigt, wie wichtig es ist, die individuellen Merkmale bei jeder Erkrankung zu verstehen. Gleichzeitig unterstreicht er die entschei- dende Rolle von Next-Generation Sequencing, etwa durch Erkenntnisse von Foundation Medicine, einem Mitglied der Roche-Gruppe.

Phesgo erhielt die FDA-Zulassung zur Behandlung von frühem und metastasierendem HER2-positivem Brustkrebs. Die Kombination von Perjeta und Herceptin mit Hyaluronidase in fester Dosierung wird subkutan zusammen mit einer intravenösen Chemotherapie verabreicht.

74

PHC - in jeder Phase der Versorgung

Wenn die Verfügbarkeit von personalisierter Versorgung zunimmt,

profitieren­ sowohl Einzelne als auch die Gesellschaft.

Die Strategie der personalisierten Medizin (personalised healthcare - PHC) von Roche basiert auf einer Kombination aus modernster Diagnostik, Medikamenten, aussagekräftigen Daten, Analyse­ methoden und digitaler Technologie. Im Zusammen­ spiel soll sie Einzelnen ebenso dienen wie der Gesellschaft insgesamt.

Dieser Ansatz erfordert eine ganzheitliche Sicht- weise. Anstatt jede Phase der Versorgung wie Prävention, Diagnose, Behandlung und Überwachung getrennt voneinander zu betrachten, strebt Roche nach einem integrierten System von Gesundheits- lösungen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Komple- xität und Kosten zu senken und zugleich optimale Ergebnisse für Behandelte und das Gemeinwohl

zu erreichen.

Die ausdrückliche Patientenorientierung dieser Strategie stellt hohe Ansprüche an die Forschung; diese ist von Daten und Technologie angetrieben: Wenn man aus Daten Erkenntnisse ableitet, lernen Systeme dazu, Ergebnisse werden besser und können das Leben verändern.

Roche verpflichtet sich zu Transparenz und Integrität beim Datenschutz. Wir betreiben unsere Forschung global und unter Aspekten der Inklusion. Auf der Grundlage repräsentativer Erkenntnisse wollen

wir neue Lösungen entwickeln, die Bedürfnisse von unterschiedlichen und breiten Bevölkerungs- gruppen decken. Zudem investiert Roche in neue Studienkonzepte, die Daten aus der medizinischen

Praxis zu neuen Erkenntnissen zusammenführen. Das Ziel sind bessere medizinische Ergebnisse und eine bessere Patientenversorgung.

Natürlich kann keine Organisation im Alleingang Verbesserungen für Patientinnen und Patienten oder die ganze Gesellschaft bewirken. Gefragt ist vielmehr ein übergreifender Ansatz, bei dem Betroffene, Gesundheitsanbieter, Kostenträger, Politik, Zulassungsbehörden, Biopharma-Firmen und Technologieanbieter allesamt ihre Expertise einbringen. Wir sind zuversichtlich, eine persona­ lisierte Gesundheitsversorgung auf der ganzen Welt ermöglichen zu können. Dabei stützen wir uns auf unsere fundierten wissenschaftlichen Kenntnisse und unser ganzheitliches Vorgehen, bei dem wir enge Partnerschaften in allen Berei- chen knüpfen.

Die COVID-19-Pandemie war ein Weckruf für die Gesundheitssysteme und hat ihre Schwachstellen aufgedeckt. Zugleich hat sie aber auch gezeigt, was möglich ist, wenn einzelne Akteure gemeinsam Veränderungen und Innovation vorantreiben. In Italien, Kanada und Spanien hat Roche z. B. zusam- men mit lokalen Serviceanbietern mobile Blutent- nahmestellen geschaffen, die trotz überlasteter Gesundheitseinrichtungen eine zügige und sichere Erstellung von Genomprofilen erlauben.

In der Pandemie ist die Zahl persönlicher Arztbesuche deutlich gesunken. Dies bedroht Menschen mit verschiedensten Erkrankungen, etwa neovaskulärer

Wissenschaft und Innovation  |  Roche  75

UN SDGs

Themen mit hoher Bedeutung­

  • Patientenperspektive ·  F+E-Effizienz
    ·  Personalisierte Medizin ·  Daten aus der
    medizinischen Praxis
    ·  Alternde Gesellschaft

Aufgrund von COVID-19 wurden regelmässige Gesundheitschecks und medizinische Termine für Nachbehandlungen häufig hinaus- geschoben. Dies betrifft eine Reihe von Krankheiten, darunter Krebs, Diabetes, Erkrankungen des Zentralnervensystems oder der Augen.

76

Neue Technologien unterstützen Patientinnen und Patienten dabei, eine ununterbrochene medizinische Betreuung zu erhalten, und verringern gleichzeitig das Expositionsrisiko für das Fachpersonal, insbesondere während der Pandemie. Digitale Pathologie, Diabetes-­ Management und multiple Sklerose sind nur einige Beispiele für Erkrankungen, bei denen neue Technologien eingesetzt werden.

altersbedingter Makuladegeneration, die zu schweren Sehbeeinträchtigungen führt. Um die Versorgung dieser Menschen sicherzustellen, hat Roche in Kooperation mit dem Moorfields Eye Hospital im Vereinigten Königreich die Home Vision Monitor App lanciert. Mit dieser vorkommerziellen­ Testversion können Betroffene in ihrer häuslichen Umgebung ein- bis zweimal wöchentlich ihre Sehfunktion mit dem Smartphone überprüfen.

Ein Betreuungsteam überwacht aus der Ferne den individuellen Krankheitsverlauf und erkennt, wann ein Klinikbesuch angezeigt ist.

Roche ist Gründungsmitglied von INSIGHT (The Health Data Research Hub for Eye Health), einer britischen Forschungsplattform, die einen der welt- weit grössten Datenpools in der Augenheilkunde aufbauen will. Die Auswertung dieser Daten mit modernen Analysemethoden kann die Diagnostik und Versorgung von Augenerkrankungen grund- legend verändern. Derzeit wird bereits anhand von INSIGHT-Daten analysiert, wie sich COVID-19 auf bestehende Augenerkrankungen auswirkt.

Neben der lückenlosen medizinischen Versorgung von lebensbedrohlich oder chronisch Erkrankten hat Roche im Jahr 2020 verschiedene Lösungen für COVID-19-Risikopatientinnen und -patienten entwickelt. So hat ein Team von Experten für Datenmanagement und Epidemiologie von Roche ein neuartiges Daten- und Analyseinstrument entwickelt, um die Zusammenhänge zwischen Mobilität, Infektion und Morbidität bezüglich SARS-CoV-2 zu untersuchen. Es wird Kliniken und Testzentren bereitgestellt, damit sie ihre Ressourcen effektiver einsetzen können.

Die Pandemie hat den Diskurs über die perso­ nalisierte­ Medizin verändert und neue Ansätze

Informationen zum

Navify Tumor Board

Wissenschaft und Innovation  |  Roche  77

ermöglicht, dieses Paradigma konkret umzusetzen. Dies wiederum fördert den Vormarsch der Tele- medizin und anderer digitaler Plattformen, die eine lückenlose medizinische Versorgung sicherstellen, während man zugleich Infektionsrisiken minimieren und strapazierte Gesundheitssysteme entlasten kann.

Globale Partnerschaften für die personalisierte Medizin

Die personalisierte Medizin ist in unseren Augen nur dann erfolgreich, wenn sie besseren Zugang zu Behandlungen und eine bessere Patientenver­ sorgung ermöglicht. Voraussetzung dafür ist ein anpassungsfähiges lernendes Ökosystem, das nur durch enge Partnerschaften mit einer gemeinsamen Vision zu realisieren ist.

