Zürich (awp) - Die beiden Pharmaschwergewichte Roche und Novartis belasten mit ihren Kursverluste zur Wochenmitte auch den Gesamtmarkt. Bei Roche heisst der Auslöser Merck & Co. Die Amerikaner haben am Vorabend mitgeteilt, dass sie bei der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für ihr Immun-Therapeutikum Keytruda in Kombination mit einer Chemotherapie beantragt haben. Die Behörde wiederum habe den Antrag angenommen, hiess es von Merck. Bei Novartis machen sich im Vorfeld der Zahlen vorsichtige Analystenkommentare negativ bemerkbar.

Gegen 10.45 Uhr geben die Genussscheine von Roche 0,5% nach auf 242,10 und die Papiere von Novartis fallen um 0,4% auf 75,10 CHF. Der Gesamtmarkt tritt, gemessen am SPI, auf der Stelle. Zur Erinnerung: Die Aktien der beiden Pharma-Konzerne haben im gerade abgelaufenen Börsenjahr 2016 mit Kursverlusten von jeweils um die 15% zu den schwächsten SMI-Werten gehört. Nur die Aktien der beiden Grossbanken haben noch deutlich schlechter abgeschnitten.

Dass die Amerikaner schon jetzt die Zulassung für diese Kombinationstherapie zur Behandlung von Lungenkrebs eingereicht haben, werten Analysten durch die Bank als herben Rückschlag für Roche. Denn damit sichern sich die Amerikaner einen enormen Zeitvorsprung. Wie Analyst David Evans von Kepler schreibt, hatte er bislang damit gerechnet, dass Roche für seine Kombination aus Immun-Therapie plus Chemo als einer der ersten Konzerne der Branche gegen Ende 2017 eine Zulassung in den USA beantragen werde.

Da Lungenkrebs einer der grössten Märkte ist, ist er auch besonders hart umkämpft. Roche muss sich schon seit Jahren den Vorwurf von Analysten anhören, im Bereich der Immun-Onkologie mit einer Verzögerung von etwa zwei Jahren der Konkurrenz hinterherzuhinken. Mit dem überraschenden Antrag von Merck nun, hat dieser Vorwurf neue Nahrung bekommen.

Bei Novartis sorgen dagegen vorsichtige Kommentare im Vorfeld der Quartals- und Jahreszahlen in zwei Wochen für Kursverluste. Analysten sehen der bevorstehenden Zahlenvorlage nicht gerade mit Zuversicht entgegen. Bei der Credit Suisse haben die Experten angesichts der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren und deutlich gesenkter Gewinnerwartungen an diesem Mittwochmorgen sogar das Rating auf Neutral von zuvor Outperform gesenkt und das Kursziel deutlich gestutzt.

Die Experten nennen verschiedene Faktoren, die sie zu einer vorsichtigeren Haltung bewegen. Dazu gehören nicht zuletzt die zuletzt enttäuschenden Daten von Fovista in der Augenheilkunde. Auch die erhöhten Ausgaben für die beiden Markteinführungen Cosnetyx und Entresto bereiten den Experten Kopfschmerzen - ganz zu schweigen von den Umsätzen, die durch das abgelaufene Glivec/Gleevec-Patent wegbrechen.

In anderen ersten Kommentaren zu den bevorstehenden Zahlen heben die verschiedenen Analysten auch immer wieder die Augensparte Alcon hervor, die das gesamte Jahr 2016 überwiegend für negative Schlagzeilen gesorgt hat.

Vor allem um die Prognosen sorgen sich einige Analysten. Sie befürchten, dass Novartis bei der Vorlage seiner Jahres- und Quartalszahlen am 25. Januar vor allem mit dem Ausblick auf 2017 für Ernüchterung sorgen könnte.

hr/cf