LONDON (awp international) - Der Bergbaukonzern Rio Tinto setzt weiterhin lieber aufs Sparen als auf eine kostspielige Expansion. Am Montag stellte der Konzern den Industrieveteran Simon Thompson als künftigen Verwaltungsratschef vor - und veröffentlichte einen Plan, wie er absehbar höhere Ausschüttungen für die Aktionäre erreichen will. So will Rio Tinto seine Produktivität erhöhen und über die kommenden fünf Jahre einen zusätzlichen freien Barmittelzufluss von fünf Milliarden US-Dollar erzielen.

Die Investitionen für 2017 sollen derweil geringer ausfallen als zuletzt gedacht. Statt 5 Milliarden US-Dollar, wie im August prognostiziert, sollen sie nun unter der Marke von 4,5 Milliarden Dollar bleiben. Für 2018 sind 5,5 Milliarden, für 2019 und 2020 jeweils 6 Milliarden Dollar geplant.

Im laufenden Jahr hat Rio Tinto bisher 6,3 Milliarden Dollar an seine Aktionäre ausgeschüttet. Zusätzlich sollen über den Rückkauf eigener Aktien an der Londoner Börse 1,9 Milliarden Dollar an die Anteilseigner zurückfliessen.

Für diesen Kurs steht auch der künftige Verwaltungsratschef. Der 58-jährige Simon Thompson sitzt bereits seit 2014 im Aufsichtsgremium von Rio Tinto und hatte vorher im Vorstand des Konkurrenten Anglo American gearbeitet. An der Börse kam die Wahl gut an. In Australien gewannen Rio-Tinto-Aktien bis zu zwei Prozent an Wert, an der Londoner Börse lagen sie am Morgen mit 0,64 Prozent im Plus.

Ab dem 5. März 2018 soll der Manager dem Gremium vorstehen, wie das Unternehmen am Montag in London mitteilte. Rio Tinto hatte schon länger nach einem neuen Chef für den Verwaltungsrat gesucht. Zuerst war der frühere Xstrata-Chef Mick Davis für den Posten vorgesehen - dieser Vorschlag wurde jedoch wegen des Widerstands wichtiger Aktionäre gestoppt.

So forderten Investoren, die rund ein Fünftel des Kapitals hinter sich vereinen, eine Person an der Spitze, die stärker auf Disziplin bei den Ausgaben statt auf Übernahmen oder hohe Investitionen setzt. Thompson kündigte an, diese Ansprüche zu erfüllen. Er wolle im Verwaltungsrat gemeinsam mit Konzernchef Jean-Sébastien Jacques und dessen Team daran arbeiten, die Disziplin beim Kapitaleinsatz beizubehalten und lieber auf Werthaltigkeit des Geschäfts als auf Masse zu setzen.

Der scheidende Verwaltungsratschef Jan du Plessis sagte, er übergebe den Staffelstab in einem Moment, in dem das Geschäft in grossartiger Verfassung sei und Rio Tinto die stärkste Bilanz in der Branche habe. Der Manager ist seit 2009 Verwaltungsratschef bei Rio Tinto und tritt zurück, da er den gleichen Posten beim britischen Telekomkonzern BT Group antritt./stw/zb/stk/oca