Partnerschaften in der

Onkologie bilden die Grundlage für personalisierte Behandlungsoptionen in verschiedenen Gesundheitssystemen weltweit.

In Australien ist Roche eine Partnerschaft mit dem Gesundheitsministerium und mehreren klinischen Netzwerken eingegangen, um eine der aggressivsten Krebsarten zu bekämpfen. Eine speziell für eine bestimmte Form von Lungenkrebs konzipierte klinische Studie verbessert den Zugang der Betrof- fenen zu einer umfassenden Genomprofilierung ihrer Krebserkrankung und einer gezielten Therapie, sofern möglich auf der Grundlage ihrer Testergeb- nisse. Die Studie kann die Prognose der Behandelten pozenziell verbessern und auch als Blaupause für die Einbindung personalisierter Medizin in die klinische Praxis in Australien dienen.

Roche und die Belgische Gesellschaft für Medi- zinische Onkologie (Belgian Society of Medical Oncology/BSMO) haben sich zusammengeschlos- sen, um die Krebsbehandlung durch personalisierte Diagnose und Behandlung zu verändern. Mittel- punkt des Programms bildet eine Studie, in der bis zu 1 000 Patientinnen und Patienten mit soliden Tumoren eine umfassende Genomprofilierung erhalten. Ziel ist es, nachhaltig bessere Behand- lungsergebnisse durch neue Finanzierungsmodelle für innovative­ Therapien zur erreichen.

In Dänemark hat Roche mit Partnern aus dem öffentlichen und privaten Sektor eine virtuelle Plattform für anonymisierte Daten aus Gesundheits- akten aufgebaut. Die Plattform OSCAR unterstützt einen schnelleren und nachhaltigeren Zugang

zu personalisierter Pflege und dient als autarke

Lernplattform für das Gesundheitssystem. Ähnliche Bemühungen in Hongkong, Kanada, der Schweiz, Singapur, Südkorea, Taiwan, den USA, den Vereinig- ten Arabischen Emiraten und in anderen Ländern belegen die Wirksamkeit miteinander verknüpfter Ansätze, die Tests, klinische Entscheidungshilfen für medizinische Fachkräfte, Zugang zu den richtigen Therapien und innovative Finanzierungsmodelle umfassen.

Neben Allianzen für eine öffentlich-private Krebs- versorgung arbeitet Roche mit weiteren Partnern im Gesundheitswesen zusammen, die ihre spezielle Expertise für eine bessere Patientenversorgung einbringen. So hat Roche 2020 in Systeme für Fernmonitoring investiert, um das Gesundheits­ management zu verbessern, schneller über die richtige Versorgung entscheiden zu können sowie Ressourcen effizienter einzusetzen.

Ein Beispiel hierfür ist die Chemotherapie: Fast die Hälfte aller Behandelten in den USA wird wegen unzureichend kontrollierter Nebenwirkungen wie Schmerzen, Übelkeit oder Dehydrierung stationär aufgenommen oder in der Notaufnahme behandelt.1 Um hier Abhilfe zu schaffen, hat Roche zusammen mit dem Hutchinson Institute for Cancer Outcomes Research ein digitales Fernmonitoring entwickelt. Das System soll durch frühzeitige Intervention und ein besseres ambulantes Patientenmanagement Notfallbesuche und stationäre Aufenthalte in Kliniken drastisch reduzieren.

1  Hutchinson Institute for Cancer Outcomes Research (HICOR) am Fred Hutchinson Cancer Research Center

78

Neue Erkenntnisse, die durch die Verknüpfung verschiedener Datensätze gewonnen werden, können F+E unterstützen und die klinische Entscheidungsfindung optimieren.

So wurde anhand von Flatiron-Daten das Nutzen- Kosten-­Verhältnis einer Erstlinienbehandlung mit Perjeta ermittelt, um den Wert einer entsprechenden Therapie bei Brustkrebs im Frühstadium zu quantifi­ zieren. Ferner wurde mit RWD von Flatiron das Risiko einer Therapie mit Kadcyla bei Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs beurteilt, die an einer bestimmten Herzerkrankung litten. Diese Analyse lieferte wichtige Erkenntnisse, die darauf hinwiesen, dass Kadcyla diese Herzprobleme nicht verschlim- mert, und sie unterstützte eine Aktualisierung

der Produktinformation in der EU, um hierüber zu informieren.

Für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen entwickelt Roche in einer Partnerschaft mit der Samsung-Tochter Harman International eine Therapieplattform, die auf Virtual Reality basiert. Darin ergänzen sich Technologie- und Hardware- kompetenzen mit fundierter neurowissenschaft- licher Expertise, um medizinische Innovationen zu schaffen.2

Daten für effizientere F+E-AktivitätenWeil im klinischen Alltag fortwährend Daten zur Wirksamkeit von Behandlungen erhoben werden, entsteht ein grosser Informationspool aus der medizinischen Praxis (Real-World-Daten,RWD). Es ist jedoch schwierig, aus diesen oft nur unstrukturiert und unzusammenhängend vorliegenden Daten gezielt Erkenntnisse abzuleiten. Erst wenn man RWD zu aussagekräftigen Erkenntnissen zusammenführt, erhält man neue Einsichten im Hinblick auf transformative Diagnostika, Therapien und Systeme zur Entscheidungsunterstützung; nur dann lassen sich medizinische Ökosysteme schaffen, die aus jeder Interaktion mit Behandelten lernen können.

Foundation Medicine und Flatiron Health, MItglieder der Roche-Gruppe, sind Vorreiter auf diesem Gebiet. Foundation Medicine hat eine Genomdatenbank auf- gebaut, und von Flatiron Health wurde ein Prozess geschaffen, um die klinischen Daten aus elektroni- schen Patientenakten von mehr als zwei Millionen Menschen zu kuratieren und zu harmonisieren. Das Ergebnis ist einer der grössten und repräsentativsten Pools mit de-identifizerten klinischen Daten in den USA. Die Entwicklungen dieser beiden Firmen werden heute weltweit in der Krebsforschung genutzt.

Flatiron Health und Foundation Medicine kooperie- ren seit einigen Jahren, um einen Teil ihrer Daten zu einer neuartigen klinisch-genomischen Datenbank (clinico-genomic database, CGDB) zusammenzu- führen. Dieser schnell wachsende Datenpool aus der klinischen Praxis kombiniert hochwertige klinische Langzeitdaten mit Daten zur Gendiagnostik und dient damit als wichtige Quelle für eine datengetriebene Medizin. Die aus dieser Datenbank abgeleiteten Erkenntnisse haben das Potenzial, das Gebiet durch neue Forschungsergebnisse zu verändern, regula- torische Anwendungen und Anwendungen für den Patientenzugang bereitzustellen und neue Versor- gungsoptionen zu ermöglichen.

CGDB in Forschung und Entwicklung

Derzeit werden bei Roche CGDB-Daten untersucht, um bei diversen Krebsarten Zusammenhänge zwischen genetischen Tumormerkmalen und klinischen Ergebnissen zu erkennen. So sollen wich- tige Anhaltspunkte identifiziert werden, um neue therapeutische Zielstrukturen zu finden, geeignete Patientengruppen für bestimmte Therapien auszu- wählen, Kombinationstherapien zusammenzustellen oder zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten für ein Molekül zu erkennen.

