Basel (awp) - Der Pharmakonzern Roche hat am Donnerstag mit seinen Zahlen für 2017 und dem Ausblick für 2018 Licht und Schatten geboten. Während der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr die Erwartungen der Analysten zum Teil übertroffen hat, zum Teil aber auch am unteren Ende ihrer Schätzungen lag, ist der Ausblick durchwachsen. So dürfte der Gewinn je Aktie vor allem dank der US-Steuerreform deutlicher zulegen.

Ohne den US-Steuereffekt, den der Finanzchef Alan Hippe auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag beziffert, dürfte sich der Gewinn je Aktie 2018 "in etwa" wie die Umsätze entwickeln. Das heisst konkret: Stagnieren bis im niedrigen einstelligen Prozentbereich wachsen.

Schuld an dem vergleichsweise vorsichtigen Ausblick sind die Nachahmerprodukte für Blockbuster wie MabThera und Herceptin. Die MabThera-Umsätze haben dies bereits im vierten Quartal in Europa deutlich zu spüren bekommen, wo der Verkauf gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26% eingebrochen ist.

DRUCK DURCH BIOSIMILARS DÜRFTE ZUNEHMEN

Und es dürfte nicht einfacher werden. Vielmehr stellen CEO Severin Schwan und Pharma-Chef Daniel O'Day für 2018 noch eine Beschleunigung dieses Trends in Aussicht, da sich der Biosimilar-Effekt erstmals über ein ganzen Jahr auswirken kann. Zudem werden im Jahresverlauf erste Nachahmerprodukte für den zweiten Blockbuster Herceptin erwartet. "Wir gehen davon aus, dass sich Herceptin 2018 in etwa wie MabThera im Vorjahr entwickeln wird", kündigt O'Day an.

Dennoch beharren die Manager darauf, dass sie zuversichtlich sind für den weiteren Verlauf. "Ich bin heute mit Blick auf unsere Zukunft deutlich optimistischer, als ich es vor einem Jahr an dieser Stelle war," sagt O'Day im Gespräch mit AWP.

NEUE PRODUKTE SOLLEN AUSGLEICH SCHAFFEN

So betonen O'Day und Schwan, dass die zuletzt eingeführten Produkte wie etwa das MS-Mittel Ocrevus oder das Immuntherapeutikum Tecentriq bereits 2017 etwa 65% zum Umsatzwachstum der Pharmasparte beigetragen haben. In Zahlen ausgedrückt waren es 1,4 Mrd CHF. "Wenn man das auf das Jahr hochrechnet, haben sie einen Umsatzbeitrag von etwa sieben Milliarden CHF geleistet", betont O'Day. Dabei befinden sich die Mittel noch in der Wachstumsphase.

Mit Blick auf das gerade angelaufene Jahr geht Schwan denn auch davon aus, dass sich das Wachstum dieser Mittel noch beschleunigen wird. "Dank unserer neu lancierten Produkte sollte es uns möglich sein, den Einfluss der Biosimilars mindestens auszugleichen, wenn nicht sogar zu überkompensieren." Dies treffe auch auf die Margen zu.

Wichtig dabei ist, dass das gerade lancierte Mittel Hemlibra erst kürzlich seine Zulassung erhalten hat. Hier rechnet O'Day damit, dass die Indikation im laufenden Jahr noch für weitere Patientengruppen zugelassen wird. Vor allem aber wird das Mittel erst in diesem Jahr voll zum Umsatz beitragen.

Und auch für das Immun-Therapeutikum Tecentriq stehen Zulassungen in weiteren Indikationen auf der Agenda. Vor allem aber stehen wichtige Studiendaten in den kommenden Monaten an.

UMSATZENTWICKLUNG WIE ERWARTET

Soweit der Blick nach vorne. Für das zurückliegende Jahr hatte Roche davor einen Umsatz vorgelegt, der etwas besser als erwartet ausgefallen ist. Mit 53,3 Mrd CHF lag er sowohl in Schweizer Franken wie auch in Lokalwährungen um 5% über dem Vorjahreswert.

Der operative Kerngewinn verbesserte sich um 3% auf 19,0 Mrd. Beim Konzerngewinn nach IFRS musste Roche dagegen ein Minus von 9% auf 8,8 Mrd hinnehmen. Als Gründe für den Rückgang nennt der Konzern insbesondere Wertminderungen von Goodwill und immateriellem Anlagevermögen sowie Abschreibungen auf immaterielles Anlagevermögen.

Die Aktionäre kommen trotz Gewinnrückgang in den Genuss einer um 10 Rappen auf 8,30 CHF erhöhten Dividende. Dies sei die 31. Dividendenerhöhung in Folge, so Roche.

Mit den ausgewiesenen Zahlen hat Roche die eigene Guidance erreicht. Die Analysten-Erwartungen wurden beim Umsatz geringfügig übertroffen, auf Gewinnseite dagegen leicht verfehlt.

Insgesamt bewerten die Experten das Zahlenwerk als solide. Gerade der erwartete Effekt der US-Steuerreform sei eine positive Überraschung, heisst es in den meisten Kommentaren.

An der Börse konnten die Genussscheine ihre frühen Kursgewinne nicht verteidigen und schlossen mit 2,8% klar schwächer. Der Leitindex SMI gab unter dem Druck der Pharmaschwergewichte um 0,48%.

hr/ra