SAN FRANCISCO (dpa-AFX) - Das Biotechnologieunternehmen Morphosys hält die Aussicht auf ein weiteres eigenes Medikament aufrecht. Firmenchef Jean-Paul Kress stellte auf einer Branchenkonferenz positive Zwischenergebnisse zum aktuell wichtigsten Hoffnungsträger Pelabresib bei Myelofibrose vor. Der seltene Knochenmarkkrebs ist schwer behandelbar. Ein Durchbruch auf diesem Gebiet wäre daher auch wirtschaftlich ein Erfolg. An der Börse reagierten die Investoren am Donnerstag erfreut auf die Daten.

Die im SDax notierte Aktie verteuerte sich im frühen Handel um mehr als vier Prozent, zuletzt notierte sich nun 1,65 Prozent im Plus bei 15,40 Euro. Damit stieg der Kurs zugleich erstmals seit November wieder über die 50-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend.

Die von Morphosys gezeigten Daten deuteten auf tiefgreifende und anhaltende Verbesserungen des Krankheitsbildes durch Pelabresib hin, sagte ein Händler. Ende 2022 war das Morphosys-Papier auf ein Tief seit mehr als 13 Jahren gefallen und hat seitdem in der Spitze ein Drittel hinzugewonnen.

Wie aus der Firmen-Präsentation im Rahmen einer Branchenkonferenz der US-Bank JPMorgan in San Francisco am Mittwochabend hervorgeht, zeigten die Daten zu Pelabresib in Kombination mit dem Wirkstoff Ruxolitinib bei der Erstlinienbehandlung tiefgreifende und dauerhafte Verbesserungen sowohl des Milzvolumens als auch der Symptomwerte zum Teil bis in die 72. Woche.

Dabei stehe das Ansprechen der Milz in Zusammenhang mit Verbesserungen der Knochenmarksmorphologie, hieß es. Auch bestätigte Morphosys frühere Angaben, wonach Pelabresib eine mögliche krankheitsmodifizierende Wirkung haben könnte - darauf deute die Analyse der Biomarker hin.

"Mit Pelabresib haben wir die großartige Möglichkeit, den Therapiestandard bei Myelofibrose zu verbessern und den Einsatz auf andere myeloische Erkrankungen auszudehnen, in denen ein hoher medizinischer Bedarf besteht", sagte Firmenlenker Kress.

Bereits zu Wochenbeginn hatte der Konzern seinen Zeitplan für den Medikamentenkandidaten vorgezogen: Die Ergebnisse sollen bereits Anfang 2024 verfügbar sein, statt wie bisher geplant in der ersten Hälfte des kommenden Jahres. Auf eine Zulassung hofft Morphosys bisherigen Angaben zufolge 2025. Es wäre dann das zweite eigene Medikament des früheren Auftragsherstellers. Mit Abbvie forscht indes auch ein Konkurrent an einer neuartigen Behandlung der Myelofibrose.

Morphosys schreibt wegen seiner kostspieligen Forschung aktuell rote Zahlen und steht deshalb unter Erfolgsdruck. Forschungsflops bei Partnerunternehmen hatten im vergangenen Jahr bereits die Hoffnung auf ergänzende, üppige Lizenzeinnahmen zunichtegemacht. Zudem kämpft das aktuell wichtigste Medikament Monjuvi mit zunehmender Konkurrenz, mehrfach mussten die Prognosen für das Mittel gesenkt werden.

In diesem Jahr rechnet Morphosys für Monjuvi nur bestenfalls mit einem kleinen Umsatzplus. Einige Analysten sahen daher wegen der schwachen Pipeline für 2023 die Aussichten des Unternehmens in diesem Jahr äußerst kritisch. Und auch mittelfristig hängt für das Biotechunternehmen viel vom etwaigen Durchbruch mit Pelabresib ab.

2022 hatte das Papier gut 60 Prozent an Wert eingebüßt und war damit einer der schwächsten SDax-Werte. Viele Investoren hatten der Aktie bereits 2021 angesichts unsicherer Aussichten nach der 1,7 Milliarden Dollar teuren Übernahme des US-Krebsspezialisten Constellation den Rücken gekehrt. Durch den Zukauf hatte sich Morphosys Pelabresib in die eigene Forschungspipeline geholt. Anfang 2020 hatten die Aktien denn auch noch gut 146 Euro gekostet./tav/ngu/mis