CGDB-Daten können auch für externe bzw. virtuelle Kontrollarme bei tumoragnostischen Therapie­ ansätzen herangezogen werden. Dabei behandelt man mit einem einzigen Medikament sämtliche Krebs- arten, die Genmutationen oder Biomarker aufweisen, auf welche dieses Medikament abzielt. In bestimmten Fällen kann es schwierig sein, eine randomisierte, placebokontrollierte Studie mit sowohl einem aktiven (experimentellen) als auch einem klassischen

2  https://news.harman.com/releases/releases-20200501

Wissenschaft und Innovation  |  Roche  79

Ein Test von FoundationOne half dabei, die Mutation zu identifizieren, die den Blasenkrebs dieses Patienten verursachte - eine für Brust- krebs typische Aberration. Die Behandlung mit einer Kombination aus zwei gezielt wirkendenden Medikamenten war erfolgreich.

Kontrollarm durchzuführen. Für die Entwicklung des Krebsmedikaments Rozlytrek wurde ein externer Kon- trollarm aus CGDB-Daten zusammengestellt, der die Zulassung dieses Präparates in Japan unterstützte.

In Zukunft lassen sich neue Datentypen wie Bild- daten, Daten aus der digitalen Pathologie oder von Wearables und mobilen Apps mit Datenquellen wie CGDB kombinieren, um klinische Studienprogramme zu beschleunigen und die Patientenversorgung zu verbessern. Zudem könnten diese Daten Entschei- dungen über den Zugang und die Kostenerstat- tungen unterstützen,­ damit innovative Therapien schneller bereitgestellt werden können.

Flüssigbiopsie für die personalisierte Medizin Im August 2020 erhielt der umfassende, tumorun- abhängige Flüssigbiopsietest FoundationOne Liquid CDx von Foundation Medicine die FDA-Zulassungfür Patientinnen und Patienten mit soliden Tumoren. Der Test untersucht auf Basis einer einfachen Blut- probe mehr als 300 zirkulierende krebsrelevante Gene und Gensignaturen eines Tumors. Dies ermög- licht für mehr Menschen mit fortgeschrittenem Krebs eine umfassende Genomprofilierung - vor allem dann, wenn eine Gewebebiopsie nicht möglich oder nicht ratsam ist. Anhand der festgestellten Mutationen können Ärzte individuelle Behandlungs- pläne für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten aufstellen.

Unsere 2020 in der personalisierten­ Medizin gemachten Fortschritte zeigen, dass ein umfas- sender systemischer Ansatz und zweckorientierte Partnerschaften­ zu einer besseren Versorgung von Betroffenen beitragen können. Roche versteht sich hierbei als Brückenbauer und forciert weiterhin zielgerichtete Partnerschaften mit klaren Vorgaben. Unser Ziel ist es, integrierte Gesundheitslösungen zu entwickeln und Ökosysteme zu schaffen, die Vorteile sowohl für Betroffene, Fachkräfte und Kostenträger als auch für die gesamte Gesellschaft bieten.

80

«Wenn ich mit Jennifer über die genomische Profilerstellung sprach, redeten wir über die Idee, mehrere Medikamente zu haben und das richtige zur richtigen Zeit im Verlauf der Therapie ihrer Krankheit anwenden zu wollen.»

Dr. Jeffrey Rothenstein, Onkologe am Durham Regional

Cancer Centre, Oshawa, Kanada

Informationen zu Jennifer Cole

Pharma-Pipeline

Onkologie

Entzündungen/

Immunologie

Neurologie

Infektionskrankheiten

Augenkrankheiten

Stoffwechselerkrankungen

Andere

Wissenschaft und Innovation  |  Roche  81

Phase I

Phase II

Phase III

Registrierung

1

7

3

28

2

5

6

2

3

5

6

2

3

3

1

1

4

6

2

2

Unsere Pipeline mit 92 neuen molekularen Wirkstoffen deckt ein breites Spektrum an Krankheiten ab; hochinnovative Technologien helfen, die Wirkstoffe zu entwickeln.

82

Zugang zu medizinischen

Innovationen für alle

Nie war es wichtiger als in dieser Pandemie, eng mit externen Partnern zu

kooperieren, um Tests und Medikamente besser zugänglich zu machen.

Wir übernehmen eine wichtige Rolle, indem wir Anspruchsgruppen auf der ganzen Welt unterstützen. Bei vielen waren Budgets und Ressourcen schon vor der Krise knapp, nun sind sie zusätzlich mit den wirt- schaftlichen Auswirkungen von COVID-19 konfrontiert.

Lebensverbessernde medizinische Innovationen nützen nur dann etwas, wenn sie für Patientinnen und Patienten zugänglich sind. Deshalb wollen wir in partnerschaftlicher Zusammenarbeit massge- schneiderte Lösungen für einen schnellen, breiten und nachhaltigen Zugang entwickeln. Es gibt viele Gründe, warum nicht alle Menschen Zugang zu Innovationen haben, die sie benötigen. Da unsere Produkte vorwiegend in Kliniken eingesetzt werden und vielfach spezielles Wissen und bestimmte Infrastrukturen erfordern, kennen und verstehen wir die komplexen Ursachen dieser Problematik gut. Damit wir unsere globale Strategie lokal umsetzen können, müssen wir mit den länderspezifischen Zugangshürden­ vertraut sein. Unsere Zugangs­ strategie basiert auf vier Säulen:

  • Bezahlbarkeit
  • Kapazität
  • Ergebnisbasierte Modelle
  • Wert

Wir kooperieren mit allen Akteuren im Gesundheits­ wesen, darunter Regierungen, Kostenträger, Nichtregierungsorganisationen sowie multilaterale Institutionen und Versicherungen. Dadurch verzeich- nen wir bedeutende Fortschritte auf lokaler wie auch auf globaler Ebene:

  • Wir sind aktives Mitglied der branchenweiten Initiative Access Accelerated, die sich auf nichtübertragbare Krankheiten in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen konzentriert.
  • Unser Projektpartner City Cancer Challenge baut erfolgreich Kapazitäten in Ballungsräumen auf und kooperiert derzeit mit neun Millionenstädten auf der ganzen Welt.
  • Mehr als 510 000 Menschen werden von Patienten­ hilfsprogrammen der Roche unterstützt.1 In
    14 Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen konnten wir den Zugang zu unseren Krebsmedika- menten Herceptin und MabThera/Rituxan um 60% auf nahezu 700 Millionen Menschen erhöhen.
  • In 15 einkommensschwächeren Ländern wollen wir bis zum Jahr 2022 den Zugang zur Brustkrebs-­ Kombinationstherapie Herceptin und Perjeta von 5 900 (2017) auf 35 700 Patientinnen ausbauen.
  • Seit dem Start des globalen Programms für den Zugang zu HIV-Tests im Jahr 2014 werden bereits viermal mehr Tests durchgeführt. In einkommens- schwächeren Ländern wurde das Programm von HIV auf den Erreger Mycobacterium tuberculosis (MTB), Hepatitis B und C (HBV und HCV) sowie das humane Papillomavirus (HPV) ausgedehnt.2

Besonders wichtig ist es für uns, den Erfolg unserer Bemühungen und Initiativen zu messen. Im Jahr 2020 haben wir uns mit der Universität Boston zusammen­ getan, um für Roche einen Rahmen für die Über- wachung und Beurteilung zu schaffen, der uns eine konsistente Methodik zur Bewertung der sozialen und patientenbezogenen­ Auswirkungen unserer

1  Daten von Roche

2  https://www.roche.com/de/media/releases/med-cor-2019-07-22b.htm

Zugang zur Gesundheitsversorgung  |  Roche  83

UN SDGs

Themen mit hoher Bedeutung­ · 

Nachhaltige Gesundheitssysteme

  • Verfügbarkeit von Gesundheitsversorgung
  • Erschwinglichkeit von Gesundheitsversorgung

Die Zusammenarbeit mit globalen Partnern aus dem gesamten Gesundheitswesen hat sich als erfolgreich erwiesen; sie hat den Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen, Diagnosen und Behandlungen ermöglicht und die Kapazitäten der lokalen Gesundheitssysteme verbessert.

