Zürich (awp) - Die Papiere des Pharmakonzerns Roche erleben zur Wochenmitte ein regelrechtes Kurfeuerwerk. Auslöser sind erste positive Daten aus einer zulassungsrelevanten Alzheimer-Studie der Konkurrenten Eisai/Biogen. Dieser verfolgt den gleichen Ansatz bei der Alzheimer-Therapie wie Roche.

Gegen 9.25 Uhr springen die Genussscheine von Roche um 5,3 Prozent auf 329,25 Franken an. Sie hieven damit auch den Leitindex SMI ins Plus. Dieser gewinnt 0,18 Prozent.

Der neue Alzheimer-Wirkstoff Lecanemab von Biogen und Eisai hat in einer grossen zulassungsrelevanten Studie seine Ziele erreicht: die Verlangsamung der Krankheit. Der Zulassungsantrag bei den US-Behörden ist deshalb schon auf dem Weg. Biogen und Eisai haben also eine gute Chancen, in einem Milliardenmarkt gute Geschäfte zu machen.

Vor allem aber stärken die Daten eine seit langem bestehende Hypothese über die Behandlung der häufigsten Demenzursache, meint ein Börsianer. Die Ergebnisse der beiden Konzerne zeigen nämlich, dass die Behandlung mit dem Medikament Lecanemab den klinischen Verfall über einen Zeitraum von 18 Monaten um 27 Prozent verlangsamte.

Das sind gute Nachrichten für den Mitbewerber Roche, der am eigenen Alzheimer-Wirkstoff Gantenerumab forscht. Denn Lecanemab wie Gantenerumab richten sich gegen Ablagerungen von Beta-Amyloid im Gehirn, die als Treiber der Krankheit verdächtigt werden. Die Forschungsergebnisse zum eigenen Alzheimer-Mittel will Roche in den nächsten Wochen präsentieren.

Dass Biogen und Eisai ein Durchbruch gelungen ist, sei ein positives Omen für die laufenden Roche-Untersuchung, meinen Börsianer. Denn in den letzten Jahren war die Forschung an der Krankheit vor allem nur eines: ein Milliardengrab. Roche selbst hatte diesen Sommer mit einem anderen Alzheimer-Kandidaten - Crenezumab - einen Rückschlag erlitten.

Es gibt aber auch zurückhaltendere Stimmen. So ist aus Analystenkreise zu hören, dass man erst einmal das komplette Datenset sehen müsse, um den Wirkmechanismus besser beurteilen zu können. Bei Bernstein betont Analyst Wimal Kapadia, dass die Nachricht zwar erst einmal als positiv für Roche erachtet werden könnte, es aber klare Unterschiede zwischen dem Eisai/Biogen Wirkstoff und dem von Roche gebe.

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