84

Medikamente der nächsten Generation und neue diagnostische Lösungen stellen wichtige Optionen für Patienten dar und unter- streichen die Notwendigkeit, den Zugang zu diesen Innovationen zu erhöhen.

Zugangsprogramme bietet. Durch diese Zusammen- arbeit mit der School of Public Health der Universität Boston erhalten wir eine objektive Perspektive. Diese Methode wird weltweit eingesetzt, um schnell zu ver- stehen, wo Zugangsinitiativen tatsächlich Wirkung zeigen, um die richtigen Herausforderungen anzuge- hen und zu erkennen, wo wir anders denken müssen.

Allgemeine Gesundheitsversorgung

Roche engagiert sich für den Ansatz der Universal Health Coverage (UHC), mit dem Patientinnen und Patienten überall auf der Welt Zugang zu einer bezahlbaren medizinischen Grundversorgung erhal- ten sollen. Wir halten die UHC-Initiative für wichtig, um Ungleichheiten abzubauen und hochwertige Tests und Medikamente flächendeckend verfügbar zu machen. Vor allem in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen sehen wir dringenden Bedarf, grosse Ungerechtigkeiten beim medizini- schen Zugang zu beseitigen. Mit diesem Ziel vor Augen arbeiten wir in diversen externen Allianzen an massgeschneiderten Zugangslösungen. Dabei kooperieren wir mit Partnern aus der gesamten Lieferkette sowie aus verschiedenen Bereichen der Gesundheitssysteme, um die Gesundheitsversorgung weltweit gerechter zu gestalten. Wir konzentrieren uns hierzu auf vier Schlüsselbereiche:

Stabile Gesundheitssysteme: Roche unterstützt Regierungen bei der Stärkung ihrer nationalen Gesundheitssysteme.

Zugang zu wichtigen Medikamenten und Diagnostika: 32 Medikamente von Roche befinden sich auf der WHO-Liste der unentbehrlichen Medikamente und Roche offeriert mehr als 90 der von der WHO aufgelisteten unentbehrlichen Tests.

Massgeschneiderte Preissysteme: Roche berück- sichtigt die unterschiedliche Kaufkraft der Länder durch verschiedene Preissysteme und hilft Versicherern, erweiterte Leistungen anzubieten, die vor allem Menschen mit nichtübertragbaren Krankheiten schützen.

Zugang für gefährdete Gruppen in einkommens- starken Ländern: Roche entwickelt Unterstützungs- programme für Patientinnen und Patienten.

Zugang zur Gesundheitsversorgung  |  Roche  85

Verantwortungsvolle Preisgestaltung

Wir wollen heute den Zugang zu unseren Innovatio- nen sicherstellen und zugleich in den langfristigen medizinischen Fortschritt der Zukunft investieren.

Durch Partnerschaften im Gesundheitswesen schaffen wir massgeschneiderte Preissysteme, damit unsere Innovationen so viele Menschen wie möglich erreichen. Zu diesen Lösungen zählen:

  • Finanzierungsmodelle wie Preis-Mengen-­ Regelungen, Kostenteilung und Preisobergrenzen, um die Bezahlbarkeit sicherzustellen und mehr Budgetsicherheit zu schaffen.
  • Leistungsbasierte Vereinbarungen, bei denen sich Medikamentenpreise nach dem erzielten Gesamtnutzen richten, der mit Daten aus der medizinischen Praxis (RWD) nachgewiesen­ wird.
  • Unterstützungsprogramme für Patientinnen und Patienten, um die private Kostenbelastung ein­ zuschränken.
  • Preisdifferenzierung nach Ländern, mit der Preise für neue Medikamente von Roche an das jeweilige Einkommensniveau angepasst werden. Sie berück- sichtigt in der kürzlich aktualisierten Version
    das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das staatliche Gesundheitsbudget und den Rang des Landes im
    Entwicklungsindex der Vereinten Nationen. Diese
    Preisdifferenzierung soll für einen breiteren und schnelleren Zugang in wirtschaftlich schwachen Ländern sorgen.

Preismodelle

Bei innovativen Medikamenten wird die Preisgestal­ tung immer wichtiger. Entsprechende Modelle sind stark länderspezifisch und auf das jeweilige Gesund- heitssystem zugeschnitten. Dennoch bleibt die generelle Bezahlbarkeit von Medikamenten eine viel diskutierte Herausforderung. Roche setzt auf eine faire und verantwortungsvolle Preisgestaltung, die auf drei Hauptaspekten basiert: erstens auf dem Nutzen für Patientinnen und Patienten, Familien und die Gesellschaft, zweitens auf dem lokalen Gesund- heitssystem mit seinen Erstattungs- und behördli­ chen Regelungen sowie drittens auf unserem lang- fristigen Finanzbedarf für nachhaltige Innovationen.

Unser auf Innovation ausgerichtetes Geschäfts- modell ermöglicht es uns, die notwendigen Risiken im F+E-Bereich einzugehen. Ein Engagement in hochkomplexen­ Therapiebereichen ist zwar äusserst risikobehaftet, im Erfolgsfall ergibt sich jedoch

Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Innovationen die Betroffenen heute erreichen, und investieren weiterhin in den medizinischen Fortschritt, um die Bedürfnisse von morgen zu erfüllen.

ein konkret messbarer Nutzen für Patientinnen und Patienten, denen zuvor kaum oder keine Behandlungsoptionen­ zur Verfügung standen. Die Einführung mehrerer neuer Medikamente gegen seltene Krankheiten des Zentralnervensystems im Jahr 2020 belegt dies eindrücklich.

Innovative Medikamente helfen, das Fortschreiten einer Krankheit zu verlangsamen, zu stoppen oder die Erkrankung sogar komplett zu heilen. Sie können die Lebensqualität steigern, medizinische Kompli­ kationen­ verringern, Klinikaufenthalte reduzieren, Operationen überflüssig machen und Behinderungen vorbeugen. Hier einige Beispiele:

  • HIV-Therapienhaben die Zahl aidsbedingter Todesfälle drastisch reduziert.3
  • Heute überlebt die Hälfte aller krebskranken Patientinnen und Patienten länger als zehn Jahre, während Krebs früher ein Todesurteil war.4
  • Hepatitis C ist heute in 95% aller Fälle heilbar.5

Internationale Allianz für den Zugang zu

COVID-19-Therapien

Globale Pharma- und Diagnostikfirmen haben sich in einer gemeinsam Erklärung mit der Bill & Melinda Gates Foundation dazu bekannt, den weltweiten Zugang zu COVID-19-Tests sowie zu künftigen Impfstoffen und Medikamenten zu unterstützen.

In einer Resolution vom 30. September 2020 bekräftigten Roche und 15 weitere Gesundheits- unternehmen ihre Selbstverpflichtung, Menschen in ärmeren Ländern alle benötigten Medikamente bereitzustellen, wenn nötig durch Spenden oder durch Abgabe zum Selbstkostenpreis. Die Erklärung wurde von den jeweiligen CEOs bzw. Leitern der Pharmabereiche unterzeichnet.

3  https://www.who.int/news/item/09-12-2020-who-reveals-leading-causes-of-death-and-disability-worldwide-2000-20194  https://www.cancerresearchuk.org/health-professional/cancer-statistics/survival

5  https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-c

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Unsere Partnerschaften und Inno­ vationen­ tragen dazu bei, Barrieren bei der Versorgung abzubauen und Behandlungsergebnisse in den Gebieten mit dem grössten Bedarf zu verbessern.

Mit unserem Portfolio von Diagnostika auf Gebärmutterhalskrebs und von automatisierten Testplattformen wollen wir Klinikern und Labors die bestmöglichen Instrumente zum Schutz der Gesundheit von Frauen zur Verfügung stellen.

Kampf gegen HIV/Aids

Im Jahr 2020 haben wir unsere Unterstützung von HIV-Programmen in Zusammenarbeit mit globalen Geldgebern fortgesetzt, stellten innovative Labor­ lösungen zur Verfügung, und arbeiteten mit den Geldgebern an einem effektiveren Einsatz von Res- sourcen, um mehr Menschen zu erreichen. Roche ging eine Partnerschaft mit der gemeinnützigen Organisation (RED)6 ein, um die Bedeutung der HIV-Diagnostik für das Erreichen der UNAIDS-Ziele einer aidsfreien Generation bis 2030 zu betonen.

Jährlich werden etwa 13 Millionen HIV-Viruslast-Tests in bestimmten Ländern bereitgestellt, um Menschen zu helfen, ihre Behandlungen zu kontrollieren.

Ausserdem­ erhielten mehr als 1 800 Laborkräfte in Afrika durch den Roche Scientific Campus in Johannesburg, Südafrika, eine Ausbildung in moderner Labordiagnostik. Roche entwickelte Lösungen speziell für Länder mit begrenzten Ressourcen, so wird z. B. mit der cobas Plasma Separation Card der Zugang zu moderner HIV-Diagnostik auch in entlegenen Gebieten deutlich­ vereinfacht. iThemba Life, eine mobile Gesundheits-App, sendet Ergeb- nisse des HIV-Tests, Informationen zur Aufklärung und Behandlung sowie Terminerinnerungen direkt an das Telefon der jeweiligen Person.

In Indien gründete Roche eine öffentlich-private Partnerschaft, die sich auf die Sensibilisierung für Gesundheitsfragen und die Verbesserung der Diag- nostik konzentriert. Durch das Programm kooperieren wir mit Experten der Clinton Health Access Initiative und Metropolis in Partnerschaft mit dem National AIDS Controll Programme und teilen diagnostisches Fachwissen. Durch die Einrichtung zentraler Labo­ ratorien und den Aufbau einer entsprechenden Logistik im Jahr 2020 konnten wir Kapazität und Qualität der Diagnostik erhöhen.

Eliminierung von Hepatitis C

In Ägypten sind etwa 6% der Bevölkerung mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert - einer der höchs- ten Werte weltweit. Anfang 2018 wurden massive Anstrengungen initiiert mit dem Ziel, diese Infektion durch landesweite Screening- und Behandlungs­ programme bis zum Jahr 2023 zu eliminieren.7

Roche arbeitete mit ägyptischen Regierungs­ vertretern und Gesundheitsbehörden zusammen,

Informationen zu Gebärmutterhalskrebs

Zugang zur Gesundheitsversorgung  |  Roche  87

um mit zuverlässigen Lösungen für die HCV-­ Diagnostik mitzuhelfen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. Roche stellte moderne Systeme zur Verfügung und schulte über 100 Mitarbeitende im Gesundheitswesen, um Effizienz und Zuverlässig- keit der Vorsorgeprogramme­ zu gewährleisten. Von den rund 62,5 Millionen Einwohnern wurden in Ägypten mehr als 49 Millionen getestet, mehr als

  • Million wurden als HCV-RNA-positiv identifiziert und behandelt.8

Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs Gebärmutterhalskrebs ist nach wie vor eine der Haupttodesursachen bei Frauen. Im August 2020 lancierte die WHO eine globale Strategie zur Elimi- nierung von Gebärmutterhalskrebs und legte Ziele und Vorgaben fest: 90-70-909,gleichzeitig rief sie zur Beschleunigung entsprechender Aktivitäten auf. Auf der Basis von neuen Empfehlungen und Richt- linien engagiert sich Roche in Zusammenarbeit mit NGOs und anderen Partnern, um zuverlässige und klinisch validierte Screening-­Programmein afrikani- schen Ländern südlich der Sahara zu implementieren. Wir arbeiten eng mit den Gesundheitsministerien

in Kenia, Namibia, Nigeria und Südafrika zusammen, um Richtlinien anzupassen.

In Lateinamerika entwickelten die lokalen Teams von Roche umfassende Konzepte für lokale Gebärmutterhalskrebs-Programme.

In Chile wurden nur 52% der Frauen auf Gebär- mutterhalskrebs untersucht und bei vielen Frauen entwickelte sich Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Roche kooperierte mit dem Gesundheitsministerium und anderen Interessengruppen zur Erstellung einer validierten Analyse zum Einsatz des HPV-Screenings, es wurden 10 Zentren für HPV-Screening eingerich­ tet, mehr als 2 000 Fachkräfte ausgebildet (90% der Allgemeinmediziner in Chile) und mehr als 100 000 Frauen untersucht.

In Brasilien arbeitete Roche mit der Universität von Campinas und der Stadt Indaiatuba zusammen, um die Vorteile des HPV-Screenings aufzuzeigen. Dies bildete die Grundlage für neue HPV-Test-Richtlinien für etwa 40 000 Praxen, und infolgedessen konnte diese Stadt die Screening-Rate bei Frauen zwischen 25 und 64 Jahren von 30% innerhalb von 18 Monaten auf mehr als 80% erhöhen.

6  (RED) ist eine Division der ONE campaign, einer globalen Initiative zur Beendigung von extremer Armut und vermeidbaren Krankheiten bis zum Jahr 2030

7  Ministry of Health and Population [Egypt], El-Zanaty and Associates [Egypt], ICF International. Egypt Health Issues Survey 2015. Cairo, Rockville, MD: Ministry of Health and Population, ICF International; 2015.

8  Waked I et al. Screening and Treatment Programme to Eliminate Hepatitis C in Egypt. N Engl J Med. 2020 Mar 19; 382(12): 1166-1174

9  90-70-90: 90% geimpft, 70% diagnostiziert, 90% behandelt

88

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld,

das Vielfalt und Inklusion bietet

Auf die Bedürfnisse unserer vielfältigen Belegschaft eingehen, dabei

Solidarität fördern und Potenziale der Mitarbeitenden erschliessen.

Neue Arbeitsweisen

Die COVID-19-Pandemie hat unser Streben nach Agilität beschleunigt und die Arbeitsweisen bei Roche verändert. Wir sind schneller, flexibler und mutiger geworden und haben uns intensiver auf unsere Mission und die Stärken unserer Unterneh- menskultur besonnen. Die vielen Herausforderungen der Pandemie erforderten grossen persönlichen Einsatz, Innovationsgeist und aktive Mitgestaltung. Umso stolzer sind wir daher auf das gemeinsam Erreichte. Diese beispiellose Situation hat unsere Transformation auf mehrerlei Weise vorangetrieben. Wir haben schnell und systematisch neue Ansätze verfolgt, um die enormen Herausforderungen zu meistern. Dabei konnten die Mitarbeitenden Ideen frei verwirklichen. Sie konnten ihr breites Repertoire an Fähigkeiten einbringen und wurden nicht durch Hierarchien eingeschränkt.

Roche konnte so in kürzester Zeit wichtige Ergebnisse erzielen. Die Umstellung auf Arbeiten von zuhause erfolgte innerhalb weniger Tage und unternehmensweit wurden neue Kollaborations­ plattformen eingeführt. In erstaunlich kurzer Zeit haben wir hochpräzise SARS-CoV-2-Tests entwickelt, hergestellt und auf den Markt gebracht; Kolleginnen und Kollegen aus F+E identifizierten mögliche Lösungen für COVID-19-Patientinnen und -Patienten. Die Krise hat unsere Überzeugung bestärkt, dass die Mitarbeitenden unser höchstes Gut sind. Wir arbeiten unentwegt daran, ihnen ein inspirierendes Arbeitsumfeld zu schaffen, das sich durch Vielfalt und Inklusion auszeichnet.

Vielfalt und Inklusion

Roche verwehrt sich seit jeher gegen jegliche Form der Diskriminierung. Wir schätzen die Individualität unserer Mitarbeitenden, z. B. in Bezug auf Alter, Geschlecht, körperliche Fähigkeit, Nationalität, sexuelle Orientierung, Kultur, Lebenserfahrung, Arbeitsstil, Denkweise, Fähigkeiten, Vorlieben und/ oder Bedürfnisse. Unter Vielfalt verstehen wir hierbei den «Mix» der Menschen mit ihrer ganzen Bandbreite sichtbarer und unsichtbarer Unterschiede. Inklusion bedeutet, für ein möglichst «gutes Miteinander» aller zu sorgen. Hierzu schaffen wir ein Umfeld, in dem die Mitarbeitenden­ ein starkes Zugehörigkeitsgefühl ent-­ wickeln und fair und respektvoll behandelt werden. Sie müssen gleichen Zugang zu Ressourcen und Chan­ cen haben und sich persönlich entfalten können, um bestmöglich zum Unternehmenserfolg beizutragen.

Im Jahr 2011 wurden in den UN-Leitprinzipien für Wirt­ schaft und Menschenrechte (UNGP) drei Säulen für ethische, am Menschen orientierte Geschäftsprakti­­ ken definiert: Schützen, Achten und Rechtsschutz gewähren. Die UNGP werden von Roche ebenso konse- quent unterstützt1 wie auch die folgenden Leitlinien:

  • UN-Zielefür nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs)
  • Zehn Grundsätze des UN Global Compact
  • Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
  • Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit
  • UN Global LGBTI Business Standards (2020 von Roche übernommen)

1  https://www.roche.com/de/sustainability/approach/human_rights.htm

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  |  Roche  89

UN SDGs

Themen mit hoher Bedeutung­

·  Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden

·  Agilität der Organisation

  • Patientenperspektive

Bei Roche setzen wir uns für ein inspirierendes Arbeitsumfeld ein, das Vielfalt und Inklusion gewährleistet. Wir schätzen die sichtbaren und unsichtbaren Unterschiede unserer Mitarbeitenden und unterstützen sie dabei, ihre Fähigkeiten zu entfalten.

90

Wir tun alles, um mit den Standards für Vielfalt und Inklusion Schritt zu halten, oft sind wir ihnen sogar voraus. Dies entspricht unserer Überzeugung und bereitet uns zudem auf neue Geschäftsentwicklun- gen vor. Trends zeigen, dass mehr als 80% unserer tertiär ausgebildeten Arbeitskräfte Frauen und Menschen mit unterschiedlichem ethnischem Hinter- grund sind. Bis 2025 werden 75% der Belegschaft aus Millennials bestehen, was unsere Arbeitsweise noch weiter verändern wird.

Roche sieht Vielfalt und Inklusion als Treiber von Innovation und als Schlüssel zum Erfolg. Die Vielfalt der Mitarbeitenden soll sich in unserer Führungs- ebene widerspiegeln und unser weltweites Engagement in diesem Zusammenhang unterstreichen. Wir wollen, dass unsere Belegschaft ein repräsentatives Abbild der weltweiten Gesellschaft ist und Menschen aller Hintergründe und Kulturen zusammenführt.

Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein und Innovationen fördern. Deshalb unterstützen wir Viel- falt und Inklusion und arbeiten in Übereinstimmung mit dem fünften UN-Nachhaltigkeitsziel, Geschlech- tergleichstellung und Förderung von Frauen und Mädchen. Roche fördert die Chancengleichheit und hat als wichtigen Schritt in Richtung Gleichstellung die Anzahl von Frauen in Führungspositionen als Kennzahl definiert.

Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz während der Pandemie

Als COVID-19 sich immer schneller verbreitete, konnte

Roche auf die bereits existierenden Prozesse für

Künftige Führungskräfte

Unsere leitenden Führungskräfte sollen unsere globale Belegschaft aus demografischer Sicht abbilden. Aus diesem Bestreben leiten wir dynamische Jahresziele ab, die den Veränderungen in unserer Belegschaft Rechnung tragen. Unser Fokus für das Jahr 2020 lautete, mehr Frauen und mehr Menschen aus wenig repräsentierten Regionen in Schlüsselpositionen zu bringen.

Business Continuity und die Pandemiebereitschaft (z. B. bei Grippe) zurückgreifen. Dank dieser voraus­ schauenden Planung konnten wir schnell und flächendeckend­ auf virtuelles Arbeiten umstellen. Mitarbeitende, die weiterhin an Standorten von Roche oder bei Kunden arbeiten mussten, wurden entsprechend geschützt und für alle Kontakte mit Dritten standen Sicherheits- und Gesundheitspro- tokolle bereit. Zudem konnten alle Mitarbeitenden weltweit den Elecsys Anti-SARS-CoV-2 Antikörper- test in Anspruch nehmen.

Das intensive Arbeiten während einer Pandemie, ob zuhause oder vor Ort, kann für die Mitarbeitenden belastend sein. Man fühlt sich möglicherweise isoliert oder kämpft mit Ablenkungen, weil das Arbeitsumfeld zuhause nur bedingt zu kontrollieren ist. Deshalb war das Thema Gesundheit und Wohl­ befinden in Zeiten von COVID-19 Schwerpunkt der diesjährigen Global Live Well Initiative. Zusätzlich wurden weltweit zahlreiche Hilfsangebote für Mitarbeitende entwickelt, darunter allgemeine Tipps zum Arbeiten zuhause, zu Ergonomie, psychi- scher Gesundheit, Fitness, Achtsamkeit/Resilienz, Ernährung und sozialem Austausch.

Dank der vernetzten Organisation konnten eigen­ verantwortlich agierende Fachleute auf lokaler und regionaler Ebene Lösungen entwickeln, die im Ein- klang mit dem lokalen Bedarf und rechtlichen oder regulatorischen Vorgaben standen. Diese Lösungen wurden zügig in unserem globalen Netzwerk­ aus­ gerollt. Unsere stark veränderten Arbeitsweisen trugen auch dazu bei, dass wir in der Krise viel für Patientinnen und Patienten erreichen konnten. Wir haben Massnahmen ergriffen, um die Business Continuity an allen Standorten sicherzustellen, und konnten so wesentliche Produktionsunterbrechun- gen vermeiden. Dies wiederum hat ermöglicht, dass Medikamente und Diagnostika für unsere Patienten weiterhin entwickelt und bereitgestellt wurden.

Die positiven Veränderungen, die diese beispiellose Krise bewirkt hat, wollen wir dauerhaft beibehalten. Zugleich bleiben die Gesundheit und Sicherheit der Belegschaft unsere oberste Priorität. Dies möchten wir wie folgt erreichen:

  • Gesundheit am Arbeitsplatz durch flexible Arbeits- regelungen, die den rechtlich zulässigen Rahmen in jedem Land voll ausschöpfen

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  |  Roche  91

  • Kontinuierliche Verbesserung durch den Aufbau von Expertennetzwerken an allen Standorten, die sich noch aktiver einbringen als bisher
  • Beteiligung an lokalen Benchmark-Gruppen, um Erkenntnisse und erfolgreiche Lösungen mit anderen Unternehmen auszutauschen

Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie wurde im April 2020 eine Umfrage (Global Employee Opinion Survey, GEOS) durchgeführt. Mit dieser Pulsumfrage, die sich nur auf die Auswirkungen der Pandemie konzentrierte, wollten wir erheben, wie es den Mitarbeitenden geht und wie wir sie in dieser schwierigen Zeit am besten unterstützen können. Hier ein Auszug aus den eindrücklichen Ergebnissen:

  • 71% der berechtigten Mitarbeitenden nahmen an der Umfrage teil
  • 91% der Teilnehmenden fühlten sich von Roche in ihrem Wohlbefinden unterstützt
  • 96% gaben an, sie seien stolz darauf, für Roche zu arbeiten

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Die Pandemie hat unseren Fokus auf Gesundheit und Sicherheit geschärft. Wir haben uns entschlos- sen für den Schutz unserer Mitarbeitenden und externen Partner eingesetzt. Roche hat die klare Erwartung, dass alle internen Einheiten sowie unsere Produktionspartner und Lieferanten die Sicherheit und Gesundheit bei ihren Tätigkeiten in sämtlichen Arbeitsbereichen gewährleisten. Um dieser Verpflich- tung konsequent nachzukommen,­ wurden sichere Arbeitsmethoden mit klaren Prozessen und präzisen Anleitungen für alle Mitarbeitenden eingeführt. Ein Mitarbeiter einer Drittfirma ist bei einem Unfall auf einer Baustelle in Basel verstorben, es ist jedoch unklar ob es sich um einen Arbeitsunfall handelte. Wir sind in unseren Gedanken beim Verstorbenen und seinen Angehörigen und sprechen ihnen unser tief empfundenes Beileid aus.

Ein Grundsatz beim Gesundheitsschutz besteht darin, einer Überexposition mit Substanzen vorzubeugen. Zur Festlegung entsprechender Schutzmassnahmen müssen wir die Potenz bzw. Toxizität jeder Substanz sowie die Exposition bei jeder Tätigkeit überwachen. Roche hat im Lauf der Jahre die akzeptablen Exposi- tionswerte von etwa 2 000 Substanzen untersucht, definiert und systematisch angewandt, um sicher- zustellen, dass die Standards nicht überschritten

Geleitet von unserem Leitbild haben wir unsere Arbeitsweise erheblich an- gepasst, um weiterhin Verbesserungen für Patienten zu erzielen.

werden. Mit diesen Daten können wir durch techni-­ sche Kontrollen eine Überexposition verhindern. Falls nötig, werden neue Prozesse entwickelt bzw. bestehende Prozesse angepasst, um alle geltenden Standards einzuhalten. Sicherheit ist die Verantwor- tung aller, von der Konzernspitze bis zu den einzelnen Mitarbeitenden. Dank unserer ausgereiften Prozesse haben wir im abgeschlossenen Fünfjahreszeitraum alle Sicherheitsziele erreicht.

Wir streben nach kontinuierlicher Verbesserung. Dazu bauen wir auf die erreichten Erfolge auf und setzen uns neue Fünfjahresziele für den Bereich Gesundheit und Sicherheit. Sie sind ehrgeizig, aber erreichbar. Den vollständigen Zielekatalog für 2020 bis 2025 finden Sie auf unserer Website.2

Sicherheit und Gesundheit von Mitarbeitenden

<0,32

0,179

0,173

0,174

0,158

0,150

0,127

0,062

0,061

0,059

0,053

<0,06*

0,047

0,045

0,445

<0,5*

0,436

0,430

0,411

0,385

393

400

348

346

0,354

334

277

6 396

6 298

4 828

4 773

4 397

4 369

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2020 Ziel

Krankheitsrate mit Ausfallzeit

Roche-Unfallrate

Unfallrate mit Ausfallzeit

Arbeitsunfälle (Anzahl)

  Durch Unfälle verlorene Arbeitstage pro Jahr

*  Drei-Jahres-Durchschnitt

2  https://www.roche.com/de/environment/our_she_goals_and_performance

92

In diesen aussergewöhnlichen Zeiten kommt es auf jede einzelne Person an. Die Mitarbeitenden engagieren sich, dass Kranke ihre benötigten Behandlungen sowie die entsprechenden Produkte für ihre Therapie erhalten. Die Beispiele auf diesen zwei Seiten stehen stellvertretend für viele ähnliche Aktivitäten.

Mehr als je zuvor verlassen wir uns aufeinander. #StrongerTogether.

Informationen zu unseren Helden des Alltags

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  |  Roche  93

Helden des Alltags

Patienten kommen an erster Stelle

Die Pandemie hatte nachteilige Auswirkungen auf die Versorgung vieler Betroffener. Es wurden zahlreiche Anstrengungen unternommen, damit Patientinnen und Patienten ihre Behandlung ohne Unterbrechung fortsetzen können. Hier einige Beispiele:

Lara Stallard-Taylor, Roche Australien

Wir haben eine der höchsten Populationen von Men- schen mit multipler Sklerose (MS). Da MS-Patienten bereits immungeschwächt­ sind, stellt ein Klinik- besuch tatsächlich ein höheres Risiko dar, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Daher entschieden sich viele dafür, ihre Behandlung mit Ocrevus zu verschie- ben. Diese Verzögerungen führten jedoch dazu, dass die MS eines Betroffenen nicht mehr unter Kontrolle war. Es wurde uns schnell klar, dass eine alternative Behandlungsoption erforderlich war, um zu gewähr- leisten, dass die Behandlung nicht unterbrochen wurde. Wir beschlossen rasch, ein Programm für die Behandlung zuhause zu entwickeln und die Infusion direkt zu den Betroffenen zu bringen. Sofort wurde eine Projektgruppe gebildet und durch intensive Vernetzung und Zusammenarbeit wurde das Programm zügig entwickelt. Statt der sechs Monate, die normalerweise für ein solches Projekt erforderlich sind, konnte es bereits nach etwas mehr als zwei Monaten beginnen.

Faith Morilla, Edgar DeLasAlas, Roche Philippinen Viele der von uns betreuten Personen erlebten eine Unterbrechnung ihrer Therapie. Was wirklich überraschte, war die Tatsache, dass etliche Ärzte mindestens einen Patienten hatten, bei dem sich während der Unterversorgung der Zustand ver- schlechtert hatte oder der gestorben war. Das war für uns der Aufruf zum Handeln. Wir begannen mit

dem Flexcare-­Transport, bei dem wir Patientinnen und Patienten von überall her zu ihrem Arzt, zu ihrer Krankenstation bringen konnten. Und dann besprachen wir mit Ärzten und Betroffenen, was wir noch tun könnten. Daraus resultierte die Idee von alternativen Standorten,­ an denen sich Patienten ausserhalb des Krankenhauses behandeln lassen können, weil viele von ihnen eine verständliche Angst davor haben, ins Krankenhaus zu gehen.

Einsatz im COVID-19-Zentrum

Zwei als Ärzte ausgebildete Mitarbeiter von Roche Ungarn arbeiteten freiwillig in Ungarns grösstem COVID-19-Zentrum und inspirierten andere dazu, ihr Möglichstes zu tun.

Levente Molnar, Roche Ungarn

«Das Fachpersonal war dankbar für jede Art von Hilfe, die sie in diesen extrem stressigen Zeiten erhalten konnten. Sie gaben regelmässige Rück- meldungen, sodass wir jeden Tag besser werden konnten. Nach einem Monat im Lungenzentrum wurde mir klar, dass ich auch mit Dingen helfen konnte, die ich während unserer agilen Transformation bei Roche im vergangenen Jahr gelernt hatte. Dazu gehörten die Visualisierung und Zusammenfassung von Proble- men und Verfahren, IT-Lösungen und die Vernetzung von Kolleginnen und Kollegen aus der Diagnostik mit Fachpersonal vor Ort.»

Janos Santha, Roche Ungarn

«In meiner Zeit als Arzt in einem Krankenhaus war ich früher in einem ganz anderen Fachgebiet tätig. Ich kam zwei Wochen nach Levente im Krankenhaus an, und er konnte mir Bereiche aufzeigen, auf die ich mich konzentrieren konnte. Dadurch wurde die Zeit der Fachärzte auf der Intensivstation frei.»

94

Die Umwelt schützen

Im Laufe der Jahre haben die gesellschaftlichen Erwartungen an Unter­ nehmen bezüglich sozialer Verantwortung und Transparenz zugenommen.

Anspruchsgruppen setzen heute voraus, dass Unter- nehmen über die gesamte Lieferkette hinweg ihre ökologische Verantwortung wahrnehmen. Bei Roche haben soziale Verantwortung, ethisches Geschäfts- verhalten, die Achtung der Menschenrechte und der Umweltschutz seit vielen Jahren höchste Priorität.

Wir sind seit jeher der Überzeugung, dass ein gutes Geschäftsgebaren unmittelbar mit umweltbewuss- tem Verhalten einhergeht. Durch ein ausgereiftes Umweltmanagementsystem nimmt Roche über die ganze Lieferkette hinweg ein Höchstmass an ökologischer­ Verantwortung wahr.

Interne Abläufe - Vorbeugung ist essenziell Als weltweit produzierendes Unternehmen ist Roche Risiken ausgesetzt, die Menschen, Güter, die Umwelt oder auch unsere Reputation als Firma schädigen können. Diese Unsicherheiten werden durch ausgereifte Risiko- und Umweltmanagement- systeme deutlich eingegrenzt. Die erste Kontroll- instanz bilden unsere lokalen Niederlassungen. Sie implementieren Standards und Prozesse, führen Programme, Inspektionen sowie Selbstbewertungen durch und veranlassen Korrektur- und Vorbeugungs- massnahmen. Lokale Beauftragte für Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz (SGU) beraten die Führungskräfte im operativen Bereich und tragen so zur Einhaltung der lokalen Vorschriften und konzernweiten Standards bei.

Die zweite Kontrollinstanz befindet sich auf Konzern- ebene: Ein Audit-Team für SGU inspiziert gemeinsam

mit Umweltexpertinnen und -experten alle Produk- tionsanlagen unter ökologischen Aspekten. Ausser- dem überwachen sie die Einhaltung von Gesetzen und internen Standards für den Umweltschutz und legen bei Bedarf Verbesserungsmassnahmen fest. Interne Audits werden regelmässig für die Produk- tionsstätten der Divisionen Pharma und Diagnostics durchgeführt, wobei die Prüfintervalle bei Stand­ orten mit höheren Risiken kürzer sind.

Standards für die gesamte Lieferkette Roche hat einen Verhaltenskodex für Lieferanten entwickelt, um ihre hohen Standards für eine verant- wortungsvolle Geschäftstätigkeit auch auf Zulieferer auszuweiten. Im Rahmen interner oder von Roche beauftragter externer Prüfungen werden Betriebe aller relevanten Lieferanten auditiert und bei Bedarf Verbesserungen empfohlen.

Analog zu den internen Standards wurden auch für Zulieferer detaillierte Leistungskennzahlen definiert. Die jeweiligen Divisionen bestätigen als erste Kontrollinstanz durch Audits und Prüfungen, dass ihre Auftragshersteller, Lieferanten und Serviceanbieter­ alle Anforderungen erfüllen. Die zweite Kontrollinstanz in Bezug auf Lieferanten befindet sich wie bei den internen Prozessen auf Konzernebene, wo die Audit-Strategie festgelegt und überwacht wird. Verhält sich ein Zulieferer nicht regelkonform, wird entweder sein Vertrag gekündigt bzw. nicht verlängert oder es werden Korrektur- massnahmen verlangt, bei deren Umsetzung Roche gegebenenfalls aktive Unterstützung leistet.

Umwelt  |  Roche  95

UN SDGs

Themen mit hoher Bedeutung­

·  Energieeffizienz

·  Langfristige Ausrichtung

Roche ist bestrebt, die Effizienz der Energienutzung zu maximieren, den Energieverbrauch zu senken und die Nutzung nachhaltiger Energiequellen zu erhöhen, während sie gleichzeitig ihr globales Geschäft weiter ausbaut.

96

Unsere Erwartungen werden allen Lieferanten klar kommuniziert und konsequent umgesetzt. Es pas- siert nicht selten, dass Roche die Zusammenarbeit mit Partnern beendet, die nicht verantwortungsvoll handeln oder nicht aktiv ihre Umweltauswirkungen verringern.

Stetige Verbesserung der Ökobilanz Roche ist seit vielen Jahren dabei, die Umwelt­ auswirkungen ihrer Aktivitäten zu überwachen und aktiv zu reduzieren. Wir messen diese anhand der Ökobilanzmethode, eines Punktesystems mit umweltrelevanten Parametern.1 Es vergibt Punkte für ökologische Parameter wie Emissionen, Kontamination, Ressourcenverbrauch, Abfall usw., um die Belastungen der Ökosysteme auf globaler Ebene zu quantifizieren. Diese Punkte werden addiert und ins Verhältnis zur Gesamtzahl der Mitarbeitenden gesetzt.

Unser Ziel für 2020 war, die Ökobilanz von Roche um 6% gegenüber dem Jahr 2019 zu verbessern. Sowohl die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie als auch das Senken des Energieverbrauchs und der Luftemissionen sowie der allgemeinen wie auch chemischen Abfälle führten zu einer weiteren Verbesserung unserer Ökobilanz um etwa 25%.

Die Ende 2020 ausgelaufenen und erreichten Fünf- Jahres-Ziele haben eine beträchtliche Verringerung unseres ökologischen Fussabdrucks bewirkt (siehe Grafik S. 100). Roche und ihre Anspruchsgruppen haben ein klares Bild von der langfristigen Ent- wicklung des Unternehmens, und wir sind unserer ökologischen Verantwortung voll verpflichtet. Um dies zu bekräftigen, wurden im Jahr 2020 erneut Fünf-Jahres-Ziele für den Umweltschutz festgelegt, die zugleich anspruchsvoll und realisierbar sind. Der vollständige Katalog der Ziele für 2020 bis 2025 ist auf unserer Website zu finden.2

1,7%

1,3%

9,0%

Wasserverbrauch

Lärm

Energieverbrauch

80,6%

Emissionen in die Luft

Roche-

5,5%

Ökobilanz

Emissionen ins Wasser

2020

1,9%

Mülldeponien

1  Entwickelt vom Schweizer Bundesamt für Umwelt, dessen neueste Leitlinien wir erfüllen

2  https://www.roche.com/de/sustainability/environment/our_she_goals_and_performance.htm

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Roche Holding AG published this content on 04 February 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 04 February 2021 08:49:01 UTC.